Duisburg

Makkabiade eröffnet

Mit einer großen Eröffnungsfeier haben am Freitagabend in Duisburg die ersten deutschen Makkabi-Meisterschaften seit 20 Jahren begonnen. »Schon die European Maccabi Games 2015 in Berlin haben gezeigt, dass ein selbstbewusstes öffentliches jüdisches Leben heute wieder selbstverständlich für Juden in Deutschland ist«, sagte Makkabi-Präsident Alon Meyer in seiner Begrüßungsrede vor rund 400 Athleten in der Sportschule Wedau.

»Der durch die EMG neu gewonnene Stolz, Ehrgeiz und Elan lebt heute noch fort. Er führt dazu, dass wir diese erste deutsche Makkabiade seit 1996 an derselben Stelle und unbedingt wieder ausrichten wollten«, so Meyer weiter.

Die viertägige Veranstaltung sei aber auch ein Geschenk an die zahlreichen jüdischen und nichtjüdischen Makkabäer, die sich Woche für Woche in den 38 Ortsvereinen für den jüdischen Sportverein engagieren. »Euch gebührt ein großes Dankeschön. Das hier sind eure Spiele!«

integration Meyer ging in seiner Rede auch auf die große Bedeutung der Makkabi-Sportvereine für die Verständigung über Herkunft, Religion und Nationalität hinweg ein. In den einzelnen Klubs spielten Juden, Muslime, Atheisten oder Deutsche ebenso wie die sogenannten Alteingesessenen und Kontingentflüchtlinge friedlich und leidenschaftlich miteinander: »Wenn das nicht gelebte Integration ist, was dann?«, fragte Meyer.

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, rief das Motto Makkabis in Erinnerung: »Competing in Sports United at Heart« (Konkurrenten im Sport Vereint im Herzen). Dieser Grundsatz sei es, der den Geist des Sportvereins am besten beschreibe und weshalb der Zentralrat nicht einen Moment gezögert habe, die Schirmherrschaft für die Veranstaltung zu übernehmen. Dass es künftig mittelfristig erstmals auch eine Deutsche Makkabi-Meisterschaft für Jugendliche und Junioren geben wird, begrüßte Lehrer ausdrücklich.

Zu den wiederholten antisemitischen Beschimpfungen bei Spielen von Makkabi etwa in Berlin und Köln erklärte der Vizepräsident des Zentralrats: »Wir veranstalten dieses Sportfest hier wohl wissend, dass es Feinde unseres Vereins gibt. Aber wir lassen uns von Angriffen nicht einschüchtern. « Mit Blick auf den zunehmenden Erfolg der rechtspopulistischen AfD sagte er: »Es gibt Menschen, die unser Land spalten wollen. All jenen rufen wir zu: Wir Demokraten sind stärker und stehen zusammen!«

makkabi-land Als Vertreterin des Gastgeberbundeslandes nahm die nordrhein-westfälische Familien- und Sportministerin Christina Kampmann an der Eröffnungsfeier teil. Die SPD-Politikerin begrüßte die Sportler mit den Worten: »Willkommen in Makkabi-Land!« und erinnerte daran, dass die ersten Deutschen Makkabi-Spiele in Duisburg stattfanden. Auch die Wiedergründung des Vereins 1965 sei in Nordrhein-Westfalen besiegelt worden – in Düsseldorf.

In ihrem mehrmals von Applaus unterbrochenen leidenschaftlichen Plädoyer für eine offene Gesellschaft nahm sie wie Abraham Lehrer Stellung zur aktuellen politischen Situation: »Wir dulden antisemitische Schmierereien ebenso wenig wie Anschläge auf Flüchtlingsheime. Wir lassen uns nicht spalten. Demagogen und Rechtspopulisten werden keinen Erfolg haben. Wir wollen keine Spaltung der Gesellschaft, sondern Vielfalt und Pluralität.«

geschichte Bei der viertägigen Makkabiade gehen mehr als 400 jüdische und nichtjüdische Makkabi-Athleten aus ganz Deutschland in insgesamt acht Disziplinen an den Start. Die Athleten messen sich in den Sportarten Basketball, Fechten, Fußball Schach, Sportschießen, Tennis, Tischtennis und Volleyball. Den Anfang macht am Freitagabend die Begegnung eines Allstar-Teams von Makkabi Deutschland gegen den FC Landtag NRW, die Fussballmannschaft des Parlaments.

