Im Dezember 1980 erschütterte ein Doppelmord die Stadt Erlangen. Unbekannte hatten den jüdischen Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrem Haus an der Erbradstraße ermordet. Seit dem 15. Dezember erinnert die Stadt mit der Lewin-Poeschke-Anlage an diese Tat und an die beiden Menschen.
Der Platz ist am Bürgermeistersteg zwischen Ebrardstraße und Schwabach gelegen. Oberbürgermeister Siegfried Balleis enthüllte das Straßenschild und erinnerte an den Verleger und die Bürgermeister-Witwe. Das Paar habe vor allem das gegenseitig Aufeinander hören gepflegt, betonte Balleis. Diese Einstellung hätte nicht nur das Vertrauen der beiden zueinander, sondern auch ihr Engagement etwa für die christlich-jüdische Versöhnungsarbeit bestimmt.
Vor dem Krieg war der 1911 in Jerusalem geborene Sohn eines Rabbiners Lehrer im damaligen Saargebiet sowie in Homburg und und Waldmoor. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schloss er sich der englischen Armee an und war bis 1948 bei der jüdischen Schutztruppe für Palästina Haganah. Nach Deutschland zurückgekehrt gründete er zusammen mit dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde München, Hans Lamm, den Judaica- Verlag Ner Tamid. Lewin wurde Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. 1964 lernte er die Witwe des ehemaligen Oberbürgermeisters Michael Poeschke, Frida kennen. Beide engagierten sich im christlich-jüdischen Dialog.
Ihre Mörder wurden nie gefasst. Als wahrscheinlich gilt, dass es sich um Mitglieder der rechtsextremistischen »Wehrsportgruppe Hoffmann« handelte. Jetzt erinnert zumindest ein Straßenschild an sie. Es trägt allerdings nur ihre Namen, eine Erklärung, wer Shlomo Lewin und Frida Poeschke waren, bietet es nicht. ja