In dem Streit rund um die Imam-Ali-Moschee (»Blaue Moschee«) des Islamischen Zentrums Hamburg hat sich nun auch die Jüdische Gemeinde in Hamburg zu Wort gemeldet. Schon seit einiger Zeit besteht innerhalb der Hamburger Parteien Uneinigkeit bezüglich der Einschätzung der Islamverbände der Stadt.
Den Anstoß für die aktuelle Kritikwelle gab der türkisch-islamische Dachverband Ditib, der mit 25 Moscheegemeinden in Hamburg und Schleswig-Holstein der stärkste Partner des Senats ist. Er kooperiert eng mit der Religionsbehörde Diyanet in der Türkei. Sie entsendet und bezahlt die Imame für die deutschen Gemeinden. Dem Verband wird unter anderem vorgeworfen, im Internet massiv Stimmung gegen Juden und Christen zu machen. Zentralratspräsident Josef Schuster sprach von »unerträglichen« Posts und hatte Konsequenzen gefordert.
miteinander Die Jüdische Gemeinde Hamburg lege großen Wert auf ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen in Hamburg, erklärte nun deren Vorstand. »Genauso wie wir frei von Anfeindungen, Unterstellungen und Neid unbeschwert unsere Traditionen pflegen und unsere Kultur leben möchten, sollen auch andere ethnische und religiöse Gruppen dies selbstverständlich tun«, heißt es in einer Pressemitteilung
Es stehe außer Frage, dass es wichtig sei, miteinander zu sprechen, sich gegenseitig einzuladen, auszutauschen und gemeinsame Projekte zu betreiben. »Wir waren seinerzeit dafür, dass die Freie und Hansestadt Hamburg, in der das Judentum seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle spielt und in der das jüdische Leben in den letzten Jahren neu aufblüht, auch mit muslimischen Vertretern einen Staatsvertrag schließt.« Nach den neuesten Vorkommnissen müsse man sein Verhalten jedoch überdenken.
Verfassungsschutz Bereits im November vergangenen Jahres hatte der Verfassungsschutz darauf hingewiesen, dass das aus dem Iran gesteuerte Islamische Zentrum Hamburg (IZH) noch immer »extremistische Bestrebungen« verfolge und Funktionäre und Besucher auch 2016 den israelfeindlichen »Al-Quds-Tag« in Berlin unterstützt habe. Ziel des IZH sei es, den »Export der islamischen Revolution« zu verwirklichen. Inzwischen spitzt sich die Lage in der Hansestadt zu.
In Fragen des interreligiösen Dialogs stehe die Jüdische Gemeinde unverändert zu der Entscheidung der Stadt zu einem Staatsvertrag mit der muslimischen Gemeinschaft. »Staatsverträge sind Zeichen gegenseitiger Anerkennung und Respekts und bilden die unumstößliche Grundlage für Dialog und Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften in unserer Stadt«, so die Gemeinde weiter.
Mittlerweile sei jedoch eine politische Debatte entbrannt, der sich der Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Hamburg nicht länger enthalten könne. Antisemitische und antiisraelische Bekundungen hätten in Deutschland keinen Platz und dürften in Hamburg nicht toleriert werden. »Schon gar nicht, wenn der Verdacht besteht, dass diese Agitationen von Vertragspartnern der Freien und Hansestadt Hamburg initiiert werden.«
Beobachtung Man wolle daher das Verhalten der Verantwortlichen sehr genau beobachten, betonte die Gemeinde. »Hierbei vertrauen wir darauf, dass die Freie und Hansestadt Hamburg sorgfältig prüfen wird, ob alle Vertragspartner weiterhin ihren vereinbarten Verpflichtungen nachkommen und die Grundwerte unserer Gesetze und unserer Gesellschaft nicht nur auf dem Papier achten und leben.«
Sollte diese Prüfung unterbleiben, werde die Jüdische Gemeinde in Hamburg ihre Zustimmung zu den geschlossenen Verträgen unter Umständen neu überdenken müssen. ja