Nachruf

»Ein großzügiger Mensch«

Zeitlebens ein Christ, der das Judentum bewunderte: Karl-Hermann Blickle sel. A. (1950–2022) Foto: Stuttgarter Lehrhaus

Nachruf

»Ein großzügiger Mensch«

Zum Tod des Stuttgarter Unternehmers und Philanthropen Karl-Hermann Blickle

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  11.08.2022 08:44 Uhr

Er war erfolgreicher Unternehmer und frommer Christ, aber auch ein großzügiger Philanthrop, Bewunderer des Judentums, Freund der jüdischen Gemeinden, Unterstützer Israels, Visionär und Pionier im Dialog und Trialog – und vor allem ein Mensch, im jiddischen Sinne des Wortes, ein Mann mit Herz und Empathie. Vergangene Woche ist Karl-Hermann Blickle viel zu früh und ganz überraschend verstorben.

Der 1950 geborene studierte Volkswirt kam als junger Mann Anfang der 70er-Jahre nach Israel und verliebte sich sofort in das Land, vor allem in Jerusalem. Fortan blieb er mit der Heiligen Stadt ein Leben lang verbunden, auch, weil er dort seine Frau Lisbeth kennenlernte.

Wirken Zeitlebens widmete sich Karl-Hermann Blickle neben seiner unternehmerischen Tätigkeit dem Dialog. Sein großes Interesse galt der Begegnung der Religionen, der Förderung jüdischen Lebens in Deutschland, der Erinnerungskultur und dem christlich-jüdisch-muslimischen Gespräch. Dass sein Name vielen unbekannt ist, zeugt von seiner großen Bescheidenheit und seinem Wirken im Hintergrund, obwohl er zahlreiche Institutionen, Projekte und Initiativen finanziell und ideell unterstützte.

Gemeinsam mit seiner Frau Lisbeth und seinem langjährigen Freund Meinhard Tenné sel. A., damals Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW), gründete er 2010 die Stiftung Stuttgarter Lehrhaus für interreligiösen Dialog. Die Stiftung unterstützt regionale Vereine und Institutionen, wie die AG Wege zum Verständnis des Judentums, die GCJZ in Stuttgart, das Haus Abraham oder das Forum jüdischer Bildung und Kultur, aber auch Projekte in ganz Deutschland und in Israel.

Dazu gehören das House of One, das Center for Jewish-Christian Understanding and Cooperation, die Genfer Initiative und »Studium in Israel«, aber auch zahlreiche Publikationen, wie die Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Christentum, das Neue Testament jüdisch erklärt, den Tenachon oder auch die ZfBeg (Nachfolge des Freiburger Rundbriefs).

DIALOG Zudem kooperierte Blickle mit Universitäten, wie in Luzern oder der Hochschule für Jüdische Studien (HfJS) in Heidelberg. Als jüngste Institution entstand 2020 in Israel das nach ihm benannte Ohr Torah Stone’s Blickle Institute for Interfaith Dialogue, seither ein wichtiger Akteur im Dialog in Israel. Für seine großen Verdienste wurde ihm die Otto-Hirsch-Auszeichnung der IRGW in Stuttgart verliehen.

Karl-Hermann Blickle war ein streitbarer und zugleich herzlicher, gütiger und großzügiger Mensch, ein echter Chassid Umot Haolam. Möge seine Seele eingebunden werden ins Bündel des ewigen Lebens.

Thüringen

Jüdisches Kulturfest will Haifa stärker einbeziehen

Beide Städte pflegen seit dem Jahr 2005 eine offizielle Städtepartnerschaft

 17.07.2025

75 Jahre Zentralrat

Zentralratspräsident: Zusammenlegung von jüdischen Gemeinden »schmerzlich«, aber denkbar

Zu wenig engagierter Nachwuchs und mögliche Zusammenschlüsse von jüdischen Gemeinden - so sieht die Lage laut Zentralrat der Juden derzeit aus. Präsident Schuster äußert sich auch zur Rabbinerausbildung in Potsdam

von Leticia Witte  17.07.2025

Stuttgart

Geige, Cello, Kickboxen

Die Musikerinnen Taisia und Elina über den Karl-Adler-Wettbewerb, Spaß und eigene Stücke

von Christine Schmitt  16.07.2025

Jiddisch

Der unerfüllte Traum

Im Rahmen der Scholem-Alejchem-Vortragsreihe sprach der Judaist Gennady Estraikh über die Geschichte von Birobidschan

von Nora Niemann  16.07.2025

München

»Unsere jüdische Bavaria«

80 Jahre Israelitische Kultusgemeinde München und 40 Jahre Präsidentschaft von Charlotte Knobloch: Am Dienstagabend wurde das Doppeljubiläum mit einem Festakt gefeiert. Für einen scharfzüngigen Höhepunkt sorgte der Publizist Michel Friedman

von Christiane Ried  16.07.2025

München

»Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung«

Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Charlotte Knobloch wird sie von Zentralratspräsident Josef Schuster geehrt

 16.07.2025

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025