Cottbus

Erste Synagoge in Brandenburg

Innenansicht der Synagoge in Cottbus Foto: dpa

Brandenburg bekommt 70 Jahre nach Ende des NS-Regimes als letztes der 16 Bundesländer wieder eine Synagoge. Das neue jüdische Gotteshaus in einer ehemaligen evangelischen Kirche in Cottbus wird am Dienstag mit einer feierlichen Zeremonie eröffnet.

Das Land hat den Kauf der 1714 für französische Glaubensflüchtlinge errichteten Schlosskirche im Stadtzentrum von Cottbus mit 580.000 Euro finanziert. Die jüdische Gemeinde der Stadt wurde 1998 neu gegründet.

Die Schlosskirche wurde nach Angaben des Kirchenkreises von den evangelischen Gemeinden der Stadt nicht mehr benötigt und im vergangenen Herbst entwidmet. Der Gemeindekirchenrat hatte die Übergabe des Bauwerks an die jüdische Gemeinde bereits 2011 beschlossen.

Umwidmung Die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Cottbus können den ersten Gottesdienst kaum erwarten. Seit der Umwidmung im Herbst freuen sie sich vor allem darauf, Schabbat und die jüdischen Feste in der neuen Synagoge zu feiern. »Gemeinde ist Gemeinschaft. Ein Ort, an dem man gemeinsam betet, sich nach dem Gottesdienst zum Kiddusch trifft, Erinnerungen austauscht, miteinander lacht, feiert, Freuden, Sorgen, Glück und Leid teilt«, sagt Max Solomonik vom Vorstand.

Seit 2008 bemühen sich die Cottbuser Juden um eine eigene Synagoge: Im November vorigen Jahres war die ehemalige evangelische Schlosskirche formell an die rund 420 Gemeindemitglieder übergeben worden.

Die neue Synagoge erinnere an die Vergangenheit, sagte Solomonik damals. Zugleich lege sie auch den Grundstein für die Zukunft jüdischen Lebens in Cottbus. Denn auch künftigen Generationen solle der Ort Zugehörigkeit zur jüdischen Religion und Kultur vermitteln. Immerhin bemühte sich die Gemeinde seit ihrer Neugründung 1998 nicht nur um Integration der Zuwanderer und um Stärkung ihrer jüdischen Identität, sondern ebenso um Jugendarbeit. Die neue Synagoge sei da ein wichtiger Baustein, sagte das Vorstandsmitglied.

Verbundenheit Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, betonte kurz vor der Eröffnung, es sei »ein Glücksfall, dass die frühere evangelische Schlosskirche in Cottbus weiter ein Gotteshaus bleibt« und nun einer jüdischen Gemeinde Heimat gebe. »Mit keiner anderen Religion ist das Christentum so eng verbunden wie mit dem Judentum«, sagte Dröge dem Evangelischen Pressedienst. »Der Ort steht für eine hoffnungsvolle Zukunft.«

Er wünsche sich, dass jüdisches Leben in Deutschland »noch sichtbarer und selbstverständlicher wird«, betonte der Bischof. Dass es sich bei der Synagoge um eine ehemalige Kirche handele, zeige auch, wie das Miteinander zwischen Christen und Juden gewachsen sei. »Ein langer Weg ist ans Ziel gekommen«, sagte Dröge. Zugleich beginne damit etwas Neues.

»Ich verbinde mit dem Gemeindeleben in der Synagoge die Hoffnung, dass viele Bürgerinnen und Bürger, Christen und Nicht-Christen hier mit dem jüdischen Leben in Kontakt kommen können und dass der Dialog durch diesen Ort gefördert wird«, sagte Dröge. So könne die Synagoge zu einem Teil der Nachbarschaft werden, von dem Impulse in die Gesellschaft und in den christlich-jüdischen Dialog hinein ausgehen.

Die historische Synagoge von Cottbus war bei den NS-Novemberpogromen 1938 zerstört worden. epd/ksh

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