Bundespräsident Joachim Gauck hat am Freitag im Museum »Blindenwerkstatt Otto Weidt« in Berlin-Mitte an die Verfolgung und Ermordung von Juden in der NS-Zeit erinnert. »Dieser Ort hier ist eine Insel der Humanität inmitten der Barbarei gewesen«, sagte Gauck. »Er zeigt: Man hat immer die Wahl, Sachwalter des Bösen zu sein oder aber im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen.«
Anlass seines Besuchs war der 75. Jahrestag der Novemberpogrome vom 9. November 1938. Die Dauerausstellung des Museums erzählt die Geschichte des Kleinfabrikanten Otto Weidt, der in seiner Bürstenwerkstatt während des Zweiten Weltkriegs hauptsächlich blinde und gehörlose Juden beschäftigte und ihnen so das Leben rettete.
held Eine der Überlebenden ist Inge Deutschkron, die von 1941 bis Anfang 1943 in der Blindenwerkstatt gearbeitet hatte. Heute ist sie Vorsitzende des Vereins »Blindes Vertrauen«, der im Jahr 2000 gegründet wurde, um die ehemalige Blindenwerkstatt als Museum zu erhalten.
Mit ihr traf Bundespräsident Gauck in der Ausstellung zusammen, um ihr für die Entstehung und Erhaltung des Museums zu danken und ihr vorbildliches Engagement zu würdigen. »Otto Weidt ist ein moderner Held«, sagte Deutschkron zu Joachim Gauck gewandt. Weidt habe das getan, was viele Menschen im Nationalsozialismus unterlassen haben, so die 91-Jährige. »Dies ist ihm gar nicht hoch genug anzurechnen.«
erinnerung Am 9. November wird Gauck an verschiedenen Orten an die systematische Verfolgung von Juden während der Schoa erinnern. So besucht er am Nachmittag im brandenburgischen Eberswalde den Gedenkort »Wachsen mit Erinnerung«, der mithilfe eines breiten bürgerschaftlichen Engagements auf den Grundmauern der 1938 abgebrannten Synagoge entstanden ist und am 75. Jahrestag der Novemberpogrome offiziell eingeweiht wird.
Darüber hinaus wird der Bundespräsident in Frankfurt/Oder an der Ausstellungseröffnung »BESA – Ein Ehrenkodex. Wie muslimische Albaner Juden retteten« der Gedenkstätte Yad Vashem teilnehmen. Mit den Besuchen der Gedenkorte möchte Gauck die Verantwortung der Zivilgesellschaft unterstreichen, wachsam zu sein und gegen Menschenverachtung Widerstand zu leisten. (ppe mit epd)
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