Rund 80 Menschen haben am Mittwoch in Braunschweig des verstorbenen Holocaust-Überlebenden Sally Perel gedacht. Das Vermächtnis ihres Onkels fordere die junge Generation auf, Rassismus und Hass zu bekämpfen und sich vor Augen zu führen, dass keine Gesellschaft immun dagegen ist, sagte Perels Nichte Neomi Brakin laut Redemanuskript bei der Gedenkfeier: »In jeder Begegnung brachte er seine Mission für Toleranz und Brüderlichkeit und gegen Faschismus zum Ausdruck.«
Der in Peine geborene Perel wurde als »Hitlerjunge Salomon« bekannt. Er starb am 2. Februar im Alter von 97 Jahren und wurde auf dem Yarkon Cemetry in Tel Aviv beigesetzt. Perel ist Ehrenbürger von Braunschweig.
Er empfinde tiefe Erschütterung angesichts von Perels Tod, aber auch große Dankbarkeit für das, was er für Braunschweig und die Region getan habe, sagte Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) laut Manuskript in seiner Ansprache. Die Stadt erinnere sich besonders an Perels unermüdlichen Einsatz gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. »Sein Wirken als Botschafter für Frieden, Versöhnung und Völkerverständigung ist zu einem wesentlichen Element unserer Erinnerungskultur geworden.«
Perel wurde 1925 als Sohn eines Rabbiners geboren. 1990 erschien seine Autobiografie »Ich war Hitlerjunge Salomon«, die verfilmt wurde. Darin erzählt er, wie es ihm gelang, seine jüdische Identität zu verbergen und als Mitglied der Hitlerjugend den Holocaust zu überleben. Perel entging 1941 in Polen der Erschießung durch deutsche Truppen, weil er behauptete, »Volksdeutscher« zu sein.
In der Folge diente er unter falschem Namen der Wehrmacht als Dolmetscher und absolvierte im VW-Hauptwerk Braunschweig eine Werkzeugmacher-Ausbildung. 1948 verließ Perel Deutschland, um den gerade gegründeten Staat Israel mit aufzubauen. 1999 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. epd