Bestattungen

Gut vorgesorgt

Zukunftspläne vertagt: der jüdische Friedhof Bochum mit der Trauerhalle Foto: mboe

Die jüdischen Gemeinden sind gewachsen. Das zeigen nicht nur die Mitgliederzahlen oder die neuen Synagogen. Der Zuzug spiegelt sich auch in einer Diskussion wider, die einige Gemeinden gerade gezwungen sind zu führen: Ist auf absehbare Zeit noch genug Platz auf den jüdischen Friedhöfen? In Bochum ist das nicht der Fall.

Bereits 2008 wählte man deshalb in Absprache mit der Verwaltung der Revierstadt eine neue Fläche aus, die das Problem für etwa 100 Jahre gelöst hätte. Am Freitag sollte eine Vorlage den Ausschuss für Kultur und Sport zur Übergabe eines Teils des Hauptfriedhofs an die jüdische Gemeinde passieren.

Doch der Tagesordnungspunkt wurde von der Verwaltung zurückgenommen, da einige Fraktionen Beratungsbedarf angemeldet hatten. Die finanzielle Seite sei noch nicht ausreichend beleuchtet worden, auch zur Nutzung der Trauerhalle gäbe es noch Fragen. »Um das aber ganz deutlich zu sagen: Das geht nicht gegen den jüdischen Friedhof«, betont der Ausschuss-Vorsitzende Wolfgang Horneck (CDU).

mit ruhe Für fünf bis acht Jahre seien die Bestattungen der jüdischen Gemeinde gesichert, deshalb bestünde in der Sache keine Eile und man wolle das Thema in der nächsten oder übernächsten Sitzung des Ausschusses wieder auf die Tagesordnung bringen. »Wir brauchen aber Zeit, um die Umbaumaßnahmen zu treffen«, erklärt Aleksander Chraga, Geschäftsführer der Gemeinde Bochum. Er wünscht sich eine schnelle Entscheidung aus dem Rathaus.

Auch in der Nachbarstadt Gelsenkirchen wird derzeit über eine Vergrößerung des Friedhofs nachgedacht. Ein eigenes Grundstück steht noch zur Verfügung, doch nach 80 Jahren hat sich hier die Natur ungehindert ausgebreitet. »Das muss aufwendig saniert werden. Außerdem wollen wir eine weitere Fläche von der Stadt erwerben, die noch nicht belegt war, um noch mehr Platz zur Verfügung zu haben«, erzählt Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Gemeinde. »In den nächsten Jahren wird der Bedarf sicher entstehen.«

drei Friedhöfe Gelassen betrachtet man die Entwicklung in Duisburg. Durch den Zusammenschluss von Duisburg, Mülheim und Oberhausen zu einer Gemeinde kann sie auch auf drei Friedhöfe zurückgreifen. »Wir haben ein Feld auf dem Duisburger Waldfriedhof, in Oberhausen und in Wesel sind auch noch offene Friedhöfe. Aber wir beerdigen hauptsächlich in Mülheim«, erläutert Geschäftsführer Michael Rubinstein.

Egal in welcher Ruhrgebietsstadt, die überwiegende Mehrheit der Gemeindemitglieder lässt sich auf einem jüdischen Friedhof bestatten. »Darauf legen auch die Menschen Wert, die uns sonst wenig besuchen«, sagt Alexander Sperling, Geschäftsführer der Gemeinde Groß-Dortmund. »Fast 99 Prozent unserer Mitglieder wollen jüdisch beerdigt werden«, bestätigt auch Annette Altschaffel von der Essener Kultusgemeinde.

Thüringen

Fundstücke mit Haken und Ösen

Erstmals und vorerst einmalig wurden in Erfurt vier neu gefundene Stücke aus dem mittelalterlich-jüdischen Schatz vorgestellt

von Esther Goldberg  20.06.2025

Jewrovision

»Wir hatten den Süßheitsfaktor«

Die Juze-Leiter Sofia aus Aachen und Lenny aus Köln über Gänsehaut, ihren ersten gemeinsamen Sieg und eine NRW-After-Jewro-Party

von Christine Schmitt  19.06.2025

Illustratorin

Gemaltes Augenzwinkern

Lihie Jacob erhielt den Jüdischen Kinderbuchpreis 2025. Ein Besuch bei der Künstlerin

von Alicia Rust  19.06.2025

Sicherheit

Spürbare Sorgen

Infolge des Kriegs mit dem Iran wurde der Schutz jüdischer Einrichtungen verstärkt. In Mannheim wurde schon die »Meile der Religionen« abgesagt. Wie stellen sich Gemeinden auf die neue Bedrohungslage ein? Wir haben nachgefragt

von Christine Schmitt  19.06.2025

Erfurt

Neue Stücke eines jüdischen Schatzes aufgetaucht

Der 1998 in Erfurt gefundene jüdische Schatz gilt als der bedeutendste archäologische Fund der vergangenen 100 Jahre im Erfurter Stadtgebiet. Nun sind bislang unbekannte Stücke aufgetaucht

von Matthias Thüsing  18.06.2025

Jubiläum

Neue musikalische Pfade

Das Jewish Chamber Orchestra Munich unter Leitung von Daniel Grossmann feiert sein 20-jähriges Bestehen

von Ellen Presser  18.06.2025

Frankfurt am Main

Jüdische Gemeinde sagt »Resonanzräume«-Festival ab

Grund ist die »die aktuelle Eskalation der Situation zwischen Israel und dem Iran«, so die Kulturabteilung

 17.06.2025

Lesung

Ein zeitgenössisches Märchen

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter stellte im Literaturhaus seinen neuen Roman »Stadt der Hunde« vor

von Luis Gruhler  16.06.2025

Urteil

Sicherungsverwahrung nach Brandanschlag auf Oldenburger Synagoge

Der Mann hatte die Tat eingeräumt und von »Stimmen« berichtet, die ihn zu dem Brandanschlag aufgefordert hatten

von Jörg Nielsen  16.06.2025