Ausstellung

Frau mit zwei Heimaten

Eines der Bilder von Galina Zernina in der EJKA-Ausstellung über Naomi Frankel

Am 20. November wäre die Schriftstellerin Naomi Frankel 100 Jahre alt geworden. In der hebräischen Literatur ist ihr Werk ein Klassiker, in Deutschland hingegen ist Frankel wenig bekannt. »Das wollen wir jetzt ändern«, sagte Stanislav Skibinski, Geschäftsführender Vorstand der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA).

Frankels Geburtstag nahm die EJKA daher zum Anlass, um in ihren Räumen in Berlin-Mitte mit einer Fotoausstellung an die deutsch-israelische Autorin zu erinnern. Die Schau Unentdeckte Naomi Frankel der russischen Künstlerin Galina Zernina begibt sich mittels Fotocollagen von Motiven aus Berlin und Israel, Naomi Frankels beiden Heimaten, auf die Spuren ihres Lebens und ihres Werks.

Zur Eröffnung Ende November war auch Zipora Kohavi-Rainey angereist, die eine Biografie über Naomi Frankel geschrieben hat und die mit Frankel viele Jahre eine enge Freundschaft verband. Außer ihr sprach Stanislav Skibinski ein Grußwort. Es sei ein großer Erfolg, dass die Fotoausstellung, die bereits in Russland und Israel gezeigt wurde, nun auch in Frankels Geburtsstadt Berlin zu sehen ist, sagte Skibinski. »Wie unser Namensgeber Janusz Korczak ist Naomi Frankel eine dieser Personen, die mehr Fragen aufwerfen, als Antworten zu geben«, sagte Skibinski.

BIOGRAFIE Naomi Frankel wurde 1918 in eine assimilierte deutsch-jüdische Familie in Berlin geboren. Sie war das sechste Kind von insgesamt sieben Geschwistern. Frankels Vater hatte im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Reich gekämpft und war bei einem Gasangriff in Verdun schwer verwundet worden. Frankels Mutter starb, als Naomi fünf Jahre alt war. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1932 war sie Vollwaise.

Mit 16 Jahren schloss sich Frankel einer zionistischen Jugendgruppe an und ging in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina. Später studierte sie Kabbala und Jüdische Studien an der Hebrew University in Jerusalem. Mit der Unabhängigkeit Israels wurde sie Mitglied im Kibbuz Beit Alfa, wo sie bis 1970 lebte.

Im Kibbuz lernte Frankel auch ihren späteren Mann, den Intellektuellen und Vordenker der Kibbuzbewegung, Israel Rosenzweig, kennen. Bis zu seinem Tod 1969 blieben die beiden ein Paar. Ihren ersten historischen Roman veröffentliche Frankel 1956 unter dem Titel Shaul ve-Yohannah (Saul und Johanna). Darin beschreibt Frankel mit autobiografischen Bezügen den Aufstieg und Fall deutsch-jüdischer Kultur am Vorabend des Machtantritts der Nationalsozialisten am Beispiel einer assimilierten Familie, deren Enkeltochter einer zionistischen Jugendbewegung beitritt. Frankels Fazit: Nur der Zionismus in Form eines starken und selbstbewussten jüdischen Staats kann die Juden vor Verfolgung schützen.

GRÜNDUNGSMANIFEST Das Buch sollte der Auftakt für eine Trilogie zu diesem Thema werden. Frankel-Biografin Kohavi-Rainey sagte in ihrem Vortrag, dass Frankels Buch so etwas wie ein literarisches Gründungsmanifest für den jungen Staat Israel war.

»Naomi war ihr ganzes Leben lang auf der Suche nach ihrer jüdischen Identität; ihren zionistischen Idealen blieb sie dabei immer treu«, erklärte Kohavi-Rainey. Für ihre zionistischen Überzeugungen war Frankel bereit zu kämpfen. Nach ihrem Austritt aus dem Kibbuz Beit Alfa ging sie zur Armee, wo sie es bis zum Rang einer Majorin brachte. 1973 kämpfte sie im Jom-Kippur-Krieg unter dem Befehl Mosche Dayans an der ägyptischen Front.

1982 ging Frankel in die israelische Siedlung Kirjat Arba im Westjordanland. Sie lebte dort bis zu ihrem Tod 2009. Noch in diesem Jahr will die EJKA eine deutsche Erstübersetzung von Frankels Roman Saul und Johanna herausbringen. Die Fotoausstellung ist noch bis Januar in der Rathausstraße 17 zu sehen.

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025