Fußball

Jubel nach Verlängerung

Nach dem Spiel brüllt Trainer Wolfgang Sandhowe ins Mikrofon der ARD-Sportschau: »Geil, Jungs!« Kurz zuvor hat seine Mannschaft Fußballgeschichte geschrieben: Mit einem Sieg im Berliner Landespokal ist TuS Makkabi der erste jüdische Verein, der sich für die Hauptrunde im DFB-Pokal qualifiziert hat. Im Spätsommer geht es für den Oberligisten dann gegen eine Mannschaft aus der Ersten oder Zweiten Bundesliga.

Für den erfahrenen Coach war es ein nervenaufreibendes Spiel. »Ich war dem Herzinfarkt nahe«, erzählt Sandhowe sichtlich erleichtert. Denn bis der historische Sieg gefeiert werden konnte, mussten er, seine Spieler und die Fans vergangenen Samstag im Mommsenstadion eine ganze Weile zittern.

Erst in der Nachspielzeit fiel die Entscheidung gegen Gegner Sparta Lichtenberg, der in der 13. Minute durch einen Elfmeter zunächst in Führung ging. Kurz nach Anpfiff der zweiten Hälfte gelang Tim Häußler für die Makkabäer der Ausgleich. Als das Spiel in der 118. Minute dann durch ein Eigentor Spartas gedreht wurde, war der Sieg praktisch in trockenen Tüchern. Doch Makkabi ließ sich die Kür nicht nehmen, und Kiyan Soltanpour traf noch in der Nachspielzeit der Verlängerung zum 3:1-Endstand. Für Trainer Sandhowe stand danach fest, was für den Rest des Tages geschehen werde: »Wir haben die ganze Saison malocht, jetzt wird nur noch gefeiert!«

GESCHICHTE »Für den Verein ist das etwas Historisches, wir sind zum ersten Mal so weit gekommen«, kommentierte Mannschaftskapitän Doron Buck im Anschluss das Spiel gegenüber der ARD. »Gerade mit der Geschichte, die wir hier haben: Vor 75 Jahren war der Verein verboten.«

Michael Koblenz hatte die 120 Minuten Spielzeit gebannt zugeschaut. »Ich stand in meinem ganzen Leben noch nie so unter Strom«, erzählt der Unternehmer. Dass es gegen Sparta schwer werden würde, habe er gewusst. »Etwas undramatischer hätte das Finale aber gern sein dürfen«, so Koblenz.

Israels Botschafter Ron Prosor gratulierte den Makkabäern zum Sieg.

Womit das Vorstandsmitglied in diesem Ausmaß jedoch nicht gerechnet hat, ist die Medienaufmerksamkeit, die ihm und seinem Verein seit dem Pokalsieg zuteilwird. »Alle hochkarätigen Medien des Landes haben berichtet, wir werden bombardiert mit Interviewanfragen«, berichtet Koblenz. »Es ist fantastisch, dass Makkabi dadurch so sehr ins Rampenlicht kommt.« Für den jüdischen Sport, der sonst vor allem wegen antisemitischer Zwischenfälle in die Schlagzeilen komme, sei das ein großer Gewinn.

TEAMGEIST Makkabi Deutschland zeigte sich nach dem Sieg der Berliner begeistert: »Wir sind überwältigt von eurem Einsatz und eurem unerschütterlichen Teamgeist und gratulieren euch von ganzem Herzen zu diesem historischen Erfolg!«, schrieb der Dachverband auf Ins­tagram. »Wir sind unglaublich stolz auf euch!« Der Zentralrat der Juden in Deutschland gratulierte auf Twitter: »Masal Tow zu diesem außergewöhnlichen Erfolg!« Der Botschafter des Staates Israel in Berlin, Ron Prosor, hatte sich das Spiel vor Ort angeschaut und durfte im Anschluss den Pokal in Händen halten. »Ich gratuliere TuS Makkabi Berlin zum Sieg im Berliner Landespokalfinale«, schrieb er später auf Twitter. »Gut gemacht, Jungs!«

Unter den vielen Gratulanten, die sich bei Makkabi meldeten, war auch Hertha BSC Berlin. Makkabi-Vorstand Koblenz berichtet, dass der Bundesligist ein Testspiel für den Sommer angeboten habe. »Jetzt geht es darum, einen konkreten Termin zu finden«, so Koblenz. Den Erfolg der Makkabi-Fußballer erklärt er sich so: »Wir haben einfach eine echt starke Mannschaft.« Entscheidend sei auch der Einfluss von Trainer Sandhowe gewesen. »Er hat es geschafft, aus guten Einzelspielern ein tolles Team zu formen«, so Koblenz.

Für die kommende Saison hat sich Makkabi viel vorgenommen: In der regulären Saison sei das anvisierte Ziel der Aufstieg in die Regionalliga, sagt Koblenz. Und im DFB-Pokal? »Natürlich wird der Gegner auf dem Papier viel stärker sein als wir«, gibt das Vorstandsmitglied zu bedenken. »Aber wir sind ein jüdischer Verein und glauben an Wunder.« Er sieht also die Chance, dass sein Verein in die zweite Runde kommt – und erneut Geschichte schreibt.

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025