Buchempfehlung

Lernen mit Dinah und Levi

Alexia Weiss erklärt Kindern jüdische Feiertage

von Heike Hausensteiner  18.04.2011 16:26 Uhr

Judentum: Interessant schon für Vierjährige Foto: Verlag Annette Betz

Alexia Weiss erklärt Kindern jüdische Feiertage

von Heike Hausensteiner  18.04.2011 16:26 Uhr

»Mami, schau, ein Bischof.« »Nein, das ist ein Rabbiner.« Dass die sechsjährige Tochter bei der Präsentation von Dinah und Levi die zwei Würdenträger verwechselt, beweist, wie notwendig ein Buch über die jüdische Religion für Kindergartenkinder ist. Zumal für solche, die zwar konfessionslos aufwachsen, deren Eltern ihnen aber trotzdem das Kulturgut einer Weltreligion vermitteln möchten.

Dinah und Levi. Wie jüdische Kinder leben und feiern schließt eine Lücke: Es ist das erste derartige Buch für Kinder ab vier Jahren im deutschsprachigen Raum. Geschrieben hat es die Wiener Journalistin und Allgemeine-Autorin Alexia Weiss. In zehn Kapiteln erklärt sie anhand von kindgerechten Kurzgeschichten die wichtigsten Regeln des Judentums und Feiertage wie Rosch Haschana, Jom Kippur, Sukkot, Chanukka, Purim und Pessach. Hauptakteure sind die fünfjährige Dinah und der sechsjährige Levi, die im selben Wohnhaus wohnen.

Die beiden Kinder unterscheiden sich bloß darin, dass Levis Familie religiös ist und alle jüdischen Regeln befolgt. Dinah und ihre Eltern gehen nur an den Hohen Feiertagen in die Synagoge, »Religion spielt bei ihnen keine große Rolle.«

Lieblingsgeschichte Mit dieser realitätsnahen Ausgangssituation versteht es die Autorin gekonnt, abwechselnd jüdische Gegebenheiten in Kindersprache zu erklären. Auf eine Geschichte über Levi folgt ein Kapitel aus der Sicht Dinahs. Oft treffen sich die beiden in der Mitte, sei es, dass sie bei Levi zu Hause gemeinsam das Laubhüttenfest feiern oder dass sie sich – selten, aber doch – in der Synagoge begegnen.

Die Geschichte »Dinah erschrickt ganz fürchterlich«, in der es um Purim geht, könnte beim Kinderpublikum zur Lieblingsgeschichte avancieren. Oder »Levi und der neue Freund«, der mit seiner Familie aus New York kommt und mit dem Sechsjährigen Schabbat feiert.

»Dinah entschuldigt sich bei Anna«, nennt sich das Kapitel über Jom Kippur. Anna ist Dinahs Puppe. Liest man die Geschichte zum Versöhnungstag vor, kommt mitunter der Einwand von Kindern: »Warum entschuldigt man sich nicht gleich beim anderen?« Und so werden denn auch die erwachsenen Vorleser in die Geschichte einbezogen: Vielleicht vermögen sie ja bei tiefer gehenden Fragen eine Antwort zu geben, die die kleinen kritischen Zuhörer zufriedenstellt. Eine ähnliche Situation tut sich auf, wenn es darum geht, was denn das Wort »Segen« bedeutet.

Stichworte Praktisch ist, dass Dinah und Levi mit einem Stichwortverzeichnis und jede Geschichte mit einer Mesusa als Wissenskästchen ausgestattet sind. Hier werden Begriffe aus dem Judentum von Barmizwa bis Tora auf einfache Weise erklärt. Die Kinder – aber auch Erwachsene, die dem Judentum weniger nahestehen – schätzen die Kurzinfos.

Dankenswerterweise geht Alexia Weiss auch auf die kulinarischen Seiten der jüdischen Feste ein. Diese führen vor allem Kindern Unterschiede in der Lebensweise anschaulich vor. Hinzu kommen die bunten Illustrationen von Friederike Großekettler, die den jüdischen Alltag lebhaft nachvollziehen lassen.

Dazu passt auch die ergänzende Erzählung, wie der Uropa vor 100 Jahren im christlich dominierten Umfeld zu einer der wenigen jüdischen Familien ging, um an Schabbat Feuer zu machen und sich dadurch eine Mazze als Belohnung verdiente. Denn Dinah und Levi lebt vom Dialog zwischen den zwei verschiedenen Kindern, zwischen Wort und Bild und nicht zuletzt zwischen Vorleser und Kind. Das ist Bildung und Unterhaltung zugleich.

Alexia Weiss/Friederike Großekettler: Dinah und Levi. Wie jüdische Kinder leben und feiern. Für Kinder ab vier Jahren. Verlag Annette Betz (Ueberreuter), Wien 2011, 29 S., 12,95 €

Porträt der Woche

»Ich habe einen Traumberuf«

Zwetana Eichhorn ist Krankenschwester, geht gern ins Theater und fährt viel Rad

von Christine Schmitt  28.11.2023

Leipzig

Jeanette Biedermann soll im Ofarim-Prozess aussagen

Die Sängerin moderierte die Sendung wegen der Ofarim nach Leipzig gereist war

 28.11.2023

Sachsen-Anhalt

Neue Synagoge in Magdeburg bezogen

Nach 85 Jahren gibt es in der Stadt wieder ein jüdisches Gotteshaus. Am 10. Dezember soll es eröffnet werden

 27.11.2023

Köln

Mehr Spenden als je zuvor

Bei einer besonderen Gala sammelte die WIZO zahlreiche Patenschaften für Israel

von Ulrike Gräfin Hoensbroech  23.11.2023

Hilfsorganisationen und UN-Institutionen

Zentralwohlfahrtsstelle: Mehr Einsatz gegen antisemitische Gewalt

Die psychologische und digitale Kriegführung der Hamas müsse zudem gezielt bekämpft werden

 22.11.2023

MItzvah Day

Grün und gut

Jüdische Gemeinden in ganz Deutschland engagieren sich für Zusammenhalt und Respekt

von Katrin Richter  22.11.2023

Frankfurt/München

Laufen für die Freiheit der Geiseln

Hunderte Menschen wollen so lange am »Run for their Lives« teilnehmen, bis alle Entführten wieder zu Hause sind

von Christine Schmitt  22.11.2023

Solidarität

Emotionale Reise

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz besuchte in Israel Angehörige der Geiseln

von Sabine Brandes  22.11.2023

Berlin

»Niemand im Viertel soll rauskriegen, dass wir jüdisch sind«

In Berlin-Moabit brannte ein Schaukasten über die jüdische Geschichte des Viertels

von Mascha Malburg  22.11.2023