Rosenstraßen-Protest Berlin

Mahnung und Appell

Gedenken am Mahnmal in der Berliner Rosenstraße, Februar 2017 Foto: Rolf Walter

Der Historiker Johannes Tuchel hat den Frauenprotest in der Berliner Rosenstraße gegen die Verhaftung jüdischer Ehemänner im Jahre 1943 als wichtiges Zeichen gegen das NS-Regime gewürdigt. Der Protest, »so eng begrenzt er auch war«, zeige, dass es auch unter den Bedingungen der nationalsozialistischen Diktatur Handlungsalternativen gab, sagte der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Am Dienstag jährt sich die »Fabrik-Aktion« mit der Verhaftung Tausender jüdischer Zwangsarbeiter aus Berliner Betrieben zum 75. Mal. Deren nichtjüdische Frauen protestierten daraufhin über mehrere Tage an der Gefangenensammelstelle in der Rosenstraße nahe dem Berliner Alexanderplatz. Der Protest der Angehörigen hatte schließlich Erfolg, die in sogenannter Mischehe lebenden Männer entgingen zunächst der Deportation, mussten aber weiter Zwangsarbeit leisten. Zum Jahrestag finden am Dienstag mehrere Veranstaltungen statt.

opposition »Wir sehen hier auch, wie unterschiedlich das NS-Regime wenige Wochen nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad gegen die Opposition vorging«, sagte Tuchel weiter. Während in München der Prozess des Volksgerichtshofs gegen Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst am 22. Februar 1943 bereits vier Tage nach der öffentlichen Flugblattverteilung stattfand und die Todesurteile bald bekannt waren, sei »in der Reichshauptstadt eine offene Konfrontation mit den protestierenden Frauen in der Rosenstraße vermieden« worden.

Zugleich verwies Tuchel auf die unklare Quellenlage: »Wenn die Frage gestellt wird, ob der Protest ›erfolgreich‹ war, dann lässt sich dies aus den uns heute vorliegenden Quellen nicht klar beantworten – so schnell ließ sich das Regime nicht beeindrucken.« Die Tatsache bleibe jedoch, »dass die Frauen protestierten und so ein Zeichen setzten«. Insgesamt soll es sich um bis zu 2000 jüdische Männer gehandelt haben, die im Gebäude der Sozialverwaltung der Jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße interniert wurden.

Tuchel betonte, der Jahrestag rufe auch »in Erinnerung, wie wenig öffentlichen Protest gegen die NS-Diktatur es in den Kriegsjahren überhaupt gegeben hat«. »Wie schön wäre es, wenn es einmal eine öffentliche Kundgebung gegen die Deportation der deutschen Juden oder den Massenmord an den Patienten von Heil- und Pflegeanstalten oder gegen die schlechte Behandlung der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gegeben hätte – doch all das hat nie stattgefunden.« Auch daran mahnten die Ereignisse in der Rosenstraße, sagte der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. epd

Programm

Götter, Märchen und Le Chaim: Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 31. Dezember bis zum 13. Januar

 31.12.2025

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  28.12.2025

Geburtstag

»Der Tod war etwas Gegebenes«

Der Holocaust-Überlebende Leon Weintraub wird am 1. Januar 100 Jahre alt

von Gabriele Ingenthron  28.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025