Die Jüdisch-Israelischen Kulturtage in Thüringen bekommen im Jahreskalender einen neuen Platz zugewiesen. »Die Zeit zwischen den jüdischen Festen Purim und Pessach gilt uns Juden als Freudenmonat. Das nehmen wir zum Anlass, einen Teil des Festivals vom bisherigen Termin im Herbst in das Frühjahr zu verlegen«, sagte Thüringens Landesrabbiner Alexander Nachama am Mittwoch in Erfurt.
Zwischen dem 24. März und dem 7. April lade die Jüdische Landesgemeinde zu etwa 60 Veranstaltungen in ganz Thüringen ein, erklärte der künstlerische Leiter des Festivals, Johannes Gräßer.
Fortsetzung Zudem werde die Veranstaltungsreihe in diesem Jahr im November fortgesetzt, bevor ab 2023 der Herbsttermin wegfalle. Neben dem Anspruch, das Bewusstsein für jüdische und israelische Kulturen in der Welt zu schärfen, suche das Festival auch weiterhin die Auseinandersetzung mit der 900-jährigen Geschichte des Judentums in Thüringen, erklärte der Festivalchef.
Die Kultur kann auch in der russisch-ukrainischen Auseinandersetzung einen wichtigen Beitrag zum Frieden leisten.
Erstmals in der 30-jährigen Geschichte des Festivals wird die Jüdische Landesgemeinde bei der Organisation und Durchführung des Programms die Verantwortung übernehmen, erklärte ihr Vorsitzender Reinhard Schramm. Bisher hatte die Zuständigkeit vor allem bei einem Förderverein gelegen, der weiterhin eng eingebunden bleibe. »Wir können uns mühen, unsere Anliegen in die Gesellschaft zu tragen. Aber wir können es alleine nicht schaffen«, sagte Schramm. Dafür sei die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen zu klein.
Er erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die aktuelle weltpolitische Situation, die auch die jüdische Landesgemeinde vor Herausforderungen stelle. »Wir haben Mitglieder sowohl mit russischen wie auch mit ukrainischen Wurzeln«, sagte Schramm. »Unsere Aufgabe ist es mehr denn je, zu zeigen, dass wir alle in Frieden miteinander leben können. Hier leistet die Kultur einen wichtigen Beitrag«, erklärte er.
Finanzierung Hintergrund des stärkeren Engagements der Landesgemeinde ist dabei auch das Bemühen, die Finanzierung der Jüdisch-Israelischen Kulturtage zu verstetigen. Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) kündigte Gespräche darüber an, wie die Unterstützung des Festivals im Staatsvertrag mit der Landesgemeinde dauerhaft verankert werden könne.
»Bislang müssen wir diese Gespräche jedes Jahr neu führen«, sagt Hoff. Die Haushaltsverhandlungen in diesem Jahr hätten gezeigt, wie schwierig das mitunter sei. Das Land unterstütze die Kulturtage 2022 mit rund 69.000 Euro sowie einem Zuschuss für eine halbe Personalstelle.
Veranstaltungen gibt es in Erfurt, Mühlhausen, Jena, Nordhausen und Meiningen.
Zum Programm von Thüringens ältestem jüdischen Festival gehören im Frühjahr elf Konzerte und fünf Lesungen sowie Führungen, Vorträge und Gesprächsabende unter anderem in Erfurt, Mühlhausen, Jena, Nordhausen und Meiningen. Zur Eröffnung mit Kantorin Sveta Kundish und dem Ensemble Lucidarium im Kaisersaal der Landeshauptstadt werde auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erwartet, sagte Programmchef Gräßer.
Ein Höhepunkt sei die Weltpremiere des Oratoriums Glikl-Oratorye. A Musical History des in Weimar lebenden US-amerikanischen Künstlers Alan Bern. Auch hierbei wolle Ministerpräsident Ramelow als einer der Schirmherren des Festivals dabei sein. epd