Jugendarbeit

»Offen für alle«

Herr Khaet, Sie engagieren sich seit fünf Jahren bei »Jung und Jüdisch Deutschland« (JuJ). Sie haben Filmregie in Köln studiert, sind 24 Jahre alt und jüdisch. Sind Sie damit ein typischer JuJ-Aktivist?
Allerdings. Ich passe voll und ganz in die Zielgruppe. Bei JuJ organisieren sich junge jüdische Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren. Wir sind der größte dezidiert liberal-progressive Verein für junge Erwachsene in der Bundesrepublik.

Was ist Ihr wichtigstes Ziel?
Mir liegt das Engagement bei JuJ sehr am Herzen. Ich habe viele Jahre in der Jugendarbeit der Union progressiver Juden (UpJ) gearbeitet. Sobald man die Jugendarbeit in Ferienlagern und Gemeinden verlässt, muss man feststellen, dass in vielen Gemeinden eine große Lücke zwischen der Kinder- und Jugendarbeit und Angeboten für Senioren klafft. Die versuchen wir zu füllen.

Können auch Konservative und Orthodoxe bei Ihrem Verein mitmachen?
Klar, wir sind offen für alle. Diskussionen werden ja bekanntlich erst richtig spannend, wenn kontrovers debattiert wird. Allerdings sollte jeder unseren egalitären Grundkonsens respektieren. Zu unseren Treffen kommen auch Leute, die gar nicht so recht wissen, was liberales Judentum eigentlich bedeutet. Das ist dann immer besonders interessant.

JuJ betont seine Unabhängigkeit von den etablierten Gemeinden. Haben Sie keine Lust auf klassische Gemeindearbeit?
Das würde ich nicht sagen. Ich bin zum Beispiel sehr gerne Mitglied in meiner Heimatgemeinde Oberhausen. Als ehrenamtlich getragener Verein sind wir ja keine Konkurrenzveranstaltung. Im Gegenteil – wir sind mit den liberalen Gemeinden vor Ort verknüpft und besuchen auch deren Gottesdienste. Und die Gemeinden freuen sich über die vielen jungen Leute.

Was unterscheidet Ihre Arbeit vom Engagement in etablierten Gemeinden?
In Deutschland gibt es sehr unterschiedlich ausgerichtete Gemeinden. In einer wird hauptsächlich Russisch gesprochen, in einer anderen wird der Gottesdienst ausschließlich im chassidischen Ritus abgehalten. JuJ hat einen übergreifenden und inklusiven Ansatz. Zudem spricht JuJ natürlich nur eine ganz bestimmte Altersgruppe an – die Resonanz aus der Community ist sehr positiv.

JuJ will jungen Menschen ein Forum für Austausch und Begegnung liefern. Wie erreichen Sie das?
Pro Jahr organisieren wir zwei bis drei bundesweite Seminare, zu denen jeder eingeladen ist. Im Kern liegt unsere Arbeit aber auf den Schultern der Menschen vor Ort, die in ihrer Stadt eine Lokalgruppe gründen und dann gemeinsam entscheiden, was sie alles machen wollen. Das kann von gemeinsamen Gottesdiensten über Lerngruppen bis hin zu Partys gehen. Jeder, der sich im Sinne von JuJ engagieren will, rennt bei uns offene Türen ein. Zudem veranstalten wir jährlich mindestens eine gemeinsame Auslandsfahrt. 2016 zum Beispiel geht es nach Budapest.

In diesem Jahr feiern Sie Ihr 15-jähriges Bestehen. Was ist geplant?
Zum zehnjährigen Jubiläum 2011 gab es eine große Feier im Berliner Admiralspalast. Wir wollen das aber auch nicht überbewerten. JuJ stehen schließlich noch viele weitere Jubiläen bevor – und zunächst vor allem viel Alltagsarbeit.

Mit dem Vertreter von »Jung und Jüdisch« sprach Jérôme Lombard.

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 26.11.2025 Aktualisiert

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Digitales Gedenken

App soll alle Stolpersteine Deutschlands erfassen

Nach dem Start in Schleswig-Holstein soll eine App in Zukunft alle Stolpersteine in Deutschland erfassen. In der App können Biografien der Opfer abgerufen werden

 24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

München

Nicht zu überhören

Klare Botschaften und eindrucksvolle Musik: Die 39. Jüdischen Kulturtage sind eröffnet

von Esther Martel  23.11.2025