Geburtstag

Geboren 1907

Zum Geburtstag: Blumen, Pralinen und ein Besuch von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch Foto: Marina Maisel

Eine zierliche Dame in schwarz-weißer Bluse und schwarzem Rock begrüßt die Gratulanten. Und antwortet auf die Frage, wie es ihr geht, mit einem klaren »Charascho!«, das ist Russisch und bedeutet »Gut!«. Keine Selbstverständlichkeit. Denn Elena Velikina feiert an diesem Tag ihren 105. Geburtstag. Als sie hört, dass Präsidentin Charlotte Knobloch unterwegs ins Saul-Eisenberg-Seniorenheim ist, um ihr zu gratulieren, fragt sie, ob ihre Haare gut liegen.

Seit fünf Jahren lebt Elena Velikina hier. Ihren 100. Geburtstag feierte sie noch in ihrem neuen Münchner Zuhause zusammen mit ihrem Sohn. Mit ihm und der Schwiegertochter kam sie 1997 nach Deutschland. »Ich bin dort, wo meine Kindern sind«, hatte sie damals zu ihrem Umzug gesagt.

Geboren wurde die Jubilarin in Weißrussland im Gomel-Gebiet. In Leningrad hat sie Bauingenieurwesen studiert und ihren späteren Ehemann Aron Feldman kennengelernt. Dort kam auch Sohn Vladimir zur Welt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs meldet sich ihr Mann freiwillig.

Georgien »Es waren die schwierigsten Jahre meines Lebens«, erinnerte sich Elena Velikina. Sie musste ganz allein die fünfköpfige Familie ernähren. Sie projektierte die Hüttenwerke im Tscheljabinsk-Gebiet. 1944 schickt man sie beruflich nach Georgien. »Als mein Mann nach dem Krieg zurückkam und ich nach Leningrad wollte, hat man mich nicht entlassen«, erinnert sich Elena Velikina.

Erst Mitte 1946 kehrte sie zurück in die Stadt an der Newa und fing eine Arbeit in einem Projektinstitut an. Mehr als 30 Jahre projektierte sie Hüttenwerke. 1962 ging Elena Velikina in Rente, vier Jahre später starb ihr Mann. Als 90-Jährige packte sie noch einmal die Koffer und zog nach München. Bis vor wenigen Jahren nahmen Bücher und Zeitungen einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Auch heute will die alte Dame noch wissen, was geschieht, auch wenn sie nicht mehr sehen kann, Journale und Nachrichten nicht mehr selbst liest.

So freut sie sich, dass sie auch mit Charlotte Knobloch ein paar Sätze mithilfe einer Übersetzerin sprechen kann. Die Präsidentin ihrerseits ist froh, dass sich Elena Velikina gut fühlt – und dankt Heimleiterin Jennifer Krusche und dem Pflegepersonal für die Fürsorge. Auch Christoph Frey, Geschäftsführer der AWO, war zum Gratulieren gekommen.

Alle sind glücklich, dass »Lenotschka«, wie Mitarbeiter des Seniorenheimes sie zärtlich nennen, ganz wach und gesprächig ist. Über den Korb mit koscheren Süßigkeiten freut sich die Jubilarin genauso wie über die vielen guten Wünsche für das nächste Lebensjahr.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025