Literatur

Originalton Tschechisch

Gastgeberin und Gast: Rachel Salamander und Ivan Klima Foto: Miryam Gümbel

Mein verrücktes Jahrhundert (Moje silené stoleti) zählt zu den hochgelobten Werken des tschechischen Autors Ivan Klima. Noch ist es nicht in deutscher Übersetzung erhältlich. Bei einem Abend in der Black Box im Gasteig konnten Interessierte nun vorab dennoch etwas über das Buch erfahren. Geladen hatte zu der Veranstaltung die Literaturhandlung in Zusammenarbeit mit der Offenen Akademie der Münchner Volkshochschule, dem Tschechischen Zentrum und B’nai B’rith.

Ivan Klima konnte mit seiner Lesung nicht nur gegen den FC Bayern München punkten, dessen Spiel manch Interessierten im Vorfeld vor die Entscheidung Fußball oder Literatur gestellt hatte. Der Autor nahm die Menschen auch mit seinem bescheidenen und liebenswürdigen Auftreten und seiner Authentizität für sich ein.

Klima Wenn Autoren bei Rachel Salamander zu Gast sind, die nicht auf Deutsch schreiben, will sie ihrem Publikum deren Werk auch im Klang der Originalsprache vermitteln. Klima stellte dem Publikum aber die Frage, wer überhaupt Tschechisch verstehe. Es waren überraschenderweise viele. So stellte er mit einigem Humor fest, dass es sich dann freilich lohne, auf Tschechisch zu lesen. Damit das gesamte Publikum ihn verstehen konnte, trug Helmuth Becker Texte aus verschiedenen Werken Ivan Klima auf Deutsch vor.

Es sind vier Jahrzehnte, über die der Autor in Mein verrücktes Jahrhundert schreibt. Von der Literaturkritik wurde es als herausragende Geschichte des 20. Jahrhunderts gerade auch für die junge Generation gelobt. Zuzana Jürgens vom Tschechischen Zentrum, die mit Klima über sein Leben und Werk sprach, fragte ihn nach der Motivation für seine Bücher. Seine Antwort unterstrich einmal mehr seine bescheidene Zurückhaltung: Er schreibe halt einfach gerne, so Klima.

Theresienstadt Zu seinen Memoiren hat den Mann, der als Kind die Schoa in Theresienstadt überlebt und während des Kommunismus Berufsverbot hatte, ein inneres Bedürfnis geleitet: »Ich habe das schnell aufgeschrieben. Ich hatte Angst, dass ich etwas vergesse. Für einige Monate hatte ich Tagesnotizen. Aber ich schreibe über 40 Jahre. Da habe ich mich an vieles erinnert.« Zum Beispiel an die Tage, als die Nazis das Rote Kreuz nach Theresienstadt eingeladen hatten, um das kurzfristig geschönte Lager propagandistisch zu präsentieren. Die Deportierten hatten sich schon Hoffnungen gemacht, aber, »dann übernahm das Rote Kreuz das Ghetto nicht. Im Gegenteil, es begannen die Deportationen nach Polen.«

Ivan Klima und seine Familie haben überlebt. Was dazu beigetragen hat, erfuhr er erst viel später. Das Überleben der Verfolgungen war auch später für ihn ein Thema, das ihn in vielen seiner Werke begleitet hat. Sein Verrücktes Jahrhundert soll in diesem Jahr noch in englischer Übersetzung erscheinen.

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025