»Omanut«

Ein zweites Zuhause

Foto: Gregor Zielke

Sarah Singer ist sich sicher: »Das Bild mit dem Baum gefällt mir ausgesprochen gut«, sagt das Vorstandsmitglied der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Aber auch das Bild mit dem Chanukkaleuchter und das mit der leuchtenden Orange – »Ach, eigentlich kann ich es kurz fassen: Alle Bilder sind toll, und die bunten Farben sind eine Wucht«, sagt sie.

Die ZWST hatte für ihren traditionellen Neujahrsempfang nicht in die Büroräume in der Friedrichstraße geladen, sondern in das Kunstatelier »Omanut«, einer Werkstatt, in der Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung arbeiten. Die ZWST ist Träger des Projektes. »Wir freuen uns, dass der Empfang bei uns stattfindet«, sagte Jörg Kaminski, der seit Jahren dabei ist und von dem etliche Bilder ausgestellt sind.

Es sei eine große Ehre. Früher war er Industriekaufmann und Kommunikationsberater, doch dann wurde er psychisch krank. Vor dem Neujahrsempfang hatten die Künstler viel zu tun: Mehrere Tage lang gestalteten sie die Wände mit ihren Bildern, Collagen und Mosaiken, stellten ihre selbst gezogenen Kerzen auf, um ihre Arbeiten rechtzeitig zum Empfang präsentieren zu können.

Heimat Neben Pädagogen und ZWST-Mitarbeitern kamen auch Interessierte anderer Organisationen und Verbände, wie Imrich Donath von Akim Deutschland und Sabina Bombien-Theilmann, stellvertretende Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege. »Mich interessiert es, wie hier gearbeitet wird«, sagte sie. »Die Teilnehmer finden hier ein Zuhause und eine kleine Heimat«, sagte Sarah Singer in ihrer Rede. Es sei ihr und den Mitarbeitern wichtig, diese zu erhalten.

Die Eltern der Omanut-Teilnehmer sind froh, dass ihre mittlerweile erwachsenen Kinder aufgefangen werden und in den Räumen in der Joachimsthaler Straße arbeiten können. Obwohl es etlichen am Anfang sehr schwerfiel, ihre Töchter und Söhne von anderen Menschen betreuen und fördern zu lassen. Wenn die Eltern eines Tages nicht mehr da sein sollten, dann »haben die Kinder uns«. Es sei wichtig, dass man schwächeren Menschen helfe, denn am Ende zähle nur die Gemeinschaft, betonte Singer. Sie wünscht sich auch in anderen Städten »so ein tolles Angebot«.

Identität Zumindest in Israel gibt es bereits ähnliche Einrichtungen, sagte Imrich Donath, die schon 1950 auf Initiative der Elternschaft entstanden waren. Der Berliner Gemeinderabbiner Jonah Sievers sagte in seiner Ansprache, er freue sich, dass es eine jüdische Einrichtung für Betroffene gebe, in der sie mit ihrer eigenen jüdischen Identität leben können.

Seit knapp sieben Jahren ist das Atelier Treffpunkt für etwa 20 Teilnehmer, die von Pädagogen und Kunsttherapeuten betreut werden, so die Leiterin Judith Tarazi. Zuletzt wurden mehrere Wochen lang die Bilder der Teilnehmer im Rathaus Köpenick ausgestellt.

Feiertage

Chatima towa, oder was?

Was von Rosch Haschana über Jom Kippur bis Sukkot die korrekte Grußformel ist

von Rabbiner Yaacov Zinvirt  02.10.2024 Aktualisiert

"Heritage Bites"

Apfel-Honig-Donuts: Süßer Twist für Rosch Haschana

Das perfekte Fingerfood für Neujahr? Honig-Apfel-Donuts

von Hannah Brojtmann  02.10.2024

Rosch Haschana

Geballte Frauenpower zum neuen Jahr!

Wer sind die feministischen Größen im Judentum?

von Chiara Lipp  02.10.2024

Jüdischkeit

Alle Jahre wieder: Bin ich jüdisch genug?

»Da ich fern von jüdischer Religion aufwuchs, gab es viele Dinge, die ich nicht verstand«

von Lien Droste  02.10.2024

Bilanz

Jüdische Sozialarbeit nach 7. Oktober massiv beeinträchtigt

Der Wohlfahrtsverband forderte, soziale Räume des Alltags in Deutschland für Juden sicher zu machen

 02.10.2024

Israel / München

Trauer um Holocaust-Überlebenden Daniel Chanoch

Daniel Chanoch durchlitt als Junge eine Odyssee durch sechs Konzentrationslager - und überlebte. Bis ins hohe Alter engagierte er sich in der Erinnerungsarbeit. Nun starb der Zeitzeuge mit 92 Jahren in Israel

 02.10.2024

Köln

Abraham Lehrer: Juden wünschen sich Solidarität

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden: Kritik an Israel steht im Vordergrund

 02.10.2024

Bundesarchiv

Die rettende Liste: Zum 50. Todestag von Oskar Schindler

Der Fabrikant Oskar Schindler war erst Nationalsozialist. Doch dann rettete er Hunderte Juden in der NS-Zeit vor der Ermordung. An seinen Nachlass in einem Koffer erinnert jetzt das Bundesarchiv

von Verena Schmitt-Roschmann  02.10.2024

Rosch Haschana

Wunsch nach Stabilität

Schmerz und Trauer waren im vergangenen Jahr Realität – wir sollten dennoch die Hoffnung nicht aufgeben

von Charlotte Knobloch  02.10.2024