Party

»Ein Freigetränk für das beste Kostüm«

Organisiert zum dritten Mal die Party »Karneval de Purim«: DJ Marion Cobretti Foto: Kolja Eckert

Herr Cobretti, als DJ organisieren Sie zum dritten Mal in Folge die Purim-Party »Karneval de Purim« in Berlin. Was bedeutet Ihnen jüdische Tradition?
Während meines Geschichtsstudiums in Tel Aviv hat uns mein Professor eine Frage gestellt: Gibt es eine jüdische Kultur außerhalb der jüdischen Religion?

Und zu welchem Schluss sind Sie gekommen?
Meine Antwort dazu ist eindeutig: Ja. Die jüdische Tradition entstammt zahlreichen kulturellen Aspekten des jüdischen Volkes, die mit Religion nicht immer unmittelbar etwas zu tun haben. Man kann auch sagen, dass man die jüdische Tradition ausüben kann, ohne die strengen religiösen Einschränkungen zu beachten.

So wie die Leute, die zu Ihrer Purim-Party kommen?
Fast alle Juden, die ich kenne, feiern die meisten jüdischen Feiertage und haben – so wie ich – eine sehr entspannte Einstellung dazu.

Die Feier findet in einem Kreuzberger Klub statt. Wie viel Purim bleibt neben der Party?
Auch in Israel bleibt für die Erwachsenen von Purim nicht viel übrig – abgesehen von der Party.

Welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit Purim?
Als Kind ist es natürlich schön, ein Kostüm anzuziehen und damit in die Kita oder in die Schule zu gehen. Als Erwachsener in Tel Aviv habe ich vor allem sehr schöne Erinnerungen an die riesigen Purim-Straßenfeste, wo alle einfach glücklich und entspannt sind. Diese Stimmung und dieses Erlebnis versuche ich nun schon das dritte Mal nach Berlin zu »importieren«.

Worin unterscheiden sich Berliner Purimfeste von Feiern in Israel?
Nun, an Purim soll man sich betrinken – in Israel vorzugsweise mit dem tollen israelischen Schnaps »Tubi 60«. Dort kann man ihn ganz einfach überall bestellen, bei uns in Berlin ist er leider nicht zu finden. Allerdings hat uns die Brennerei 14 Flaschen für die Party geschenkt – damit werden wir zusammen mit unseren bunt verkleideten Gästen auf Purim anstoßen und an die Rettung der persischen Juden erinnern.

Sind nur jüdische Gäste zu der Party willkommen?
Auf gar kein Fall. Zu der Party sind alle toleranten Menschen eingeladen, unter anderem auch eine Gruppe syrischer Flüchtlinge. Wir glauben nicht an »vorgeschriebene Feindschaften«. Ein Freund von mir aus Tel Aviv reist sogar extra an, um die Gruppe zu betreuen und für uns aus dem Arabischen zu übersetzen.

Gibt es beliebte Kostüme, die jedes Jahr dabei sind?
Ein netter Israeli hat uns berichtet, dass sein Papst-Kostüm auf den letzten zwei Partys immer sehr gut angekommen ist. Dieses Jahr haben wir außerdem deutlich erwähnt, dass wir im Publikum einen Donald Trump finden möchten. Der oder die mit dem besten Kostüm bekommt von uns ein paar Freigetränke!

Tagsüber schreiben Sie an Ihrer Doktorarbeit, nachts legen Sie unter dem Pseudonym »Marion Cobretti« Musik auf und organisieren Partys. Wie passt das zusammen?
In der Regel bin nicht mehr als zwei Nächte pro Woche mit Partys und Auflegen beschäftigt. Allerdings kommt die Doktorarbeit sicherlich langsamer voran, als sie sollte. Und als ich vor zwei Jahren an der Universität Potsdam unterrichtet habe, hatte ich immer Angst, dass meine Studenten mich beim Auflegen erkennen.

Mit dem Organisator des »Karneval de Purim« sprach Jakob Mühle.

»Marion Cobretti« stammt aus Tel Aviv und lebt in Berlin. Unter seinem Künstlernamen legt er als DJ auf, unverkleidet lehrte er jüdische Geschichte in Potsdam und schreibt seine Doktorarbeit. Karneval de Purim, 26. März, Ritter Butzke, Ritterstraße 26

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Magdeburg

Staatsvertrag zur Sicherheit jüdischer Gemeinden geändert

Die Änderung sei durch den Neubau der Synagogen in Magdeburg und Dessau-Roßlau vor rund zwei Jahren sowie durch zu erwartende Kostensteigerungen notwendig geworden

 09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Mittelfranken

Archäologen entdecken erste Synagoge Rothenburgs wieder

Erst zerstört, dann vergessen, jetzt zurück im Stadtbild: Die erste Synagoge von Rothenburg ob der Tauber ist durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Ihre Überreste liegen aber an anderer Stelle als vermutet

von Hannah Krewer  08.07.2025

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025