Jewrovision

Es wird glitzern

So viel sei verraten: Es glitzert und strahlt. Joelle und Jackie feilen bereits an ihren Outfits, schweigen aber noch über die Details. »Passend zum Motto wollen wir funkeln.« Maxim hingegen weiß schon genau, was für ihn infrage kommt: »Ich werde mich fein machen und einen Kontrast zu den beiden bilden, entweder werde ich mich für ein dunkelgrünes oder ein schwarzes Jackett entscheiden. Mit etwas Glitzer – das muss schon sein.« Das Motto der Jewro-Show, die am 31. März in Hannover stattfindet, lautet »Time to Shine«.

Durch die Show werden Joelle Abaew, Jackie Attar und Maxim Kupermann führen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Gesangs- und Tanzwettbewerbs werden drei Moderatoren die Auftritte der Jugendzentren ankündigen und zwischendurch für etwas Spaß sorgen. Und es dürfte mit den beiden 17-Jährigen und dem 21-Jährigen auch das jüngste Team sein.

Bisher konnten sich die drei noch nicht gemeinsam in Präsenz treffen – denn es liegen einige Tausend Kilometer zwischen ihnen. Joelle lebt in Berlin und schreibt derzeit ihre Abitur-Klausuren, Jackie ist vor zwei Jahren von Berlin nach London gezogen, um dort zur Schule zu gehen, und Maxim nutzt seine Semesterferien, um als Trainer in einem All-inclusive-Hotel auf Lanzarote Gäste im Fußball voranzubringen. Ansonsten studiert er in Bayern Journalismus mit Schwerpunkt Sport. In diesen Tagen endet sein Engagement in Spanien, und er kommt zurück nach Deutschland.

Jackie und Joelle kennen sich seit ihrer Geburt

Jackie und Joelle kennen sich seit ihrer Geburt, wie sie unisono sagen. »Man hat uns nur zusammen im Gedächtnis«, so Joelle. Auch ihre Eltern und Großeltern sind befreundet. Joelle ist Madricha im Berliner Jugendzentrum Olam. Im Scheinwerferlicht zu stehen und zu reden, sei für sie eine Freude, sagt sie. Soeben ist sie zur Präsidentin der internationalen Jugendorganisation BBYO gewählt worden, wofür in den USA jüdische Jugendliche aus der ganzen Welt zusammenkamen.

Als Marat Schlafstein, Mitarbeiter des Zentralrats der Juden, ihr gratulierte, bat er sie darum, einmal in Ruhe zu telefonieren. Das geschah – und dabei fragte er sie, ob sie die Show moderieren könne und wolle. »Ich freute mich riesig.« Von ihrem Engagement bei BBYO sei sie es gewohnt, vor vielen Leuten zu sprechen, und sie mag es. Jüngst hat sie auch beim Jugendkongress mit auf dem Podium gesessen.

»Ich hatte einmal im JuZe Olam erwähnt, dass ich große Lust hätte, die Show zu moderieren, dachte aber, dass ich als 17-Jährige noch zu jung sei«, sagt Jackie. Da lag es nahe, auch sie dafür anzufragen. Obwohl Jackie in Großbritannien lebt, fliegt sie regelmäßig nach Berlin. Maxim hingegen hatte so viel Lust, durch die Show zu führen, dass er sich um den Posten bewarb. Alle drei haben schon für ihre Jugendzentren auf der Bühne gestanden. Und alle drei sind jünger als die Jewro selbst, die vor 22 Jahren das erste Mal in Bad Sobernheim stattfand.

Maxim wuchs in Recklinghausen auf. »Früher hat mein JuZe allein den Act gestemmt, wir waren zwar nicht erfolgreich, hatten aber immer sehr viel Spaß«, sagt der 21-Jährige. Es sei eine kleine Gemeinde, weshalb nicht so viele Jugendliche das JuZe besuchen. Dieses Jahr haben sich die Kinder und Jugendlichen dem Zusammenschluss des Landesverbandes Westfalen-Lippe »We.Zair« angeschlossen. Damals war er als Tänzer dabei. »Und zwar in der letzten Reihe«, meint er lachend.

Bei der vergangenen Show tanzte Jackie noch für das Berliner JuZe Olam auf der Bühne. »Aber ich hatte keine entscheidende Rolle, durfte am Ende allerdings die Flagge halten.« Für Joelle ist das Olam eine Art Zuhause. Hier verbringt sie viel Zeit, hat eine eigene Gruppe und trainiert derzeit mit den Kindern und Jugendlichen an ihrem Act. »Und die freuen sich nun, dass ich den Abend moderiere«, sagt die 17-Jährige.

Im Licht der Scheinwerfer zu stehen, ist für alle drei ein Traum.

