Frankfurt

Fünf Minuten ...

Frau Schnabel, nach 30 Jahren WIZO-Mitgliedschaft, davon acht als Vizepräsidentin, haben Sie nun Rachel Singer an der Spitze der WIZO Deutschland abgelöst. Wo möchten Sie neue Akzente setzen?
Es ist mir ein großes Anliegen, die Arbeit der WIZO bekannter zu machen. Nicht nur mit ihrer großen Leistung auf dem Gebiet der pädagogischen Frühförderung von Kleinkindern in Israel, sondern auch ihrer Bedeutung für die Integration von Einwanderern und der Stellung der Frau in der israelischen Gesellschaft. Wunderbar beschreibt es der Satz von Teddy Kollek – Jerusalems legendärem ehemaligen Bürgermeister: »Wenn es WIZO nicht bereits gäbe, müsste man sie erfinden.«

Und was möchten Sie an der WIZO-Arbeit keinesfalls verändern?
Das gute Mannschaftsspiel innerhalb des Präsidiums hier in Deutschland. Rachel Singer ist eine unglaubliche Teamplayerin. Sie hat es beispielhaft verstanden, ihr Präsidium in die WIZO-Arbeit einzubeziehen, zu informieren und sich zu beraten, bevor sie Entscheidungen getroffen hat. Ich hoffe sehr, dass mir das auch so gut gelingt.

Sie kommen gerade aus Israel zurück: War das Ihre erste Reise als neue Präsidentin?
Ich musste kurzfristig aus familiären Gründen hinfahren, aber ich habe es mir nicht nehmen lassen, unser Theodor-Heuss-Zentrum zu besuchen, das wir gerade behindertengerecht ausbauen. Überhaupt kann ich mich nicht erinnern, wann ich in den vergangenen Jahren jemals in Israel war, ohne einen oder mehrere WIZO-Tage einzulegen – Präsidentin oder nicht. Das geht übrigens allen Präsidiumsfrauen so – allen voran »Veteranin« Lilian Tichauer aus Berlin.

Die WIZO Deutschland fördert 16 Projekte in Israel. Auch wenn eine Gewichtung schwer fällt: Welches davon liegt Ihnen besonders am Herzen?
Jede Kindertagesstätte ist wichtig, das Theodor-Heuss-Zentrum einzigartig, aber ganz besonders liebe ich unser jüngstes Projekt: Das Robert-und-Auguste-Meder-Zentrum, »Villa Meder«, in Eilat für gefährdete Mädchen. Wir holen die Mädchen buchstäblich von der Straße. In Israel heißen diese Zentren »Warm home« – und das ist es wirklich.

Welche Auswirkungen hat die Arbeit der WIZO auf das jüdische Leben hier?
Nehmen wir zum Beispiel Darmstadt. In dieser 688 Mitglieder großen Gemeinde ist WIZO ein fester Bestandteil des Gemeindelebens geworden. Die WIZO-Frauen dort demonstrieren jedes Jahr mit ihrem Basar ihre Solidarität mit Bedürftigen in Israel. Dieses Event lockt Hunderte in das Jüdische Gemeindezentrum und trägt bestimmt dazu bei, bei dem einen oder anderen Darmstädter eine gewisse Schwellenangst zu überwinden. In einer großen Gemeinde wie Frankfurt ist es ähnlich. Am Basar-Wochenende kommen etwa 5.000 Menschen ins Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum. Das ist doch was!

Sie sind Logopädin von Beruf und haben drei Kinder großgezogen. Woraus schöpfen Sie noch immer die Kraft für Ihr zeitintensives Ehrenamt?
Ich habe niemals das Gefühl, dass mir die WIZO-Arbeit meine Zeit raubt. Im Gegenteil: Ich empfinde es als Privileg, mich für diese weltweit anerkannte Organisation engagieren zu dürfen. Dieter Graumann hat vor Kurzem vom »Feuersturm der Leidenschaft« gesprochen, der die WIZO-Frauen antreibt. Und das trifft auf mich wirklich zu. Ich bin als Tochter von Holocaust-Überlebenden in einem zionistischen Elternhaus aufgewachsen, in dem Bewusstsein, dass das Leben meiner Eltern und Verwandten anders verlaufen wäre, wenn es den Staat Israel gegeben hätte.

Was motiviert Sie?
Mich treiben das Wissen und die Freude an, die ich bei jeder Begegnung mit den Frauen, Kindern und Jugendlichen in einer WIZO-Einrichtung erleben darf. Und ich habe das große Glück, einen Ehemann zu haben, der mich in meiner Arbeit für die WIZO sehr ermutigt.

Mit der neuen WIZO-Präsidentin sprach Rivka Kibel.

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