Am Samstag dann beginnen die Spiele mit den Fußballwettbewerben. Zu den Highlights der Makkabiade gehören zudem auch der große Kabbalat Schabbat, die große »Poker Night« am Samstagabend, die Jom-Haazmaut-Party am Sonntag sowie ein umfassendes Kulturprogramm mit Workshops, Debattierclub und einer Ausstellung über das Thema »Exodus Europa ohne Juden«.

Makkabi ist der einzige jüdische Sportverein in Deutschland und besteht aus 38 Ortsvereinen. Entstanden ist der Verband als Antwort auf den wachsenden Antisemitismus Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Vereine bieten zahlreiche Sportarten an und stehen Athleten aller Religionen und Nationalitäten offen.

emg 2015 Im vergangenen Jahr fanden die 14. European Maccabi Games (EMG) zum ersten Mal in der Geschichte in der Bundesrepublik statt. Bei der einwöchigen Veranstaltung kämpften rund 2300 jüdische Sportler im Berliner Olympiapark in 19 Sportarten um Medaillen. Zu den Disziplinen gehörten Badminton, Schwimmen und Fußball, Bridge und Schach.

Ausgetragen werden die EMG alle vier Jahre in einer anderen europäischen Stadt, das nächste Mal 2019 in Budapest. Die Weltmeisterschaften im jüdischen Sport, die Maccabiah, wird um zwei Jahre zeitversetzt zu den EMG alle vier Jahre in Israel abgehalten.

Lesen Sie mehr über die deutschen Makkabi-Spiele in der kommenden Ausgabe.

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025

München

Gelebte Verbundenheit

Jugendliche engagieren sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes in den Einrichtungen der Israelitischen Kultusgemeinde

von Esther Martel  09.11.2025

Sport

»Die Welt spielt gerade verrückt«

Alon Meyer über seine Wiederwahl zum Makkabi-Präsidenten in ganz besonderen Zeiten, den enormen Mitgliederzuwachs und die Zukunft des jüdischen Sportvereins

von Helmut Kuhn  09.11.2025

Erlangen

Bald ein eigenes Zuhause

Nach jahrzehntelanger Suche erhält die Jüdische Kultusgemeinde ein Grundstück für den Bau einer Synagoge

von Christine Schmitt  09.11.2025

Erinnerung

Den alten und den neuen Nazis ein Schnippchen schlagen: Virtuelle Rundgänge durch Synagogen

Von den Nazis zerstörte Synagogen virtuell zum Leben erwecken, das ist ein Ziel von Marc Grellert. Eine Internetseite zeigt zum 9. November mehr als 40 zerstörte jüdische Gotteshäuser in alter Schönheit

von Christoph Arens  09.11.2025

Hanau

Greifbare Geschichte

Ein neues 3D-Denkmal zeigt die alte Judengasse der hessischen Stadt

von Eugen El  09.11.2025

Potsdam

Mehr Geld für jüdische Gemeinden in Brandenburg

Brandenburg erhöht seine Förderung für jüdische Gemeinden auf 1,2 Millionen Euro

 09.11.2025

Namensgebung

Jüdische Pionierinnen

In Berlin erinnern künftig zwei Orte an Clara Israel, die erste Leiterin eines Jugendamts, und an Regina Jonas, die erste Rabbinerin der Welt

von Christine Schmitt  09.11.2025