Joelles BBYO-Vorgängerin war übrigens Jackie. Der oder die Präsidentin wird immer für ein Jahr gewählt. »Einmal musste ich vor 5000 Leuten sprechen. Das macht mir Spaß. Ich bin alles andere als schüchtern und stehe gern auf der Bühne«, sagt Jackie. »Ich möchte das Publikum bei der Jewro-Show mit einbeziehen«, so die 17-Jährige. Ihre Strategie dabei: »Zwischendurch mal fragen, ob alle guter Laune sind, alle auffordern, etwas mitzutanzen.« Und Joelle ergänzt, dass sie so authentisch wie möglich sein möchte. Bei der Jewro sei es etwas anders als sonst, denn »wir werden die Gesichter der Zuschauer nicht erkennen«.

Maxim hat als angehender Journalist bereits ein Praktikum absolviert

Erfahrungen hat auch Maxim gesammelt, der als angehender Journalist bereits ein Praktikum beim Sportsender Sky absolviert hat. Sein Berufswunsch: Sportsendungen bei Sky moderieren. »Aber da bin ich anspruchsvoll, ich möchte meine Texte selbst schreiben und frei sprechen, nicht vom Teleprompter ablesen.« Seine Mimik und Gestik müsse schließlich zu den Sätzen passen. Das Praktikum war für ihn der Einstieg in die Medienwelt. Für seine Bewerbung beim Zentralrat der Juden in Deutschland, der der Veranstalter der Jewrovision ist, habe er seine Moderations-Highlights zusammengeschnitten.

»Live auf der Bühne zu stehen, ist jedoch etwas ganz anderes. Da ist einem das Publikum viel näher – und ich kann nichts mehr zusammenschneiden und korrigieren, wie ich es auf meinen Social-Media-Kanälen praktiziere, damit der Film möglichst perfekt wird.«

Als Kind habe er viel Fußball im Verein gespielt. »Ich konnte nicht zu Hause sein, weil mich der Sport so angezogen hat.« Mit 15 Jahren habe er seinen Verein, den SSC Recklinghausen, gefragt, ob dieser einen Jugendtrainer brauche. Der Verantwortliche bejahte, woraufhin Maxim seinen Trainerschein machte. Von da an arbeitete er mit einer Mannschaft siebenjähriger Kinder. »Das hat mir sehr viel Spaß gebracht. Bei Auswärtsspielen mussten mich teilweise die Eltern der Kinder im Auto mitnehmen.« Drei Jahre später habe er schweren Herzens aufgehört, weil er es neben dem Abitur nicht mehr schaffte.

Seine andere Leidenschaft ist das Musikhören. »Es gibt in meinem Bekanntenkreis keinen anderen, der so viel hört wie ich. Ich habe entweder eine Box oder Lautsprecher am Start.« Am meisten elektronische Musik. Als DJ habe er in Klubs aufgelegt. Klavier und Gitarre habe er gelernt. Nun kann er das Studio an seiner Uni in Ansbach nutzen, um Podcasts zu produzieren. »Die Uni ist extrem gut ausgestattet.«

Jackie wird sich bald in den Flieger setzen, um wieder in Berlin zu landen. Ihr Vater stammt aus Israel, zog aber mit seiner Familie als kleines Kind nach England. Deshalb lebt ein Teil der Familie dort. Derzeit wohnt sie bei ihrer Tante. Erst mit 13 Jahren habe sie sich getraut, mit auf Machane zu fahren. »Jetzt ist das ein Teil meines Lebens, es geht nicht mehr ohne.«

Zur Madricha hat sie sich – wie auch Joelle – ausbilden lassen. Und immer, wenn sie in Berlin ist, besucht sie das Olam. Favoriten haben die drei nicht. »Ich fände es schön, wenn mal ein kleineres JuZe gewinnen würde«, sagt Jackie.

Die Gastgeber, das JuZe Chai aus Hannover, werden als letzter Act auf der Bühne stehen, die Gewinner aus dem vergangenen Jahr, das JuZe Olam, sind der vorletzte Act. Den Auftakt machen die Gelsenkirchener Jugendlichen vom JuZe Chesed.

»Es kann passieren, dass mich die Security-Mitarbeiter am Ende von der Bühne zerren müssen, weil es mir so viel Spaß bringt und ich sie nicht mehr verlassen möchte«, sagt Maxim. Das wäre auf jeden Fall eine Sensation.

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Gedenken gehört eine Kranzniederlegung am Mahnmal vor dem Gemeindehaus

 26.04.2024

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Köln

Auftakt des Fachbereichs Frauen der ZWST

Zu den zentralen Themen gehören Empowerment, Gleichberechtigung und Gesundheit

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024