Auschwitz

Kaddisch mit Hannelore Kraft

Hannelore Kraft mit jüdischen Jugendlichen am Haupttor von Auschwitz. Foto: Ralph Sondermann

Zum ersten Mal hatte Hannelore Kraft vor zehn Jahren das ehemalige NS-Vernichtungslager Auschwitz besucht. Vergangene Woche kehrte die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen an den Ort in der Nähe der polnischen Stadt Oswiecim zurück. Gemeinsam mit einer Jugendgruppe der Union Progressiver Juden in Deutschland (UPJ) und Schülerinnen und Schülern des Albertus-Magnus-Gymnasiums aus Bergisch-Gladbach gedachte sie an der Todesmauer neben der Baracke 11 der Opfer des nationalsozialistischen Terrors mit einer Kranzniederlegung.

Auschwitz sei »einer der dunkelsten Ort der Menschheitsgeschichte«, sagte die Sozialdemokratin. »Daher ist es mir so wichtig, dass möglichst viele junge Menschen die Gelegenheit bekommen, Gedenkstätten wie Auschwitz zu besuchen. Das stärkt unser freiheitlich-demokratisches Gemeinwesen.«

Stiftung Eingeladen worden waren die beiden Gruppen von der NRW-Stiftung »Erinnern ermöglichen«, die Reisen für Schüler und Jugendliche nach Auschwitz finanziert. Die Mehrheit der Teilnehmer sei noch nie in einem Konzentrations- oder Vernichtungslager gewesen, berichtet die Geschäftsführerin der Union Progressiver Juden, Irith Michelsohn.

Auch die neun Teilnehmer der UPJ-Jugendgruppe im Alter von 15 bis 21 Jahren, deren Familien aus der früheren Sowjetunion stammten, hätten keine eigenen Familienmitglieder zu beklagen, die in einem Vernichtungslager ermordet wurden. Gerade deswegen sei es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

»Die jungen Menschen sollen einmal die Zukunft und die Säulen unserer Gemeinden sein«, betonte Michelsohn. Begleitet wurden die Teilnehmer der jüdischen Reisegruppe aus Gemeinden in Unna, Köln und Bielefeld von dem Jugendleiter der Union, Rabbiner Adrian Schell.

Begegnung Besonders für jüdische Jugendliche sei ein solcher Besuch in Anbetracht der »allgegenwärtigen Spuren des Massenmordes in Auschwitz« schwer zu ertragen, sagte eine der Teilnehmerinnen nach der Reise. Gut sei es gewesen, dass es in der internationalen Begegnungsstätte auch Gespräche mit nichtjüdischen Jugendlichen gegeben habe. »Hier fährt keiner so weg, wie er hergekommen ist«, würdigte Hannelore Kraft im Anschluss an den Besuch die Bedeutung der Reise. Die Erfahrung sei gerade auch deshalb wichtig, weil immer weniger Zeitzeugen von dem Geschehen berichten könnten.

Für die UPJ-Geschäftsführerin Michelsohn war der Besuch von Auschwitz ein »emotional schwieriger Moment«, denn er konfrontierte sie mit der eigenen Familiengeschichte. »Auf dem jüdischen Friedhof von Oswiecim gibt es Gräber meiner Familie. Und Auschwitz-Birkenau wurde für sehr viele Familienmitglieder zum Friedhof.« Nach einem Rundgang durch das Lager mit Kraft sprachen die jüdischen Jugendlichen an der Todesmauer das Kaddisch und lasen eine von ihnen recherchierte Liste mit den Namen jener Menschen aus ihren Heimatstädten vor, die in Auschwitz ermordet wurden.

Architektur

Wundervolles Mosaik

In seinem neuen Buch porträtiert Alex Jacobowitz 100 Synagogen in Deutschland. Ein Auszug

von Alex Jacobowitz  17.10.2025

Nova Exhibition

Re’im, 6 Uhr 29

Am 7. Oktober 2023 feierten junge Menschen das Leben. Dann überfielen Hamas-Terroristen das Festival im Süden Israels. Eine Ausstellung in Berlin-Tempelhof zeigt den Horror

von Sören Kittel  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025

Hamburg

Stark und sichtbar

Der Siegerentwurf für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge steht fest

von Heike Linde-Lembke  09.10.2025

München

Mut in schwieriger Zeit

Der Schriftsteller und Historiker Rafael Seligmann stellte im Gespräch mit Christian Ude sein neues Buch im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  09.10.2025

Halle

Erinnerung an Synagogen-Anschlag vor sechs Jahren

Am 9. Oktober 2019 hatte ein Rechtsterrorist versucht, in die Synagoge einzudringen, scheiterte aber an der Tür. Bei seiner anschließenden Flucht tötete er zwei Menschen

 09.10.2025

Daniel Donskoy

»Ich liebe das Feuer«

Der Schauspieler hat mit »Brennen« einen Roman über die Suche nach Freiheit und Freundschaft geschrieben. Ein Interview

von Katrin Richter  09.10.2025