Essen

Hetzte in Gelb und Grün

Auch zwei Wochen nach dem Anschlag auf den jüdischen Friedhof in der Essener Schulzstraße, nahe dem Parkfriedhof im Stadtteil Huttrop, tappt die Polizei im Dunkeln. »Auch nach mehreren Zeugenaufrufen in der Zeitung haben wir noch keinen entscheidenden Hinweis erhalten«, sagt der Sprecher des Polizeipräsidiums, Lars Lindemann.

Auf rund 30 Grabsteine waren in der Nacht vom 20. auf den 21. April Hakenkreuze, SS-Runen und die Buchstaben »RAC« , (Rock Against Communism, englisch für »Rock gegen Kommunismus«, ist eine Kampagne, unter der Bands aus dem Bereich des Rechtsrock erstmals 1977 aktiv wurden), mit gelber und grüner Farbe aufgesprüht worden. »Wir ermitteln zwar in alle Richtungen, gehen aber im Kern von einer rechtsextremistisch motivierten Tat aus«, sagt Lindemann der Jüdischen Allgemeinen. Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund für die Tat gäbe es nicht.

Loch im Zaun Die Jüdische Gemeinde zeigte sich entsetzt. Seit 20 Jahren habe er nicht mehr einen solchen massiven Angriff auf jüdische Einrichtungen in der Stadt erlebt, sagt Vorstandsmitglied Hans-Hermann Byron. »Bislang gab es nur Schmierereien auf der Außenmauer, aber nie auf dem Friedhof. Zum ersten Mal haben sie Grabsteine zerstört und dann auch noch die besonders alten«, ergänzt sein Vorstandskollege Jewgenij Budnizkij. »Anscheinend gelangten die Täter durch ein Loch im Zaun auf das Grundstück.« Ein Angestellter der Gemeinde hatte den Schaden bemerkt und sofort den Vorstand alarmiert. Inzwischen sind die Steine von den Schmierereien gesäubert.

»Wir stehen ganz auf der Seite der jüdischen Gemeinde und verurteilen diese Tat auf das Schärfste«, sagt der Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt und Sprecher der Kommission Islam und Moscheen in Essen, Muhammet Balaban, der Jüdischen Allgemeinen. »Unser gemeinsamer Feind ist der, der das friedliche Miteinander zerstören will«, so Balaban, der sich vor allem auch für einen intensiven Jugendaustausch zwischen den abrahamitischen Religionen einsetzt.

Solidarität »Wir müssen mit allen zur Verfügung stehenden politischen Instrumenten gegen diese Feinde angehen«, fordert er. Inzwischen erreichten die jüdische Gemeinde Solidaritätsschreiben. »Das freut uns sehr«, sagt Budnitzkij.

Auch Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß zeigte sich bestürzt über die Schmierereien: »Die offensichtlich rechtsradikalen Täter versuchen mit solchen zerstörerischen Aktionen das friedliche Miteinander verschiedener Kulturen und Religionen zu zerstören. Das dürfen wir nicht zulassen«, sagte er dem Internetportal der WAZ, Der Westen.

Wie in jeder größeren Ruhrgebietsstadt gäbe es auch in Essen »geistig Verwirrte, die jeden Anlass für ihre Schmierereien nehmen«, meint Polizeisprecher Peter Elke. »Wir hätten gern lieber weniger Publizität, damit sich die Täter nicht noch rühmen können, in den Medien Beachtung zu finden.« Man hoffe jedoch weiter auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Hinweise an das Polizeipräsidium Essen, Telefon 0201/8290

Hannover

Die Vorfreude steigt

Die Jewrovision ist für Teilnehmer und Besucher mehr als nur ein Wettbewerb. Stimmen zu Europas größten jüdischen Musikevent

von Christine Schmitt  29.03.2024

Dialog

Digital mitdenken

Schalom Aleikum widmete sich unter dem Motto »Elefant im Raum« einem wichtigen Thema

von Stefan Laurin  28.03.2024

Jugendzentren

Gemeinsam stark

Der Gastgeber Hannover ist hoch motiviert – auch Kinder aus kleineren Gemeinden reisen zur Jewrovision

von Christine Schmitt  28.03.2024

Jewrovision

»Seid ihr selbst auf der Bühne«

Jurymitglied Mateo Jasik über Vorbereitung, gelungene Auftritte und vor allem: Spaß

von Christine Schmitt  28.03.2024

Literaturhandlung

Ein Kapitel geht zu Ende

Vor 33 Jahren wurde die Literaturhandlung Berlin gegründet, um jüdisches Leben abzubilden – nun schließt sie

von Christine Schmitt  28.03.2024

Antonia Yamin

»Die eigene Meinung bilden«

Die Reporterin wird Leiterin von Taglit Germany und will mehr jungen Juden Reisen nach Israel ermöglichen. Ein Gespräch

von Mascha Malburg  28.03.2024

Hannover

Tipps von Jewrovision-Juror Mike Singer

Der 24-jährige Rapper und Sänger wurde selbst in einer Castingshow für Kinder bekannt.

 26.03.2024

Party

Wenn Dinos Hamantaschen essen

Die Jüdische Gemeinde Chabad Lubawitsch lud Geflüchtete und Familien zur großen Purimfeier in ein Hotel am Potsdamer Platz

von Katrin Richter  25.03.2024

Antisemitismus

»Limitiertes Verständnis«

Friederike Lorenz-Sinai und Marina Chernivsky über ihre Arbeit mit deutschen Hochschulen

von Martin Brandt  24.03.2024