Hannover

Flashmob mit Kippa

Mit Kippa auf der Straße: Demo in Hannover Foto: dpa

Eine aktuelle Bedrohung für Juden in Hannover sieht der Vorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, nicht. Dennoch habe er das Junge Forum der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft (DIG) in ihrem Engagement für Juden unterstützen wollen und am 9. März an der Demonstration in Hannover teilgenommen.

Er sei sich allerdings nicht sicher, ob die Passanten, die dem kleinen Zug von rund 50 Teilnehmern durch die Innenstadt nachschauten, gewusst hätten, wofür die Menschen auf die Straße gegangen seien, sagt Fürst. Das Junge Forum hatte in den sozialen Medien zu einer Kundgebung gegen den alltäglichen Antisemitismus aufgerufen.

Bedrohungslage Die Vorsitzende des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden von Niedersachsen, Katarina Seidler, sieht sehr wohl eine Gefahr. »Unsere Sozialarbeiterinnen berichten immer häufiger, dass viele Leute die Post nicht mehr mit Stempel von der jüdischen Gemeinde erhalten wollen«, sagt Seidler. Noch gravierender sei, dass Eltern ihre Kinder von der jüdischen Kita abmelden, »weil sie Angst haben, sie könnten nicht mehr ausreichend beschützt werden«. Die Bedrohungslage in Hannover sei »wie in anderen Städten auch, nicht größer, aber auch nicht geringer«.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte angesichts des aktuellen Antisemitismus die Frage gestellt, ob man in muslimisch geprägten Stadtteilen die Kippa verbergen sollte. In Osnabrück sei es weniger gefährlich, sagt der dortige Ortsrabbiner Avraham Radbil und führt dies auch auf ein gutes Verhältnis der Religionen untereinander zurück. Dem widerspricht Seidler heftig. Der Judenhass nehme generell zu. »Es sind nicht nur die Rechten oder muslimische Jugendliche. Egal, wo ich hinfasse, habe ich mit Antisemitismus zu tun.«

Provokation
In Hannover pflegen die jüdische und muslimische Gemeinschaft seit Langem ein gutes Verhältnis. Man müsse jedoch nicht noch provozieren, sagt Fürst. »Schon als Jurastudenten haben wir gelernt: Kommt dir auf der Straße ein ersichtlich aggressiver und betrunkener Mann entgegen, wechsele die Straßenseite.«

Warum also eine Kippa in Stadtteilen tragen, in denen auch ein deutscher Nichtjude sich unwohl fühle, meint Fürst. »Wir haben hier in Hannover als Juden kein Problem«. Man brauche auch keinen zusätzlichen Polizeischutz. hso

Berlin

Margot Friedländer: Levit kämpft bei Deutschem Filmpreis mit Tränen

Beim Deutschen Filmpreis nutzt Igor Levit die Bühne, um der verstorbenen Holocaust-Zeugin Margot Friedländer zu gedenken. Dabei muss der Starpianist mehrmals um Fassung ringen. Im Saal wird es still

 09.05.2025

Zentralrat der Juden

»Margot Friedländer war eine mutige und starke Frau«

Josef Schuster hat mit bewegenden Worten auf den Tod der Holocaust-Überlebenden reagiert

 09.05.2025

Porträt

Ein Jahrhundertleben

Tausende Schüler in Deutschland haben ihre Geschichte gehört, noch mit über 100 Jahren trat sie als Mahnerin auf. Margot Friedländer war als Holocaust-Zeitzeugin unermüdlich

von Verena Schmitt-Roschmann  09.05.2025

Nachruf

Trauer um Holocaust-Überlebende Margot Friedländer 

Mit fast 90 kehrte Margot Friedländer zurück nach Berlin, ins Land der Täter. Unermüdlich engagierte sich die Holocaust-Zeitzeugin für das Erinnern. Nun ist sie gestorben - ihre Worte bleiben

von Caroline Bock  09.05.2025

Interview

Yorai Feinberg: »Die Wassermelone ist das Symbol von Judenhassern«

Der Restaurantbesitzer über den Wassermelonen-Eklat, die Welle des Antisemitismus, die regelmäßig das »Feinberg’s« trifft und über Zeichen der Solidarität

von Imanuel Marcus  09.05.2025

Berlin

Verleihung von Bundesverdienstkreuz an Margot Friedländer verschoben

Erst vor einem Monat erhielt die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer den Preis des Westfälischen Friedens. Die Verleihung einer weiteren hohen Auszeichnung findet kurzfristig jedoch nicht stat

 09.05.2025

Interview

»Mir war himmelangst«

Die 96-Jährige Ruth Winkelmann überlebte die Novemberpogrome in Berlin. Bis heute geht sie in Schulen und spricht über ihr Schicksal - und darüber, was ihr den Glauben an die Menschheit zurückgegeben hat

von Nina Schmedding  09.05.2025 Aktualisiert

Urteil

Klage von jüdischem Erben gegen Sparkasse Hagen bleibt erfolglos

Der Großvater des Klägers hatte den Angaben zufolge 1932 ein Konto bei der Sparkasse in Hagen eröffnet und darauf Geld eingezahlt. Später floh er mit seiner Ehefrau in die Schweiz

 07.05.2025

Digitale Erinnerung

Neue App zeigt Deutschland-Karte mit Nazi-Verbrechen

Von 1933 bis 1945 haben die Nationalsozialisten Menschen enteignet, missbraucht, getötet. Die Untaten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik versammelt eine neue App. Schon zum Start gibt es eine Erweiterungs-Idee

von Christopher Beschnitt  07.05.2025