Interview

»Hut ab vor der Mannschaft!«

Wolfgang Sandhowe Foto: picture alliance/dpa

Interview

»Hut ab vor der Mannschaft!«

Wolfgang Sandhowe über das DFB-Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg und die Hoffnung auf ein Wunder

von Janne Kubik  10.08.2023 07:49 Uhr

Herr Sandhowe, was bedeutet das historische Spiel am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg für Sie und für Makkabi? Macht so etwas nervös, oder ist das eher Anschub?
Nervös macht mich nur, wenn jemand in meiner Familie krank ist. Bei mir kommt es als Anschub an. Wir wollten die erste jüdische Mannschaft sein, die das Pokalfinale gewinnt, und in die erste Runde des DFB-Pokals einziehen. Und das ist uns gelungen. Der Präsident und ich, wir haben uns in den Armen gelegen und geweint und haben gesagt: Das ist historisch, das ist das erste Mal, dass das gelungen ist.

Gibt es denn überhaupt so etwas wie eine jüdische Seele des Teams? Ich glaube, es sind nur ein oder zwei jüdische Spieler im Kader …
Zwei jüdische Spieler. Wir sind ein ganz normaler Klub, wie alle anderen in Berlin auch. Wir haben aber als Makkabäer den Davidstern oben stehen, sind also ursprünglich ein jüdischer Verein. Aber wir sind mit 16 Menschen und mit 16 Nationalitäten hier beheimatet. Das ist eigentlich viel, was wir da erreicht haben, mit diesen verschiedenen Werten, Ansichten, Glaubensrichtungen und so weiter, da bis ins Finale zu kommen und das auch noch zu gewinnen, das ist schon etwas Besonderes. Wir sind wirklich auch ein Vorbild, was Integration betrifft. Hut ab vor der Leistung der Mannschaft. Klar, wir sind jüdischen Ursprungs, aber wir sind eine Multikulti-Truppe, die einfach gezeigt hat, wie schön es ist, unter dieser Flagge zu gewinnen.

Sie sind ein alter Trainer-Fuchs und haben bereits eine ordentliche Karriere hinter sich. Ist dieses Spiel für Sie ein Highlight? Kann man das so sagen?
Ja. Mein absolutes Highlight war damals in Istanbul, als wir als erste türkische Mannschaft ins Halbfinale im Europapokal der Landesmeister eingezogen sind, mit Galatasaray Istanbul, wo ich Co-Trainer war. Das war das größte Highlight, das ich erlebt habe. Aber dies kommt dann schon in zweiter Reihe, mit einigen anderen Erlebnissen, die ich hatte. Aber das ist sehr hochwertig.

Sie wissen ja, vor dem Spiel fragen Journalisten grundsätzlich nach der Erwartung, wie es ausgeht …
Am Samstag vor unserem Spiel ist zum Glück ein Football-Spiel im Mommsenstadion. Ich hoffe, die pflügen den Rasen richtig um, sodass die Pille springt, wie sie will. Ich hoffe, es kommt dann noch ein Schneeschauer dazu und starker Wind und dass die Wolfsburger uns maßlos unterschätzen und wir unseren Sahnetag haben.

Wir drücken alle die Daumen – Masal tow und auf ein ganz famoses Spiel! Egal, wie es ausgeht, gewonnen haben Sie ja jetzt schon.
Vielen Dank. Das ist so – und das kann uns keiner mehr nehmen.

Mit dem Trainer des Berliner Fußball-Fünftligisten TuS Makkabi sprach Janne Kubik.

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025