Berlin

Lernen zu lehren

Zertifiziert: Philip Egbune aus Thüringen zeigt stolz seine Teilnehmerurkunde vom Jewish-Life-Leaders-Seminar. Foto: Mike Minehan

Berlin

Lernen zu lehren

Der erste Kurs von Jewish Life Leaders zieht ein positives Fazit

von Irina Leytus  23.08.2010 13:53 Uhr

Mit einer kleinen Zeremonie ist am vergangenen Sonntag das neunmonatige Bildungsprogramm Jewish Life Leaders zu Ende gegangen. Hinter den 15 teilnehmenden Gemeindevorständen aus Bernau, Brandenburg, Leipzig, Halle, Dessau, Oranienburg und Nordhausen liegen acht jeweils dreitägige Seminare – viel Hören, Lesen und Diskutieren. Sie erfuhren viel über jüdische Tradition, über die Vermittlung von jüdischem Wissen, das Durchführen von Gottesdiensten und das Organisieren von Festen zu Feiertagen.

Dank Der Abschluss des Programms sei gleichzeitig der Beginn des weiteren Weges, betont Rabbiner Josh Spinner von der federführenden Lauder Foundation in seiner Rede auf Russisch. Er ermutigt die Teilnehmer des gerade zu Ende gegangenen ersten Jahrgangs dieses Bildungsprogramms und zitiert Raschi: »G’tt gibt die Kraft, um die Aufgaben zu lösen, die auf einen warten.« Die Teilnehmer ihrerseits bedanken sich bei dem Vizepräsidenten der Stiftung nicht nur für die finanziellen Mittel, die das Programm erst ermöglichten, sondern vor allem für die Wärme, die sie in Berlin erfahren haben: »Die Synagoge und die Jeschiwa in der Brunnenstraße sind wie eine Oase in der Wüste der Geschichte«, sagt Philip Egbune. Der ehemalige Moskauer kam aus Nordhausen in Thüringen nach Berlin.

Ebenfalls vom Programm begeistert ist Julian Saykin, der erst seit März im Vorstand der Gemeinde in Halle tätig ist. Der im Jahre 1998 mit seiner Familie aus Sankt Petersburg eingewanderter Ingenieur würde die Kurse sogar gern wiederholen: »Schade, dass man hier nicht wie in der Schule sitzen bleiben kann.« Von großem Vorteil war für ihn die Tatsache, dass sowohl die Seminare als auch das Lernmaterial und sogar elektronische Kommunikation zum Programm auf Russisch lief. »Deutsch würde ich zwar verstehen, aber es ist viel schwieriger für mich, und eine Interaktion wäre ganz unmöglich.«

Ideen Beide Leiter des Seminars, der Programmdirektor Rabbiner Shaul Nekrich und Programmkoordinator Yishai Bushuev ernten viel Lob für ihren Einsatz und auch für ihre Geduld. Auf die Frage, was sie bei den nachfolgenden Seminarzyklen anders machen würden, lächeln die beiden. »Klar, wir sind zufrieden, aber wir haben schon ein paar neue Ideen.« Das Prinzip, dass Seminare immer im Zusammenhang mit den bevorstehenden Feiertagen stattfinden sollen, wollen sie beibehalten. Außerdem wollen sie den Teilnehmern ermöglichen, mehrere Mitglieder ihrer Gemeinden zum Schabbat nach Berlin einzuladen, um sie diesen zentralen jüdischen Feiertag bei Lauder Foundation in Berlin, in dieser größeren Gemeinschaft erleben zu lassen. Sie planen außerdem mehr Lektoren einzuladen, um die Gemeindevorstände besser auf Aufgaben der Pressearbeit vorzubereiten, wie etwa auf Presseanfragen zu reagieren oder Interviews zu geben.

Der Berliner Rabbiner Yitzhak Ehrenberg, der an der Zeremonie und dem Festessen teilnahm, betonte, wie wichtig es für Juden sei zusammenzuhalten und gab als Vorbild das Testament Jakobs an seinen ältesten Sohn Jehuda. Philip Egbune »übersetzte« seine Worte in die moderne Umgangssprache: »Wir lernten hier viel, aber wir lehrten uns gegenseitig ebenfalls, und daraus ist ein Netzwerk entstanden. Wir werden uns auch weiterhin sprechen und einander unterstützen.« Die 15 Teilnehmer, davon drei Frauen, bekamen feierlich ein Zertifikat überreicht sowie Büchergeschenke und den Segen für ihre Arbeit vor Ort. Rabbiner Spinner sieht es pragmatisch: »Nicht alle Gemeinden können sich einen Vollzeit-Chef leisten. Nicht alle haben eine Synagoge. Nicht alle Gemeinden können einen Rabbiner bezahlen. Aber diese Menschen können trotz allem jüdisches Leben für Juden gestalten, egal, wo sie leben.«

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

»So monströs die Verbrechen der Nazis, so gigantisch dein Wille, zu leben«

Leeor Engländer verabschiedet sich in einer berührenden Trauerrede von Margot Friedländer. Wir dokumentieren sie im Wortlaut

von Leeor Engländer  15.05.2025

Trauerfeier

Die unbeugsame Berlinerin

Nach dem Tod von Margot Friedländer trauert ganz Berlin um eine besondere Frau, die als Holocaust-Überlebende unermüdlich für Menschlichkeit eintrat. Bei ihrer Beisetzung nahmen hochrangige Gäste nun Abschied

von Sigrid Hoff  15.05.2025

Abschied

Eine letzte Verneigung

Die am 9. Mai verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist am Donnerstag in Berlin beigesetzt worden. An der Trauerfeier nahmen neben Wegbegleitern auch die gesamte Staatsspitze teil

von Markus Geiler  15.05.2025

Berlin

Große Anteilnahme bei Beisetzung von Margot Friedländer

Knapp eine Woche nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende beigesetzt. Zu der Trauerfeier kommen viele Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft

 15.05.2025 Aktualisiert

Jahrestag

Erben der Erinnerung

Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau gedachten Schoa-Überlebende sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft der Befreiung vor 80 Jahren

von Vivian Rosen  15.05.2025

Gedenkstunde

»Der Sieg ist auch der Sieg der Gefallenen«

Die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern ehrte die jüdischen Soldaten mit einer Kranzniederlegung

von Vivian Rosen  15.05.2025

Essen

Blumen aus Lotan

Ein Team des Kibbuz im Negev ist zu Gast in der Alten Synagoge, um Jugendlichen Ökologie, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit näherzubringen

von Stefan Laurin  15.05.2025

Berlin

Margot Friedländer wird beigesetzt

Auch knapp eine Woche nach dem Tod von Margot Friedländer trauern viele Menschen um die Frau, die als Holocaust-Überlebende für Menschlichkeit eintrat. Zu ihrer Beisetzung kommen hochrangige Gäste

 15.05.2025