Berlin

Europas Rabbis an der Spree

Diskussionsfreudig und lebendig ging es vergangene Woche im Rabbinerseminar in Berlin-Mitte zu. Im Bildungszentrum der Skoblo-Synagoge diskutierten 80 Rabbiner aus England, Frankreich, Italien, Russland, der Ukraine und Deutschland über die »Zukunft des traditionellen Judentums in Deutschland«. Erstmals trafen sich Vertreter des »Council of European Rabbis« (CER) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD).

Entwicklung Viele CER-Rabbbiner erfuhren zum ersten Mal, wie sich die jüdische Gemeinschaft hierzulande entwickelt. Rabbi Dayan Ehrentreu, Leiter das Beit Din in London zeigte sich hochzufrieden: »Wir wissen jetzt viel mehr voneinander, sind uns persönlich nähergekommen, und das hilft letztendlich allen Seiten.«

Beim zweitägigen Treffen ging es den Rabbinern vor allem um konkrete Arbeit. So wurde ein Mentoring Programm erarbeitet, das erfahrene europäische Rabbiner und jüngere Amtskollegen bei bestimmten Problemstellungen zusammenbringen soll. »Damit lassen sich ganz unterschiedliche Herausforderungen angehen«, meinte Rabbiner Joshua Spinner, »wie etwa Fragen der jüdischen Bildung, der Kaschrut, der Öffentlichkeitsarbeit oder auch des multikulturellen Miteinanders.«

Eigenheiten Der Austausch zwischen ORD und CER machte indes deutlich, dass es neben gemeinsamen, transnationalen Aufgaben auch sehr länderspezifische Schwierigkeiten zu bewältigen gibt. So erklärten die deutschen Rabbiner, dass viele lokale Gemeinden nach der massiven Zuwanderung nun erst auf dem Wege seien, sich selbst zu finden – ein Problem, dass Gemeinden in England, Italien oder Frankreich kaum kennen. Dayan Ehrentreu zollte Anerkennung für die »vitalen orthodoxen Zentren« in Berlin, Frankfurt und München und regte an, über traditionelle Bildungsangebote in eher strukturschwachen Gemeinden nachzudenken.

Heiß diskutiert wurde auch die Frage, wie junge Menschen in einer immer stärker säkularisierten Gesellschaft überhaupt noch zu erreichen seien. »Erfreulicherweise erleben wir unter jüdischen Jugendlichen ein neues, spirituelles Interesse an Tora und Talmud«, berichtete Rabbiner Avichai Apel aus Dortmund, Vorstandsmitglied in beiden Organisationen. »Das ist ein europaweites Phänomen, und wir konnten uns hier kundig machen, wie Kollegen in anderen Ländern darauf reagieren.« So habe CER-Präsident Joseph Sitruk mit »Tagen des Tora-Lernens« in verschiedenen französischen Städten große Erfolge erzielt, und möglicherweise könne man Ähnliches auch in der Bundesrepublik ausprobieren.

Schließlich nutzten die Rabbiner das Treffen auch ausgiebig zum Tora-Studium und Gebet sowie für den Austausch mit Gemeindevertretern.

Portät der Woche

Blick in die Seele

Alisa Goldman ist Verhaltenstherapeutin und arbeitet im Jüdischen Krankenhaus in Berlin

von Gerhard Haase-Hindenberg  04.06.2023

JLEV

Ein volles Programm

Der Vorstand des neuen liberal-egalitären Verbandes arbeitet an einem umfangreichen Angebot

von Christine Schmitt  04.06.2023

Frankfurt

Ein »Mentsch« mit Verstand

Der Gemeindevorsitzende und Architekt Salomon Korn wird 80 Jahre alt. Eine Würdigung von FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube

von Jürgen Kaube  03.06.2023

Gratulation

Meister der geschliffenen Worte

Der Frankfurter Gemeindevorsitzende und Architekt Salomon Korn wird 80. Ein Grußwort des Zentralratspräsidenten

von Josef Schuster  03.06.2023

Historischer Sieg

Makkabi zieht in den DFB-Pokal ein

Der jüdische Fußballverein setzt sich im Landespokal in einem dramatischen Spiel gegen Sparta Lichtenberg durch

 03.06.2023

Abitur

Noten und Streiche

An immer mehr jüdischen Schulen kann die Hochschulreife erlangt werden

von Christine Schmitt  02.06.2023

Frankfurt

»Schweigen bedeutet Zustimmung«

Zahlreiche Menschen demonstrierten gegen das umstrittene Konzert von Roger Waters

von Pascal Beck  02.06.2023

Kino

Schau mal Rhein

In Düsseldorf zeigt das Paul-Spiegel-Filmfestival »Jüdische Welten« bis zum 11. Juni acht Beiträge

von Katrin Richter  02.06.2023

Geschichte und Gegenwart

Jüdisches Museum Berlin tourt mit Bus durch Niedersachsen

»Jeder Schüler und jede Schülerin sollte mindestens einmal das Jüdische Museum besucht haben«, so Direktorin Hetty Berg

 30.05.2023