Freiwilligendienst

Helfen und lernen

Engagieren sich in Deutschland: die Israelis Romi, Omri, Sara Maya und Yasmin Hadassa (v.l.) Foto: Rolf Walter

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) organisiert seit 2015 den Deutsch-Israelischen Freiwilligendienst (DIFD). Bewerben können sich Deutsche, die dann für einige Monate in Israel eingesetzt werden, und Israelis, die sich in jüdischen Einrichtungen in Deutschland engagieren. Für ein von der ZWST organisiertes Bildungs­seminar kamen Sara Maya, Omri, Yasmin Hadassa und Romi kürzlich für einige Tage nach Berli

Sara Maya aus den USA hat vor einigen Jahren Alija gemacht – und mag es nun, ehrenamtlich außerhalb Israels zu arbeiten. »Ich finde es wichtig, Juden in anderen Ländern kennenzulernen.« Deutschland sei eigentlich gar keine Option für sie gewesen, aber dann gab es die Möglichkeit, sich über den DIFD in Frankfurt zu engagieren. Dort betreut sie nun Kinder an der I. E. Lichtigfeld-Schule. Sie mag den Austausch mit Kindern, Lehrern und die herzliche Atmosphäre. »Es war eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe.«

Die 26-Jährige organisiert Gemeindeveranstaltungen und Schabbatfeiern

Ebenfalls in Frankfurt ist Yasmin Hadassa gelandet. Sie arbeitet mit jüdischen Kindern und Jugendlichen in der Hebräischen Bibliothek und der I. E. Lichtigfeld-Schule. »Ich unterrichte gern dort. Und obwohl es eine jüdische Schule ist, gibt es dort auch christliche Lehrer und Kinder. Ich finde es sehr interessant zu sehen, dass sie über das Judentum und Israel lernen wollen.« Yasmin Hadassa organisiert Gemeindeveranstaltungen und Schabbatfeiern.

Mit 26 Jahren zählt die Israelin, die Politikwissenschaft und Jüdische Geschichte studiert hat, zu den älteren Freiwilligen. »Die deutsche Geschichte ist für mich natürlich interessant, auch im Hinblick auf die Verbindung zwischen Deutschland und Israel. Selbstverständlich auch mit Blick auf die Zukunft.« Sie schätzt die Inspirationen, die sie dank zweier unterschiedlicher Einsatzorte erhält. »Die Gemeinde ist toll, wir sind wie eine Familie.«

In München ist Romi im Einsatz. Ihr Freiwilligendienst, den sie bei der Zionistischen Jugend in Deutschland (ZJD) leistet, neigt sich dem Ende zu. Auch sie interessiert, wie das jüdische Leben außerhalb Israels funktioniert. »Ich finde es interessant zu sehen, wie Menschen leben, die so ähnlich sind wie ich, aber doch nicht gleich – beispielsweise, weil sie religiöser sind als ich. Und ich denke, ich habe viel von ihnen gelernt – besonders über Zusammenhalt und die Rolle, die das Judentum in ihrem Leben spielt.«

Da Romis Großmutter aus Deutschland stammt, hat Romi auch einen deutschen Pass. »Dennoch habe ich bis jetzt noch nie hier gelebt. Aber ich denke, nach diesem Jahr wird dieses Land ein großer Teil von mir und meinem Herzen sein.«

Bildungsministerin Karin Prien: »Freiwilligendienste sind ein starkes Zeichen der Verständigung untereinander.«

Omri ist erst seit drei Monaten bei der Europäischen Janusz Korczak Akademie. »Ich arbeite mit Juden und Nichtjuden. Es ist sehr interessant, die Vielfalt der Menschen zu sehen«, sagt der 22-Jährige. Die Akademie werde stark vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinflusst. »Wir haben viele Geflüchtete aus beiden Ländern. Und es ist schön zu sehen, wie sie zusammenarbeiten.«

»Ich möchte etwas Sinnvolles tun«

Insgesamt genieße er seinen Aufenthalt in München, er fühle sich sehr wohl, sagt er. Seinen Militärdienst in Israel habe er beendet und wolle nun dazu beitragen, »unsere Sichtweise als israelische Bürger« zu zeigen. »Ich möchte etwas Sinnvolles tun.« An seinem Einsatzort ist er der erste Freiwillige.

Auch Bundesjugendministerin Karin Prien (CDU) lobt dieses Engagement: »Freiwilligendienste zwischen Deutschland und Israel sind gelebte Verantwortung füreinander und ein starkes Zeichen der Verständigung untereinander. Sie wurzeln im Gedenken des ›Nie wieder‹ und haben sich zu einem lebendigen Austausch junger Menschen entwickelt, die Brücken bauen – aus Erinnerung, Respekt und gegenseitigem Interesse.«

Der mittlerweile zehn Jahre bestehende DIFD sei ein wichtiger Pfeiler der Brücke zwischen »unseren Ländern. Gerade jetzt, wo Kräfte wirken, die diese Verbindung schwächen wollen, müssen wir diese Brücke gemeinsam schützen und stärken.«

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