Nachruf

Meister der Buchkunst

Illustrator, Maler, Künstler: Kurt Löb (1926–2015) starb am 3. Juni 2015 in Amsterdam. Foto: Martin L. Löb

»Ich bin, der ich war. Scherben aus der Erinnerung«, so lautet die Übersetzung der autobiografischen Schrift, die Kurt Löb 2010 in Holland veröffentlichte. Kein ungewöhnlicher Titel für einen Mann, für den die Erinnerung – auch an die eigene Vergangenheit – Inspirationsquelle für sein bildnerisches Schaffen war. Am 3. Juni ist der Buchkünstler, Illustrator und Autor Kurt Löb in Amsterdam gestorben.

1926 in Berlin geboren, floh er 1939 gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Zwillingsbruder nach Holland. Ihr eigentliches Emigrationsziel Argentinien erreichten sie nicht, die Familie blieb in Holland. Die sogenannte Mischehe der Eltern schützte vor der Deportation in eines der Vernichtungslager.

Löb, der sich mit Blick auf sein Geburtsjahr als »spätes Produkt der Goldenen Zwanziger Jahre« bezeichnete, studierte zuerst an der Staatlichen Hochschule (Rijksakademie) für bildende Künste. Eine Ausbildung in Illustration und Typografie in der renommierten Schriftgießerei »Amsterdam« schloss sich an.

Gastprofessuren Seit 1953 lehrte Löb an der Königlichen Akademie für Kunst und Formgestaltung ’s-Hertogenbosch, zwischen 1973 und 1985 nahm er Gastprofessuren in Essen, Salzburg, Antwerpen und Jerusalem wahr. Dass seine späte, 1994 abgeschlossene Dissertation, eine in Inhalt wie Form vorbildliche Arbeit, zwei ebenfalls aus Deutschland geflohenen Berufskollegen galt, kann da kaum verwundern.

Diverse Ausstellungen und Auszeichnungen würdigten das Werk des »boekkunstenaar«, des Buchkünstlers Kurt Löb. Rückblickend schrieb er: »Vor dem Bücherschrank meiner Eltern mag es wohl angefangen haben, diese erste Gier nach Gedrucktem, nach Büchern – nach Bildern im Buch.«

Zu seinen Vorbildern zählte er Maler und Grafiker wie Menzel, Slevogt, Corinth und Meid: »Künstler aus meiner Geburtsstadt Berlin, mit denen ich mich heute von dem Amsterdamer Exil aus noch immer stark verbunden fühle.«

zeichnungen Löbs Zeichnungen illustrierten Bücher bekannter russischer, französischer und deutschsprachiger Schriftsteller. Höhepunkte seines Schaffens waren gewiss seine Illustrationen zu Charles de Costers Ulenspiegel und Arthur Schnitzlers Reigen. Seit 2008 trat Löb auch als Autor hervor. Im Verlag Thomas Reche erschien seine autobiografische Erzählung Breckpoot, 2010 ein Buch mit weiteren Erzählungen – alle Illustrationen stammten natürlich vom Autor selbst.

Für Kurt Löb waren Illustration und Malerei kein Gegensatzpaar, seine Zeichnungen waren für ihn »sichtbar gemachte Kommunikation«. Mit Kurt Löb starb ein großer Kommunikator, ein vielseitiger Künstler, ein neugieriger und sympathischer Mensch.

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024

Berlin

Pulled Ochsenbacke und Kokos-Malabi

Das kulturelle Miteinander stärken: Zu Besuch bei Deutschlands größtem koscheren Foodfestival

von Florentine Lippmann  17.04.2024