Frankfurt

»Fleisch ist nicht kontaminiert«

Kaschrutexperte für die ORD: Rabbiner Tuvia Hod-Hochwald Foto: Version

Frankfurt

»Fleisch ist nicht kontaminiert«

Rabbiner Hod-Hochwald sagt als Zeuge im »Aviv«-Prozess aus

von Barbara Goldberg  27.10.2014 20:16 Uhr

»Koscher ist Vertrauen.« Mit diesem Satz fasste Tuvia Hod-Hochwald, Rabbiner aus Bad Kissingen und seit 25 Jahren Experte für koschere Lebensmittel, zusammen, was ihm als das Wichtigste am rituellen Speisegesetz gilt. Im Prozess gegen die beiden Geschäftsführer der Frankfurter koscheren Lebensmittelhandlung »Aviv«, denen vorgeworfen wird, herkömmliches Fleisch als koscher etikettiert und verkauft zu haben, war der 65-Jährige als Sachverständiger geladen.

Verunreinigung Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Jörn Immerschmitt, ob man in ein- und derselben Küche koschere und nichtkoschere Lebensmittel verwenden dürfe, antwortete er: »Ich würde das nicht erlauben.« Gleichzeitig verneinte Hod-Hochwald, dass ein gesamter koscherer Küchen- oder Metzgereibetrieb in dem Moment, in dem herkömmliche Grundstoffe dort verarbeitet würden, rituell verunreinigt sei und damit ebenso auch alle anderen Lebensmittel, die sich dort befänden. Solange sich die Stoffe nicht vermengten, solange keine Säfte zusammenflössen, »bleibt koscher, was koscher war«, so der Kaschrutexperte der ORD.

Damit widersprach Hod-Hochwald den Ausführungen der Staatsanwaltschaft, die in ihrer Anklageschrift argumentiert hatte, dass mit der Verwendung konventionellen Fleisches in der koscheren Metzgerei von »Aviv« alle Waren »kontaminiert« wären und ihre Qualität als koschere Produkte eingebüßt hätten, sodass sie für die Kunden grundsätzlich wertlos geworden seien.
Insgesamt geht die Staatsanwaltschaft daher bislang von 1721 Einzeltaten aus, bei denen mehr als 43 Tonnen Fleisch in einem Gesamtwert von 557.000 Euro »unter Vorspiegelung falscher Tatsachen« veräußert worden sein sollen.

Einzelnachweis Folgt man den Ausführungen des Sachverständigen, trifft dies aber nicht zu, weil circa 16 Tonnen Fleisch nachweislich aus dem Ausland als koscher bezogen worden waren. Es lässt sich nun aber nicht mehr nachvollziehen, welcher Kunde koschere und welcher nichtkoschere Ware erhielt.

Für eine mögliche Verurteilung muss sich aber jede Einzeltat genau zuordnen lassen. Gleichwohl: Bei einem solchen Verdacht, wie er gegen »Aviv« bestehe, »steht auch der Ruf des Rabbiners, der diesen Betrieb begutachtet, auf dem Spiel«, erklärte Tuvia Hod-Hochwald. Bevor er als Sachverständiger vor Gericht aussagte, war zunächst der Maschgiach Michael G., der im Auftrag des Rabbinats Frankfurt den Betrieb von »Aviv« täglich kontrolliert hatte, als Zeuge geladen worden. Er machte von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, da er sonst Gefahr laufen könne, sich in seiner Aussage selbst zu belasten. Bislang wurde allerdings kein Ermittlungsverfahren gegen den 57-Jährigen eingeleitet.

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Magdeburg

Staatsvertrag zur Sicherheit jüdischer Gemeinden geändert

Die Änderung sei durch den Neubau der Synagogen in Magdeburg und Dessau-Roßlau vor rund zwei Jahren sowie durch zu erwartende Kostensteigerungen notwendig geworden

 09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Mittelfranken

Archäologen entdecken erste Synagoge Rothenburgs wieder

Erst zerstört, dann vergessen, jetzt zurück im Stadtbild: Die erste Synagoge von Rothenburg ob der Tauber ist durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Ihre Überreste liegen aber an anderer Stelle als vermutet

von Hannah Krewer  08.07.2025

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025