Oberhalb von Hochstädten, einem Stadtteil der hessischen Gemeinde Bensheim, ist der Odenwald noch so, wie er in Volksliedern besungen wird. Immergrüne Nadelbäume säumen die hügelige Landschaft entlang der Bergstraße. Inmitten dieser Idylle befindet sich seit Kurzem ein Fremdkörper. Ein durch zwei Steinstufen eingefasster Kreis, in dessen Mitte Schotter und Erde aufgehäuft sind, wie in einem nicht zu Ende gebauten Verkehrskreisel. Nächstes Jahr soll hier, am Rande des Fernwanderweges E8, ein Friedensmal entstehen.
Kriegerdenkmäler oder Mahnmale gibt es in Deutschland viele. Doch was Thomas Zieringer und seine Mitstreiter vom Friedensmal Wendepunkt e.V. zu realisieren begonnen haben, soll etwas anderes werden. Ein Kunstwerk, dass weder an einen bestimmten historischen Augenblick erinnert, noch an eine Katastrophe mahnt. »Frieden ist ein Prozess, ein Weg den die Menschen von sich aus beschreiten müssen«, glaubt Zieringer.
Davidstern Als man 1998 in Deutschland so ausgiebig wie kontrovers über Sinn und Form eines zentralen Holocaust-Mahnmals in Berlin diskutierte, kam Zieringer die Idee, die nun dabei ist, Formen anzunehmen. Im Frühjahr, soll sich im schwarzen Kies der Baum des Lebens abzeichnen. Braune Steine werden den Baum bilden, im inneren Kreis soll eine grüne Rasenfläche die Krone markieren. In deren Zentrum wird sich der Davidsstern abzeichnen. Ein interreligiöses Symbol, das hell und lebendig das umgebende Dunkel durchbricht, so wünschen es sich die Initiatoren. »Erkennet das Heilige in eurer Mitte«, mahnt ein Sinnspruch zu Füßen der überlebensgroßen Abbildung. Eingegrenzt werden soll das Gesamtkunstwerk durch 33 Monolithen.
»Wenn ein Mahnmal für die Auseinandersetzung steht«, glaubt Zieringer, »steht das Friedensmal für die Integration.« Allen Unkenrufen zum Trotz hat es seine Initiative geschafft, ihr Projekt zu verwirklichen und auch in der Bevölkerung Akzeptanz zu finden. Geholfen hat der Initiative derweil ein Zufall. Vor 15 Monaten beschließt die Bensheimer Stadtverwaltung, die Hauptstraße in Hochstädten auszubessern. Für eine Umgehungsstraße fehlt das Geld. Bald schon schließen sich Bürger zusammen, um aus eigenen Mitteln eine Umgehung in die Bensheimer Innenstadt zu bauen. Doch es fehlt an einem Trägerverein.
Hier tritt Zieringers Initiative auf den Plan. Kurzerhand wird aus der Umgehungsstraße ein Kunstprojekt, so dass sie von baurechtlichen Vorgaben verschont bleibt. 30.000 Euro sammeln die Hochstädter für den Bau der »Friedenstraße«, an deren Rändern die Bürger ihre eigenen Kunstwerke zum Thema ausstellen. »Damit haben wir tatsächlich im Dorf schon Frieden geschaffen«, betont Zieringer. Nächstes Frühjahr soll es weitergehen, im größeren Maßstab.