Potsdam

Für eine würdige Heimstatt

Abraham Lehrer unterschrieb den Vertrag zum Bau der Potsdamer Synagoge. Foto: Andreas Klaer

Nach einem 16-jährigen Ringen um den Bau einer Synagoge in Potsdam ist am Montag in der Brandenburger Staatskanzlei der Vertrag zur Errichtung des Baus unterzeichnet worden. Bis 2024 soll die neue Synagoge in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam vollendet sein und den verschiedenen jüdischen Gemeinden der Stadt zur Verfügung stehen.

Den Vertrag zur Errichtung unterschrieben am Montagvormittag der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST), Abraham Lehrer, und Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in Anwesenheit des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Das Land will das Bauwerk mit rund 13,7 Millionen Euro finanzieren. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein.

Vorreiterrolle Als letzte Landeshauptstadt der Bundesrepublik werde nun auch Potsdam wieder eine Gemeindesynagoge bekommen, sagte Schuster. Mit einer liberalen Hochschulsynagoge und einem Bau, der sich dem traditionellen Judentum verpflichtet sieht, werde Brandenburg nun zum Vorreiter.

»Die Synagoge ist ein Haus für alle«, betonte Abraham Lehrer. Neben Gottesdiensten und Lehrstunden soll es in dem Gebäude auch Angebote wie Sozial- und Gesundheitsberatung geben.

Das Vorhaben setzt ein Zeichen dafür, dass Juden in die Mitte der Gesellschaft gehören.

Manja Schüle

Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Antisemitismus zu bekämpfen und jüdisches Leben wieder sichtbar zu machen, sagte Landesministerin Schüle. Für beides stehe die Vereinbarung zum Bau des Synagogen- und Gemeindezentrums in unmittelbarer Nähe des Landtags. Das Vorhaben setze ein Zeichen dafür, dass Juden in die Mitte der Gesellschaft gehören. »Jüdinnen und Juden in Brandenburg sollen sich wohlfühlen«, sagte Schüle. »Sie sind wir.«

Bauausschreibung Mit der Vereinbarung vom Montag sei nun die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die jüdischen Gemeinden in Potsdam eine würdige Heimstatt bekommen. Die Bauausschreibung laufe bereits, sagte Schüle. Das Land errichte das Synagogenzentrum, die ZWST werde die Begleitung des Planungs- und Bauprozesses und in den ersten drei Jahren nach Fertigstellung die Treuhandschaft übernehmen. Dafür soll der jüdische Sozialverband jährlich rund 650.000 Euro vom Land erhalten. Nach drei Jahren soll der jüdische Landesverband das Bauwerk übernehmen, für das eine Stiftung errichtet werden soll.

Sie sei überzeugt, dass der nicht immer einfache Weg zu einer neuen Synagoge nun zu einem guten Ende kommen werde, betonte Schüle. Das Bauvorhaben wurde bereits 2005 im Staatsvertrag des Landes Brandenburg mit dem jüdischen Landesverband festgehalten. Seitdem gab es mehrere Anläufe, den Baustart auf den Weg zu bringen. Dies scheiterte vor allem an einer Kontroverse zwischen den verschiedenen jüdischen Gemeinden in Potsdam über die Gestaltung des Baus nach dem Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland.

Koalitionsvertrag Zuletzt hatte Schüle am 18. Februar dieses Jahres Pläne für ein Synagogen- und Gemeindezentrum präsentiert. »Wir werden die Synagoge wie im Koalitionsvertrag versprochen in dieser Legislaturperiode an die Jüdinnen und Juden in Brandenburg zur Nutzung übergeben«, hatte sie damals bei einer Online-Pressekonferenz verkündet.

»Für die ZWST ist dies der zweite Anlauf, mitzuhelfen und mitzuwirken, dass in der Stadt Potsdam ein Bau errichtet wird, der eine Synagoge beinhaltet und den Gemeinden Möglichkeiten eröffnet, ihre Sozial- und Jugendarbeit in passendem Rahmen durchzuführen«, betonte ZWST-Präsident Lehrer bei der Entscheidung Anfang dieses Jahres.

Die jüdische Gemeinschaft von Potsdam soll in dem Gebäude ein neues Zuhause finden.

Abraham Lehrer

Die Zentralwohlfahrtsstelle sehe sich als Katalysator für den Baustart. »Wir wollen das nicht für unseren Verband einrichten und eingliedern, sondern wir wollen es gestalten, damit die Menschen und die jüdische Gemeinschaft von Potsdam sich darin ein Zuhause bilden können.«

Die historische Synagoge im Potsdamer Stadtzentrum überstand zwar die NS-Pogrome von 1938, wurde jedoch danach von der benachbarten Post genutzt und Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945 bei einem Luftangriff zerstört. Am historischen Standort wurde in der DDR ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert eine Gedenktafel an die alte Synagoge. epd/ja

München

Politische Debatte

Zur bevorstehenden Landtagswahl lud die Israelitische Kultusgemeinde führende Vertreter der demokratischen Parteien ein

von Andrea Kästle  23.09.2023

Einblicke

Pausen? Kaum möglich

Rebbetzins haben während der Feiertage viel zu tun – in der Familie und in der Gemeinde

von Christine Schmitt  23.09.2023

Auszeichnung

Verdienstkreuz am Bande für Ernst Grube

Schon vor der Verleihungszeremonie wurde Grube gratuliert

 22.09.2023

leer

Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg ist nun Ehrenbürger von Leer

Nachdem er als jüdisches Kind vertrieben wurde, überlebte er die Lager Auschwitz, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen. Jetzt ehrte Leer den 98-Jährigen als regen Mahner der Geschichte

von Karen Miether, Wolfgang Stelljes  22.09.2023

Berlin

Open-Air-Synagoge zu Jom Kippur

Der Grund: Die Gemeinde ist stark gewachsen

 22.09.2023

Moses-Mendelssohn-Zentrum

Neues Netzwerk-Portal »Jüdische Geschichte online« gestartet

Das Fach-Portal ermöglicht eine komfortable und übergreifende Recherche

 21.09.2023

Invictus Games

General trifft Fallschirmjäger

Kurz vor Abschluss der Wettkämpfe fand ein besonderes Training statt

von Annette Kanis  21.09.2023

Interview

»Es hat mich enorm berührt«

Ingo Gerhartz über die Invictus Games

von Annette Kanis  21.09.2023

Jubiläum

Ein Fest für Frankfurt

Prominente Ehrengäste, eine musikalische Zeitreise und Appelle gegen rechts: Vor 75 Jahren entstand die Jüdische Gemeinde der Stadt neu. Nun wurde gefeiert

von Laura Vollmers  21.09.2023