Stuttgart

»Kraft des Zusammenhalts«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Christian Rudnik

Stuttgart

»Kraft des Zusammenhalts«

Zentralratspräsident Josef Schuster hat die zwölften Jüdischen Kulturwochen eröffnet

von Petra Mostbacher-Dix  03.11.2015 08:56 Uhr

Im Stuttgarter Rathaus sind am Montag die zwölften Jüdischen Kulturwochen unter dem Motto »Neue Hoffnung schöpfen. 50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland – Israel – 70 Jahre Neugründung der Jüdischen Gemeinde in Stuttgart« offiziell eröffnet worden.

Anlass für den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zu hinterfragen, wie viel Zuversicht heute jüdisches Leben in Deutschland und Europa brauche – angesichts der Anschläge auf die Redaktion der Zeitschrift »Charlie Hebdo« und den Überfall auf einen jüdischen Supermarkt in Paris.

»Das ist zehn Monate her und mittlerweile überlagert durch die Menschen auf der Flucht.« Auch jüdische Gemeinden hätten hier zahlreiche Projekte initiiert. Indes wolle er nicht verhehlen, dass man, trotz aller Hilfsbereitschaft für Menschen aus Kriegsgebieten, den Zustrom mit gemischten Gefühlen sehe. »Tausende kommen aus Ländern, die Israel gegenüber feindlich gesinnt sind«, sagte Schuster.

Zusammenhalt
»Es darf keine Toleranz gegenüber Antisemitismus geben, ebenso gehört die Solidarität mit Israel zum deutschen Wertekontext.« Wahrzunehmen sei, wie diese bröckele und Rechtspopulismus hoffähig werde. Umso wichtiger wiege daher Kultur.

Veranstaltungen wie die Jüdischen Kulturwochen könnten die Kraft des Zusammenhalts entfachen, um gegen jene, die die Demokratie zerstören wollten, anzugehen. »Stuttgart stehen nun zwei Wochen prall gefüllt mit jüdischer Kultur bevor, davon können sich andere Städte Deutschlands, auch einige größere, eine Scheibe abschneiden«, betonte Schuster.

Der IRGW gegenüber drückte Josef Schuster sein Beileid aus und ehrte in seinem Grußwort einen Menschen, der Verantwortung mit »gefestigtem Glauben, großer Toleranz und Verständnis für die Kulturen« gelebt, den Dialog der Religionen und die Versöhnung vorangetrieben habe: »Erlauben Sie mir den Exkurs, lassen Sie uns Meinhard Mordechai Tenné gedenken.«

Tenné, unter anderem Gründungsmitglied der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus, Ehrenmitglied der Christlich-Islamischen Gesellschaft Stuttgart und des Forums Jüdischer Bildung und Kultur Stuttgarts, verstarb Ende September in der Landeshauptstadt. Dass dort eine kleine Gruppe vor 70 Jahren die Jüdische Gemeinde bildete, sei Wunder und Vorbild, so Schuster.

Mut Auch IRGW-Vorstandssprecherin Barbara Traub ging auf die Flüchtlingsströme Richtung Europa ein: »Anfang des Jahres legten wir es fest, da konnten wir nicht ahnen, wie uns die Ereignisse einholen würden.«

Sie blickte zurück in die 50er-Jahre Stuttgarts: »Wie groß muss der Mut und die Zuversicht dieser Menschen gewesen sein, die trotz des Schrecklichen, das sie erlebt hatten, dennoch hier die jüdische Gemeinde wieder aufbauten.«

Die Kulturwochen bieten bis zum 15. November zahlreiche Veranstaltungen rund um Kultur, Religion und Musik des Judentums und Israels.

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025

Freiwilligendienst

Helfen und lernen

Vier Israelis erzählen, warum sie ehrenamtlich in Deutschland arbeiten

von Christine Schmitt  06.07.2025

Porträt der Woche

Die Welt verbessern

Noam Quensel möchte sich engagieren und das Judentum nach außen tragen

von Eugen El  06.07.2025

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  06.07.2025 Aktualisiert

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert