Berlin

Nach mehr als vier Jahren

Als »interessant, motivierend und am Ende lehrreich« bezeichnet Miki Pluznik die vergangenen viereinhalb Jahre in Berlin. Hier waren er und seine Frau Tzafi seit Ende 2006 für Keren Hayesod – Vereinigte Israelaktion (KH) unterwegs. Als kampferprobter Sabre, Kriegsveteran und israelischer Unternehmer hatte Miki bis dato einiges an Lebenserfahrungen gesammelt, doch der Einsatz für die Spendenorganisation stellte Neuland dar. Selbst ein Nachkomme von Wiener Holocaust-Überlebenden, wurde der damals 64-Jährige in Berlin KH-Delegierter für Testamente und Stiftungsfonds – und ließ sich nebenbei auf das jüdische Leben vor der Haustür ein. Nun packt er die Koffer und rüstet sich zur Heimkehr.

Dass Miki Pluzniks Arbeit sehr erfolgreich war, gilt als offenes Geheimnis. Doch über die eingeworbenen Fördersummen für laufende Projekte in Israel mag er sich nicht äußern. Lieber lobt er die gleichbleibend hohe Bereitschaft der in Deutschland lebenden Juden, beträchtliche Summen für den jüdischen Staat einzusetzen. »Viele kommen regelmäßig in unser Büro und wollen häufig erst einmal ihr Leben erzählen. Und nicht wenigen merkt man an, dass sie zwar in Deutschland leben, aber ihr Herz in Israel wohnt.«

Flottilla Beeindruckt hat Miki Pluznik zudem die spontane Spendenbereitschaft, als sich während der letzten Jahre der Nahostkonflikt zuspitzte und Israel auch anderweitigen Bedrohungen ausgesetzt war: »Beim Gaza-Krieg Anfang 2009, während der Flottilla-Krise im Frühjahr 2010 und erst recht im Dezember 2010, als die Wälder auf dem Carmel brannten, erlebten wir überraschend viel Zuspruch. Viele Menschen haben sich spontan bei uns gemeldet und ihre Hilfe angeboten, häufig waren auch Nichtjuden darunter.«

Umgekehrt war er erstaunt, während des gesamten Berlin-Aufenthaltes keinen direkten Antisemitismus, hingegen viel Toleranz und Aufgeschlossenheit zu erleben. »Berlin ist kosmopolitisch und offen«, bestätigt auch Ehefrau Tzafi. Bei allem Lob bleiben für die Pluzniks aber auch ein paar sehr ambivalente Eindrücke. »Antisemitismus ist hier fast völlig tabu«, konstatiert Miki, »aber Anti-Israelismus kommt mächtig in Mode.«

Am 1. Juni übergibt Miki Pluznik seinen Posten an den Israeli Jakov Snir (65) – einen Mann, der schon über jahrzehntelange Erfahrungen mit Keren Hayesod verfügt.

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Karoline Preisler  08.11.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Zohran Mamdanis Sieg spaltet die jüdische Gemeinschaft

Während ein Drittel der New Yorker Juden den neuen Bürgermeister gewählt hat, haben andere Angst, dass dessen Antizionismus ihre Sicherheit gefährdet

 06.11.2025

Hamburg

Viel mehr als Klezmer

In der Hansestadt haben die zweiten Jüdischen Kulturtage begonnen. Bis Mitte Dezember erwartet die Besucher ein breit gefächertes Programm – inklusive einer jiddisch-hebräischen Oper

von Heike Linde-Lembke  06.11.2025

Düsseldorf

»Eine Stimme, wo andere schwiegen«

Die Gemeinde zeichnet Wolfgang Rolshoven mit der Josef-Neuberger-Medaille aus

von Stefan Laurin  06.11.2025

Berlin

Andacht für Margot Friedländer: »Du lebst weiter«

Sie war Holocaustüberlebende, Berliner Ehrenbürgerin und eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Gestern wäre Margot Friedländer 104 Jahre alt geworden. An ihrem Grab erinnern Freunde und Bekannte an sie

von Andreas Heimann  06.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025