Interview

Fünf Minuten…

... mit Architekt Matthias Karch über seine Laubhütte und die Sukka-City in New York

von Detlef David Kauschke  28.09.2010 11:23 Uhr

Laubhütte: Architekt Matthias Karch und seine zeitgemäße architektonische Übertragung des Gedankens der Sukka als Gestrüpp. Foto: Marco Limberg

... mit Architekt Matthias Karch über seine Laubhütte und die Sukka-City in New York

von Detlef David Kauschke  28.09.2010 11:23 Uhr

Herr Karch, als Finalist des Sukka-City-Wettbewerbs wurde Ihre Laubhütte in New York ausgestellt. War das für Sie eine besondere Ehre?
Ja natürlich. Als mich die Nachricht der Jury Ende August erreichte, klang das wie eine Chance, die nicht oft im Leben kommt: das man seine Arbeit mitten in New York präsentieren darf.

Wie sind Sie an die Umsetzung gegangen?
Wir standen unter großem Zeitdruck. Als wir gefragt wurden, ob wir unseren Entwurf realisieren könnten, hatten wir nur noch drei Wochen Zeit. Wir haben sofort Kontakte nach Brooklyn aufgenommen, sehr schnell auch digitale Daten ausgetauscht, und dann Verabredungen mit lokalen Handwerkern getroffen, die mit den Arbeiten begannen, bevor wir in New York eintrafen.

Was war das Spezielle Ihres Entwurfes?
Die Gestaltung bezieht sich auf die Übersetzung des Wortes Sukka, das ja nicht nur Hütte sondern auch Busch, Gestrüpp oder Versteck bedeutet. Dabei haben wir Oliven- mit Walnuss- und Ahornholz verbunden, somit israelische und amerikanische Aspekt fusioniert, in diesem Sinne auch Kulturkreise verbunden. Dann hatte der Entwurf noch das stürzende Element, die Neigung nach Osten. Und schließlich der Bezug zu Konrad Wachsmann, dem deutsch-jüdischen Architekten und Ingenieur, der sehr lange am universellen Knoten geforscht hat. Wir konnten auf diese Forschung zurückgreifen, computergestützt unterschiedliche, nicht serielle Knoten verbinden. Daraus entstand eine zeitgemäße architektonische Übertragung des Gedankens der Sukka als Gestrüpp.

Welche Reaktionen gab es in New York?
Die jüdische Gemeinschaft hat sich sehr dafür interessiert. Die Hauptfrage war immer, ob das koscher sei. Verschiedene Experten, darunter auch Rabbiner, haben uns bestätigt, dass unser Entwurf den jüdischen Religionsgesetzen entspricht.

Was passierte mit der Hütte nach der Ausstellung auf dem Union Square?
Das Center for Jewish History wollte unsere Sukka ausstellen. Es gab aber Probleme beim Transport. Ich hoffe, diese konnten schließlich gelöst werden. Sukka-City war aber von Beginn an als zeitlich begrenzte Aktion geplant, in der Ausstellung auf dem Unon Square lag unser Hauptaugenmerk.

Sie sind nicht jüdisch. Wie kamen Sie überhaupt dazu, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen?
Mich hat der Ausschreibungstext gereizt, und dabei besonders die Frage, ob man diese jahrtausendealte Tradition in die heutige Zeit übertragen und mit modernen, computerbasierten architektonischen Mitteln umsetzen kann. Die Veranstalter ha-
ben die religiösen Regeln kurz und nachvollziehbar erklärt und uns, die wir nicht aus dem Religionskreis kommen, damit sehr geholfen.

Ihr Entwurf war einer von 600. Sie waren unter den 12 Finalisten, die überwiegend aus den USA kamen, der einzige Deutsche. Welche Rolle spielte das?
Wir waren durchaus auf kritische Fragen vorbereitet, haben uns aber auch über die Souveränität der Jury gefreut, die offenbar kein Problem damit hatte, dass wir als einziges deutsches Team zu den Gewinnern zählten. Aber natürlich erregte die Tatsache, dass ich aus Deutschland stamme, schon einige Aufmerksamkeit.

Werden Sie zukünftig in Ihrer Arbeit weiter jüdische Themen berücksichtigen?
Das war eine sehr besondere Erfahrung in New York. Mich hat das Thema gepackt. Ich werde versuchen, dranzubleiben.

Mit dem Berliner Architekten sprach Detlef David Kauschke.

Engagement

Süße Toleranz

»move2respect« heißt ein neues Projekt, das jüdische und muslimische Jugendliche zusammenbringt. Eine erste Begegnung gab es beim Pralinenherstellen in Berlin

von Frank Toebs  06.02.2025

Gemeinden

Musik, Theater, Lesungen

Für jeden etwas dabei: Der Zentralrat der Juden stellt sein Kulturprogramm vor

von Christine Schmitt  06.02.2025

Kino

Unerträgliche Wahrheiten

Das Dokudrama »Die Ermittlung« über den ersten Auschwitz-Prozess wurde bei den Jüdischen Filmtagen gezeigt

von Nora Niemann  05.02.2025

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025