München

Münchner Mädchen

Ihr Name steht auf einer Tafel im Gang der Erinnerung an die während der Schoa ermordeten Münchner Juden zwischen Gemeindehaus und Synagoge: Karoline (Carry) Brachvogel. Im Theater im Fraunhofer haben in der vergangenen Woche die Schauspielerin Monika Manz und die Musikerin Susanne Weinhöppel die Schriftstellerin wieder in das Bewusstsein der Menschen ihrer Heimatstadt zurückgeholt. Unter dem Titel »Münchner Mädels« haben sie einen literarisch-musikalischen Abend mit Texten der lange in Vergessenheit geratenen Autorin gestaltet.

Im Biografischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945 aus dem Stadtarchiv ist wenig über Karoline (Carry) Brachvogel, geborene Hellmann, Schriftstellerin, geboren am 16. Juni 1864 in München, zu finden.

anmut Bei der Vorbereitung ihres Auftritts griffen die beiden Künstlerinnen auf die Magisterarbeit von Judith Ritter aus dem Jahr 2005 zurück. Unter dem Titel Carry Brachvogel – eine Schriftstellerin des Münchner jüdischen Bürgertums hat sich die Historikerin am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur von Professor Michael Brenner an der Ludwig-Maximilians-Universität München der weitgehend in Vergessenheit geratenen Frau gewidmet. 1920 hat Carry Brachvogel über sich selbst gesagt: »Mein Leben ist äußerlich so einfach gewesen, dass es kaum verlohnt, darüber zu berichten. Es hat sich ganz und gar in meiner Geburtsstadt München abgespielt, in dieser farbigen, von Kunst überfluteten Stadt, deren Humor voll Anmut ist und die es versteht, Gegensätze lächelnd zu versöhnen.«

Der Humor dieser Stadt zeigte sich im Fraunhofer bei der Lesung des Stücks Münchner Kellnerinnen aus dem Jahr 1923 erneut. Da wurde auch ein Aspekt aus dem Leben seiner Autorin deutlich: die Notwendigkeit, beruflich und finanziell die Weichen für die eigene Existenz zu stellen. Carry Brachvogel, Mutter zweier Kinder, wurde 1892 Witwe. »Sie hatte einen Beruf und finanzierte ihre Familie wahrscheinlich zumindest zum Teil durch ihre Veröffentlichungen selbst«, schreibt Judith Ritter in ihrer Magisterarbeit. Brachvogel ließ sich nicht unterkriegen, schrieb Essays, Romane, Feuilleton-Beiträge.

schweigen Auf der Bühne lasen Monika Manz und Susanne Weinhöppel aus ihrer Bibliografie – ein dicht gedrängtes Werkverzeichnis. Doch schlagartig war es dann zu Ende: 1933 – Schweigen, 1934 – Schweigen. So ging es fort: 1941 – Schweigen. 1942 – Deportation nach Theresienstadt. Dort wurde die Münchnerin am 20. November im Alter von 78 Jahren ermordet. 1913 hatte Carry Brachvogel den Münchner Schriftstellerinnen-Verein gegründet, dem auch Annette Kolb oder Ricarda Huch angehörten. Im Mai 1933 wurde sie dann aus diesem in ihrer Abwesenheit »auf Grund ihres Judentums«, wie Ritter recherchiert hat, ausgeschlossen. Warum haben Monika Manz und Susanne Weinhöppel ihren Theaterabend Carry Brachvogel gewidmet?

In einem Wortwechsel der beiden wurden viele Gründe angeführt, die zugleich die Persönlichkeit der Autorin unterstrichen. So widmete sich auch die Lesung immer wieder Texten der Schriftstellerin, bei denen starke Frauen wie die Kaiserin Maria Theresia im Mittelpunkt standen. Die Vielfalt weiblicher Charaktere wurde in Kapiteln aus Kampf um den Mann (1910) deutlich. Bei alledem kamen immer wieder die humorvolle Art der Autorin und ein gutes Stück Lokalkolorit durch. Ergänzt wurden diese Passagen durch Lieder, die Weinhöppel zur Harfe vortrug – mit eigenen Texten oder von Autoren wie Kurt Tucholsky und Frank Wedekind.

Bei alledem war Carry Brachvogel nicht nur akustisch präsent: Auf dem Tisch der Schauspielerin war ein Foto von ihr platziert, an dem Monika Manz zu Beginn des Stücks ganz bewusst ein schwarzes Band als Trauerflor anbrachte.

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025