Alija

Ihr neues Leben

Von Tel Avin nach Munchen: David Leschem, Olga Baskin, Kasa Bayisin und Ezra Brick (v.l.) Foto: Miryam Gumbel

»Die Jewish Agency hat uns in vielen Bereichen geholfen.« Das war die Botschaft, die Olga Baskin und Kasa Bayisin zu ihrem Besuch im Münchener Gemeindezentrum mitbrachten. Keren Hayesod (KH) hatte dazu eingeladen. Die Organisation, 1920 in London gegründet, sollte im Nachgang zur Balfour-Deklaration von 1917 für den Aufbau eines jüdischen Heimatlandes Geld sammeln. Dieser Idee ist sie sich bis heute treu geblieben.

Darüberhinaus unterstützt KH über die Jewish Agency Einwanderer wie Olga Baskin und Kasa Bayisin. Die eigentlichen Ziele des Keren Hayesod bestehen in der Rettung von Juden aus Gefahrenzonen, der Einwanderung und der Eingliederung der Einwanderer, die nach Israel kommen. Allein in den 90er-Jahren konnte eine Million sogenannter Olim Chadaschim mithilfe des Keren Hayesod in Israel ein besseres Leben beginnen, heißt es auf der Internetseite der israelischen Organisation.

Was sich so einfach anhört, ist allerdings mit mehr als rein finanzieller Hilfe verbunden – auch wenn das eine wichtige Grundlage ist. Ezra Brick, Rechtsanwalt in Jerusalem, vertritt Keren Hayesod in Süddeutschland. David Leschem ist ehrenamtlicher Präsident der Organisation in München. Ihre Idee war es, mit einem Erfahrungsbericht und einem Gespräch mit zwei jungen Frauen über die Aufgaben und das Engagement von Keren Hayesod zu berichten und auch Menschen als Spender zu gewinnen, die bislang noch wenig von der konkreten Arbeit wissen.

Familien Olga und Kasa kommen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, haben verschiedene familiäre Hintergründe und unterschiedliche Berufe. Aber beide wären ohne die Unterstützung der Jewish Agency und von Keren Hayesod nicht in ihr neues Heimatland Israel gekommen. Olga ist eine junge Ärztin aus Weißrussland. Dass sie Jüdin ist, hat sie als Kind schmerzhaft erfahren, als Nachbarskinder nicht mehr mit ihr spielen durften. Mit dem Zusammenbruch des Sozialismus – sie war gerade neun Jahre alt – bekam sie die Chance, das Judentum kennenzulernen.

Die Großeltern sprachen Jiddisch, die Eltern unterstützten Olga auf dem Weg zu ihrer jüdischen Identität. Nach dem Abitur studierte sie in Minsk Medizin, praktizierte anschließend dort. Dass sie heute als Ärztin in Israel arbeitet, verdankt sie dem MASA-Programm von Keren Hayesod. Diese Initiative wendet sich an junge Juden zwischen 18 und 30 Jahren und baut die Verbindung zwischen den jungen Menschen und ihrem jüdisch-israelischen Erbe.

Dieses Programm hat es der jungen Ärztin ermöglicht, neun Monate in Israel zu leben, das Land kennenzulernen und die Sprache zu erlernen – in Olgas Fall orientiert auf medizinische Bedürfnisse. Ein wesentlicher Punkt aber war für sie die Anerkennung ihrer Ausbildung und die Approbation in Israel. Auch dabei standen ihr die Mitarbeiter der Jewish Agency zur Seite. So konnte sie schließlich im August 2009 Alija machen. Heute arbeitet sie als Ärztin am Assaf Harofeh Medical Center.

Völlig anders sah das Leben von Kasa Bayisin aus, als sie Anfang 1991 mit ihrer Familie mit der Operation »Promise« aus Äthiopien nach Israel kam. Gerade neun Jahre war sie damals alt, zu Hause wuchs sie in einer sehr orthodoxen Familie auf. Doch die Traditionen waren andere, die in Israel nicht üblich waren. Schon die Ankunft war ein Schock für sie.

Wasser Damals war gerade der Golf-Krieg in vollem Gang, am Ben-Gurion-Flughafen wurden der Familie erst einmal Gasmasken zugeteilt. Aber auch die positiven Seiten des neuen Heimatlandes waren gewöhnungsbedürftig: Fließendes Wasser und Elektizität hatte die kleine Kasa in ihrem Heimatdorf nicht gekannt.

Doch, so erzählte sie, die Jewish Agency half den Neuankömmlingen. Bei der Suche nach einer Wohnung ebenso wie bei vielen anderen Alltagsproblemen. Inzwischen hat Kasa Bayisin ihr Studium der Internationalen Beziehungen mit Schwerpunkt Erziehung und Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich abgeschlossen. Gerne würde sie in der Politik oder im Auswärtigen Dienst für das Land arbeiten, das ihr die Chance für ihr Leben und ihr Studium gegeben hat.

Das Programm Atidim, von dem sie dabei profitiert hat, führt begabte Jugendliche aus weniger privilegierten Verhältnissen in Schlüsselpositionen im öffentlichen Leben. Es trägt nicht nur dazu bei, dass talentierte Menschen ihr Potenzial entfalten können. Israel gewinnt durch Atidim engagierte Menschen, die sich mit ihrem Land identifizieren. Die Fragen der Gäste im jüdischen Zentrum am Jakobsplatz bestätigten das Konzept von Ezra Brick und David Leschem.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Berlin

Wegner besucht verwüstetes israelisch-palästinensisches Lokal

Das Restaurant wurde vergangene Woche verwüstet

 26.07.2024

Düsseldorf

Sägen, fräsen, bohren

Im Südwesten der Stadt betreibt die Gemeinde eine metallverarbeitende Behindertenwerkstatt

von Stefan Laurin  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Berlin

Große Räume für große Träume

Hillel zieht von Neukölln nach Kreuzberg

von Joshua Schultheis  25.07.2024

Olam

Für die Kids

Der Senat unterstützt das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit 450.000 Euro

von Christine Schmitt  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Leipzig

Sachbeschädigung an jüdischer Einrichtung

Der Tatverdächtige wurde nach der Tat verhaftet und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß

 24.07.2024