»Darkech«

Frauen von morgen

Ein Highlight der Israel-Reise war neben vielen anderen der Besuch der Kotel. Foto: ZWST

Zwölf zu sein, das ist manchmal ziemlich cool, dann wieder so lala – aber: Zwölf zu sein, das ist für Mädchen immer aufregend, denn dann werden sie Batmizwa. Dass das alles gut über die Bühne geht, dafür sorgen Anastasia Quensel und ihr Team bei »Darkech«.

Quensel ist Projektkoordinatorin für Bildung im Kinder-, Jugend- und Familienreferat der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) in Deutschland und sagt: »Nachumi Rosenblatt, Leiter des Referats, und ich stellten fest, dass Mädchen auf ihre Batmizwa nicht wirklich gut vorbereitet sind, vor allem im Gegensatz zu den Jungs, deren Barmizwa-Vorbereitungen viel gründlicher und umfassender sind.«

Challah Im Vergleich zu den Jungen, die auf einen ganz bestimmten Schabbat-Termin vorbereitet werden, seien es bei den Mädchen ganz unterschiedliche Termine. »Im Grunde besteht die Vorbereitung auf die Batmizwa oft nur aus Basteln und Challa backen«, sagt Quensel.

Das habe sie geärgert, denn »man kann den Mädchen doch viel, viel mehr darüber beibringen, was es bedeutet, im Judentum erwachsen zu sein«. Dass sie durch die Batmizwa »dazugehören, ist doch ein wichtiger Schritt. Den Mädchen bewusst zu machen, damit Glied einer Kette zu werden, jüdische Bildung zu erfahren, mehr über Traditionen zu lernen« seien alles wichtige Punkte, die in der Vorbereitung nicht zu kurz kommen sollten. Denn dadurch werde auch Resilienz gestärkt, das ist die Fähigkeit, im Leben auftauchende Krisen und Probleme zu bewältigen und zu verkraften.

Geplant wurde trotz der Corona-Einschränkungen. Und es gab viele Ideen.

Das sähen im Übrigen mittlerweile auch andere Eltern junger Mädchen so, hat Anastasia Quensel festgestellt, »in mehreren Gemeinden sind entsprechend Batmizwa-Klubs entstanden oder neu aufgelegt worden. Allerdings muss man auch sagen, dass das in den kleinen Gemeinden kaum möglich ist, dazu fehlt es einfach an den Kapazitäten und den Ressourcen«.

Party Batmizwa-Feiern kamen aus dem Reformjudentum, erklärt Quensel, »sie haben sich seither aber auch in der orthodoxen Welt etabliert. Das Erwachsenwerden im jüdischen Sinn ist ja schließlich für alle Jungen und Mädchen ein wichtiger, bedeutender Schritt«. Der eben nicht nur aus einer Party bestehen sollte.

Bis aus dem Gespräch beim Kaffeetrinken im Büro das Projekt »Darkech« wurde, verging jedoch eine geraume Zeit, denn zunächst herrschte die Corona-Pandemie mit den bekannten Einschränkungen. Geplant wurde trotzdem: »Es gab einen ersten Entwurf, und zu dem kamen dann unter anderem auch durch die Lehrerinnen, die wir für Darkech engagieren konnten, noch weitere Ideen.«

Die Themen, mit denen sich die Mädchen bei der ersten Darkech-Runde beschäftigten, lauteten »Jüdische Identität«, »Israel«, »Jüdischer Lebens- und Jahreszyklus« sowie »Jüdische weibliche Vorbilder in der Geschichte bis zur Moderne«.

mütter Ganz wichtig ist bei Darkech auch, dass die Mütter einbezogen werden. »Vorpubertät und Pubertät sind schließlich nicht nur für die Kinder eine schwierige Zeit, sondern auch für die Eltern«, weiß Anastasia Quensel. An zwei Wochenend-Terminen sollten deshalb die Mütter der Mädchen anwesend sein, auch wenn erfahrungsgemäß aufgrund anderer Verpflichtungen nicht alle wirklich dabei sein können.

»Beim letzten Mal hatten wir sehr positives Feedback«, freut sich Quensel über die Reaktionen auf die Mütter-Töchter-Zeit. Das Highlight von Darkech wird jedoch auch dieses Mal die gemeinsame Reise nach Israel sein.

Im vergangenen Jahr wurde den Teilnehmerinnen ein abwechslungsreiches Programm geboten, »der zentrale Fokus liegt immer auf Bildung«, betont Quensel. »Vor Ort das zu erleben und zu verbinden, was man bei dem Batmizwa-Projekt gelernt hat, das ist natürlich schon etwas ganz Besonderes«, sagt sie.

Dazu gehörte auch, praktisch aktiv zu werden: »Einen Abend lang verbrachten die Mädchen damit, eine Hollywood-Schaukel zu bauen, mit Bohrmaschine und allem, was dazu gehört.« Diese Schaukel wurde anschließend gespendet, »damit haben wir auch wieder einen wichtigen Punkt im Judentum aufgegriffen, die Mizwa, die gute Tat«.

Widerstand Besonders beeindruckend war für die Teilnehmerinnen die Beschäftigung mit jüdischen Frauen, die außergewöhnliche Vorbilder sind und waren. Zu ihnen gehörte die Ungarin Hannah Szenes, die 1939 nach Palästina emigrierte und dort zunächst in einem Kibbuz arbeitete.

Die avisierte Teilnehmerinnenzahl liegt bei 20 bis 30 Mädchen.

Im Jahr 1943 meldete sie sich bei der britischen Armee, die Freiwillige suchte, um in Europa hinter den feindlichen Linien Kontakt mit Widerstandskämpfern aufzunehmen und Juden zu retten. Nach kurzer Ausbildung in Ägypten sprang Hannah Szenes im März 1944 mit einem Fallschirm über Jugoslawien ab, um von dort aus nach Budapest zu gelangen. Sie wurde denunziert und gleich bei der Einreise nach Ungarn verhaftet. Trotz schwerer Folter verriet die junge Frau niemanden. Am 7. November wurde sie von einem Erschießungskommando hingerichtet.

1950 konnten ihre sterblichen Überreste nach Israel gebracht und auf dem militärischen Friedhof Har Herzl beigesetzt werden. Außerdem wurden die literarischen Arbeiten und das Tagebuch von Szenes, Tochter eines Kinderbuch-Autors, wiederentdeckt. Ihr später vertontes Gedicht »Halicha LeKaysarya« wurde unter dem Titel »Eli, Eli« zu einem beliebten Lied, das unter anderem von Ofra Haza, Regina Spektor und Sophie Milman gesungen wurde. Sich in Israel auf den Spuren von Hannah Szenes zu bewegen, sei »für die Mädchen sehr interessant« gewesen, berichtet Anastasia Quensel.

Alle Einzelheiten des diesjährigen Programms stehen noch nicht ganz fest. Für wie viele Mädchen und Mütter wäre denn Platz? »Die Kapazität? Nun, bei 120 Personen sind wir voll«, sagt Quensel und lacht. Nein, das sei ein Scherz. Die avisierte Zahl der Teilnehmerinnen liege zwischen 20 und 30 Mädchen, erklärt sie, »in so einer Runde kann man gut arbeiten«.

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