Philanthropie

Erinnerung an den Vater

Dank einer Spenderin, die anonym bleiben möchte, konnte das Dialysezentrum des Ziv Medical Center in Galiläa moderinisiert werden. Foto: Almkis Asher

In der vergangenen Woche hatte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Charlotte Knobloch auf die Dachterrasse zu einer kleinen Feier eingeladen. Die gerade einmal acht Gäste genossen das Sommerwetter und den herrlichen Blick über die Altstadt.

So klein der Kreis der Anwesenden war, umso schwerer wog der Anlass: Im Mittelpunkt stand eine Münchnerin, die mit ihrem Mann und einem ihrer Enkelkinder gekommen war – und eine bedeutende Schenkung an ein israelisches Krankenhaus vorgenommen hatte. Ihr Name solle nicht genannt werden, darauf bestand die Philanthropin, ebenso wenig die Summe, die sie gespendet hat. Schon kurz nach dem Tod ihres Vaters 1985 habe in ihr der Wunsch gekeimt, etwas zu tun, das die Erinnerung und den Dank an ihn bewahren möge.

Erinnerung Mit dieser Schenkung wollte sie ihren Vater nun ehren. Im Hinblick auf sein Leben hätten zwei Aspekte bei der Verwendung des Geldes eine wichtige Rolle gespielt: Er war Dialysepatient, und er liebte Israel. Hier kam nun Keren Hayesod (KH) ins Spiel. Alle drei Vertreter des Münchner Büros waren ebenfalls zu der Dankesfeier gekommen: Amir Borenstein, David Leschem und Udi Lehavi.

Dank der Vermittlung der Vereinigten Israel-Aktion e.V. war ein passendes Projekt schnell gefunden: das Ziv Medical Center, das führende medizinische Zentrum Nordisraels. Es wurde 1910 in Zefat gegründet und steht insbesondere der multiethnischen Bevölkerung Nordisraels in Galiläa und auf den Golanhöhen zur Verfügung. Das Einzugsgebiet umfasst ungefähr 250.000 Einwohner.

»Mit dieser Zedaka haben die Spender viel Gutes getan und Leben gerettet.«

Charlotte Knobloch

Zu den Patienten gehören Juden, Muslime, Christen und Drusen. Im Jahr 2014 wurde Salman Zarka zum Generaldirektor des Krankenhauses ernannt. Geboren in Obergaliläa, leitet er als erster Druse ein israelisches Krankenhaus.

Aufgrund seiner geografischen Lage war das Krankenhaus immer wieder von militärischen Auseinandersetzungen betroffen. Auch syrische und libanesische Verwundete wurden und werden hier behandelt.

Modernisierung Zu den Dienstleistungen der Klinik gehören 331 stationäre Betten, Labors und Ambulanzen, eine Trauma-Einheit, ein Kindergesundheitszentrum, psychiatrische Dienste für Erwachsene und Kinder, eine Krankenpflegeschule und ein Forschungszentrum.

Im Juni 2017 wurde zudem ein Institut für Strahlentherapie eröffnet, im April 2018 ein PET-CT-Institut eingeweiht. Das Krankenhaus ist mit der medizinischen Fakultät der Bar-Ilan-Universität verbunden, etwa bei der Ausbildung von Ärzten.

Dialyse Mit der Schenkung aus München – der israelische Staat hat die Summe verdoppelt – konnte die Dialysestation entscheidend modernisiert und den erhöhten Anforderungen an das Krankenhaus angepasst werden. Im Behandlungsraum hängt in der oberen linken Ecke nun eine Tafel, auf der die Spenderin und ihr Vater gewürdigt werden.

Da die Sponsorin derzeit wegen Corona nicht nach Israel fliegt, wurde das kleine Fest ausgerichtet, und Amir Borenstein, Vorsitzender KH München, überreichte ihr zum Dank eine Miniatur der Plakette.

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch lobte die Spenderin und freute sich, eine solch engagierte und großzügige Familie in der Münchner Gemeinde zu wissen. »Zedaka, Großzügigkeit, ist die größte Mizwe. Ich bin froh und dankbar, dass es eine Spende aus unserer Gemeinde war, die den Bau einer Dialysestation in einem israelischen Krankenhaus ermöglicht hat. Mit dieser Zedaka haben die Spender viel Gutes getan und Leben gerettet. Ihre Großherzigkeit möge ihnen dabei genauso vergolten werden wie ihre Bescheidenheit.«

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025

Solidarität

»Israel kann auf uns zählen«

Wie die Israelitische Kultusgemeinde München mit Spenden den Menschen vor Ort konkret helfen will

von Vivian Rosen  13.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025