Tischtennis

Go for Gold!

Die 33-jährige israelische Sportlerin Pazit Rubens freut sich über ihre Erfolge bei den Special Olympics in Berlin

von Christine Schmitt  28.06.2022 08:47 Uhr Aktualisiert

Ganz oben: Pazit Rubens Foto: Gregor Zielke

Die 33-jährige israelische Sportlerin Pazit Rubens freut sich über ihre Erfolge bei den Special Olympics in Berlin

von Christine Schmitt  28.06.2022 08:47 Uhr Aktualisiert

Silber- und Bronzemedaillen mag sie zwar nicht so gerne. Aber die, die sie am vergangenen Donnerstag bei den Special Olympics in Berlin gewonnen hat, wird Pazit Rubens definitiv gefallen. Die 33-jährige Sportlerin und ihre Eltern, die für die Wettkämpfe aus Israel nach Deutschland gekommen waren, sind glücklich, wie sie der Jüdischen Allgemeinen sagten.

Rubens war mit ihrem Team – ihren Eltern Aliza und Hanan und ihrem Coach Joel Shoham – in Berlin.

Seit mehr als 15 Jahren schlägt Pazit Rubens Angaben, Aufschläge und Schmetterbälle auf der Tischtennisplatte und ist mittlerweile von dem Sport so beseelt, dass sie an sämtlichen Wettbewerben teilnimmt, die ihr möglich sind.

down-syndrom Vor 33 Jahren kam sie mit Down-Syndrom auf die Welt. Die »Special Olympics Nationale Spiele« geben ihr die Möglichkeit, zu zeigen, was sie mag und kann. »Sie wird dabei sein und in der Tischtennissparte mit allen hervorragenden Spielern aus ganz Deutschland antreten«, sagt der Vater.

In Berlin fanden die Special Olympics bis zum 24. Juni statt. 4000 Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung, aber auch nichtbehinderte Sportler traten dabei gemeinsam in 20 verschiedenen Sportarten gegeneinander an und kämpfen um einen Platz bei den World Games.

Die Special Olympics sind weltweit die größte offiziell anerkannte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. »Es geht vor allem darum, vielen Menschen mit geistiger Behinderung überhaupt einen Zugang zu Sport und zu Wettkämpfen zu ermöglichen«, sagt der Leiter des Organisations-Komitees, Sven Albrecht. »Einige Zeit hatte sie Angst, gegen Fremde zu spielen, aber das hat sich glücklicherweise gelegt«, sagt ihr Vater Hanan Rubens. Mittlerweile fühle sie sich bei den Partien vollkommen frei. »Sie hat keine Minderwertigkeitsgefühle, im Gegenteil, sie liebt dieses Spiel«, sagt er.

Die Special Olympics sind weltweit die größte offiziell anerkannte Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung.

Pazit hat es sich in dem Sessel gemütlich gemacht und ihre Beine zu einem Schneidersitz verschlungen. Aufmerksam hört sie zu. Viele Menschen kennen diese junge Sportlerin von den vorherigen Special Games, denn sie war zum ersten Mal vor zwölf Jahren in Bremen dabei, vor Corona in Hannover, Düsseldorf und Kiel, wo sie ihre Lieblingsmedaille gewonnen hat, und nun kommt sie gerade aus Malta, von den Europäischen Spielen der Special Olympics. »Sie ist gerne in Berlin und freut sich schon, wenn sie den Fernsehturm sieht«, sagt ihr Vater.

schoa Ihr Großvater wurde in Berlin geboren, drei Geschäfte betrieb die Familie, die sie noch vor der Schoa verkaufte, dann emigrierte der Großvater in einen Kibbuz ins damalige Palästina. Mehrere Familienangehörige, so erzählt Hanan Rubens, wurden in der Schoa ermordet. Pazit hat auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Wenn gerade keine Wettkämpfe sind, dann trainiert sie zweimal die Woche, und in letzter Zeit arbeitete sie sogar an drei Tagen an ihrer Technik, Koordination und Schnelligkeit. Vor den Spielen sei sie schon angespannt, übersetzt ihre Mutter aus dem Hebräischen ins Englische. Da helfe es, Musik zu hören. In diesen Tagen sind es überwiegend Hip-Hop-Songs. Beim Wettkampf am Donnerstag würde sie gerne ihr weißes Lieblings-T-Shirt anziehen. »Oder das rote oder blaue«, grübelt sie. Vor sieben Jahren hat die Familie den Kibbuz verlassen, um in der Nähe von Tel Aviv zu leben.

Pazit wohnt in einer Einrichtung mit Freunden zusammen und hofft, Ende September ihre Schauspielausbildung abschließen zu können. Sie würde am liebsten als Sängerin auf der Bühne stehen. Das wäre ihr Traum. Sie tanzt sehr gerne, vor allem Cha-Cha-Cha und Tango. Und bei Partys zeigt sie gerne orientalische Tänze. Was sie auch sehr mag, ist ihre große Familie. Ihre zwei Brüder und zwei Schwestern haben Familien gegründet, und Pazit hat mittlerweile zehn Neffen und Nichten.

»Wir hoffen, dass sie immer spielen kann und dabei viel Freude hat«, sagen ihre Eltern unisono. Fest steht, dass sie im nächsten Jahr zu den Special Olympics World Games wiederkommen will – die Goldmedaille lockt.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Berlin

Wegner besucht verwüstetes israelisch-palästinensisches Lokal

Das Restaurant wurde vergangene Woche verwüstet

 26.07.2024

Düsseldorf

Sägen, fräsen, bohren

Im Südwesten der Stadt betreibt die Gemeinde eine metallverarbeitende Behindertenwerkstatt

von Stefan Laurin  25.07.2024

Ausstellung

Olympioniken im KZ Buchenwald

Auf dem Ettersberg bei Weimar treffen unterschiedlichste Biografien aufeinander

von Matthias Thüsing  25.07.2024

Berlin

Große Räume für große Träume

Hillel zieht von Neukölln nach Kreuzberg

von Joshua Schultheis  25.07.2024

Olam

Für die Kids

Der Senat unterstützt das Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde zu Berlin mit 450.000 Euro

von Christine Schmitt  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Leipzig

Sachbeschädigung an jüdischer Einrichtung

Der Tatverdächtige wurde nach der Tat verhaftet und ist inzwischen wieder auf freiem Fuß

 24.07.2024