Ehrung

Ein Mann der Tat

Beruflicher Erfolg ist für Harry Habermann mit der Verpflichtung zu sozialem Engagement verbunden. Aus dieser Überzeugung heraus handelt der jüdische Unternehmer in beeindruckender Weise. Am Montag hat deshalb sogar der Staat den Hut vor ihm gezogen. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich händigte Harry Habermann das Verdienstkreuz am Bande aus, das ihm von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehen worden war.

Nach der wie üblich eher formellen Ehrung im Justizministerium fand im Anschluss daran eine fröhliche Feier statt, die die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) Habermann zu Ehren im Gemeindezentrum veranstaltete. Nach den Reden des Justizministers und von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch zeigte sich Harry Habermann sichtlich gerührt. »Wenn ich nicht wüsste, dass wirklich ich gemeint bin«, sagte er, »hätte ich gedacht, dass es sich um eine Verwechslung handeln muss.«

projekte Auf der Festveranstaltung, die coronabedingt auf die Teilnahme von 50 Freunden und Wegbegleitern begrenzt werden musste, dürfte er selbst der Einzige gewesen sein, der die Möglichkeit einer Verwechslung in Betracht zog. Auch Georg Eisenreich ließ keinen Zweifel daran, dass die Auszeichnung für Habermann mehr als verdient ist. »Sie sind treibende Kraft bei zahlreichen gemeinnützigen Projekten und widmen sich mit großem Einsatz den Schwächsten in unserem Land«, hob der Justizminister in seiner Laudatio hervor.

Er nannte auch einige der zahlreichen Projekte und Initiativen, denen Harry Habermann Leben einhauchte oder die er unterstützt: ein Kinderpalliativzentrum, die Habermann-Stiftung für den Erhalt von Synagogen, Erinnerungsarbeit und Lehrveranstaltungen in der Gedenkstätte Yad Vashem sowie die Stiftung »Wir helfen München«.

Habermann sei eine der »tragenden Säulen« der Kultusgemeinde, sagte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch.

»Toleranz und Völkerverständigung sind für Sie nicht nur Begriffe, sondern Inhalt und Ziel Ihrer täglichen Arbeit. Wer sich auf so vielfältige Weise für das Gemeinwohl einsetzt, verdient auch die besondere Anerkennung unserer Gesellschaft«, stellte Eisenreich fest.

verbesserungen Seiner Einschätzung, dass Harry Habermann innerhalb der jüdischen Gemeinschaft und besonders der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern eine der »tragenden Säulen« darstelle, stimmte IKG-Präsidentin Charlotte Knob­loch vorbehaltlos zu. Die Welt werde besser durch Menschen, die nicht nur auf sich selbst blicken, sondern die mit wachem Blick wahrnehmen würden, wo Verbesserungen notwendig seien, erklärte Knob­loch in ihrer Rede. Und an den neuen Träger des Bundesverdienstkreuzes gewandt, sagte sie: »Lieber Harry, die Welt wird besser durch Menschen wie dich.«

Die enge Verbundenheit von Harry Habermann und seiner Familie mit der Israelitischen Kultusgemeinde beschrieb Charlotte Knobloch anhand mehrerer Beispiele. Das Jüdische Gymnasium, das ihm innerhalb seines Engagements stets ein besonderes Anliegen sei, war nur eines davon.

Es trägt seit Kurzem den Namen »Helene-Habermann-Gymnasium« – in Erinnerung an seine vor wenigen Jahren verstorbene Mutter. Die Holocaust-Überlebende genoss in der Gemeinde hohes Ansehen. Und die IKG-Präsidentin war sich sicher, dass Helene Habermann besonders stolz auf die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihren Sohn gewesen wäre.

persönlichkeit Der Blick über den Tellerrand hinaus, der in seinem Persönlichkeitsbild eine wesentliche Rolle spielt und beinahe schon zu einer Art »Markenzeichen« geworden ist, ließ Harry Habermann selbst am Tag seiner Ehrung nicht los: »Ich muss gestehen, dass mich dies alles mit zwiespältigen Gefühlen erfüllt.«

Er erinnerte daran, dass in dem Justizgebäude, wo er geehrt wurde, die Geschwister Scholl zum Tode verurteilt wurden. »In just diesem Gebäude wurde nun mir, dem Sohn zweier jüdischer Menschen, die den Naziterror nur mit Gottes Hilfe überlebt haben und deren Familien nahezu vollständig ausgelöscht wurden, der Verdienstorden verliehen – lediglich eine Generation später.«

Angesichts des noch heute spürbaren Leids in seiner Familie, das der tödliche Antisemitismus und Rassenwahn der Nazis ausgelöst haben, verfolge er die Ausbreitung und Manifestierung judenfeindlicher Entwicklungen mit großer Sorge. »Ich frage mich«, sagte er, »wohin dies führen wird und was ich persönlich tun kann.«

Harry Habermann ist nicht nur überzeugt davon, dass ein Einzelner viel bewegen kann. Er setzt diese Idee auch konsequent um. Während der Corona-Pandemie hat er Münchner Kliniken und der Gemeinde Tausende FFP2-Masken zur Verfügung gestellt. Wie drückte es IKG-Präsidentin bei der Feier aus? »Jeder Einzelne von uns kann froh sein, dass es Harry Habermann gibt.«

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025