Ekaterina Kulakova freut sich schon seit Monaten auf das »Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen 2026«. Sie atmete jüngst auf, als feststand, dass die Gelder bewilligt werden, so die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden und des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. Nun ist auch ihr Konterfei auf dem Programm zu sehen, wie auch das von Rabbiner Zsolt Balla, Küf Kaufmann, dem Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, und das von Ruth Röcher, der Vorsitzenden der Chemnitzer Gemeinde.
100 Jahre nach Gründung des ersten sächsischen Landesverbandes der jüdischen Gemeinden begeht der Freistaat Sachsen 2026 ein landesweites »Jahr der jüdischen Kultur«.
Eröffnet wird das Kulturjahr zu Chanukka (14. Dezember) in Chemnitz.
Das Programm unter dem Titel »Tacheles 2026« wird fortlaufend ergänzt. Mehr als 100 Veranstaltungen stehen bereits fest, die nicht nur in Chemnitz, Leipzig oder Dresden angeboten werden, sondern auch in kleineren Städten über ganz Sachsen verteilt stattfinden. Eröffnet wird das Kulturjahr zu Chanukka (14. Dezember) in Chemnitz. Ab sofort können Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte im Onlineportal angemeldet werden. Kurzer Check: Es wurden innerhalb einer Woche mehr als 60 weitere eingetragen.
Im Fokus sollen Projekte mit überregionaler Ausstrahlung sowie Angebote stehen, die den Dialog zwischen jüdischen und nichtjüdischen Menschen fördern, heißt es von den Veranstaltern. Im Dialog waren auch über längere Zeit Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, die sich den Kuratoriumsvorsitz zum »Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen 2026« teilen und das Konzept mit entwickelt haben. Dainow wurde zum Nachfolger der im Frühjahr verstorbenen Nora Goldenbogen gewählt.
»Egal ob Sie Musik lieben, sich Filme ansehen, für Literatur interessieren, bildende Kunst schätzen, Ihr Wissen vermehren, Ihr Tanzbein schwingen, Menschen begegnen, lachen, diskutieren, staunen, gedenken, quer durch Sachsen reisen oder lieber vor Ort bleiben möchten – beim Jahr der Jüdischen Kultur in Sachsen dürften keine Wünsche offenbleiben«, wird auf der »Tacheles 2026«-Homepage geworben.
Mit Projekten, Veranstaltungen und Ausstellungen sollen die reichhaltige jüdische Geschichte und Kultur sowie das jüdische Leben in Sachsen, deren Beitrag zu Vergangenheit und Gegenwart des Landes, aber auch deren Verluste sichtbar und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Jüdische Kultur und Geschichte sollen als selbstverständlicher Teil der Kultur und Geschichte Sachsens verstanden werden, heißt es weiter.
Zivilgesellschaft Alle Kultursparten, Museen, Theater, Kinos und andere kulturelle, wissenschaftliche, bildende und religiöse Einrichtungen sowie Vereine, Initiativen und Gruppen seien eingeladen, einen Beitrag beizusteuern. Im Programm des Themenjahres soll sich die Vielfalt der sächsischen Zivilgesellschaft widerspiegeln.
Das Projektteam ist am Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz (smac) im früheren Schocken-Kaufhaus angesiedelt, einem zentralen Ort jüdisch-sächsischer Geschichte. Das Themenjahr wird vom Freistaat Sachsen unter Federführung des Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) getragen.
Trotz aller Freude: Wie soll es 2027 weitergehen?
»Trotz meiner Freude auf das Jahr 2026 frage ich mich jetzt schon, wie es wohl im Jahr 2027 weitergeht. Bleiben wir sichtbar? Werden wir weiter gefördert? Ob es möglich ist, dem Antisemitismus mit offenen Armen und dem Besten aus unserer Kultur und Tradition entgegenzuwirken?«, gibt Ekaterina Kulakova zu bedenken, und ergänzt: Es wäre auch schön, wenn in naher Zukunft ein Jüdisches Museum Sachsen verwirklicht werden können.