Berlin

»Ein Akt des Mutes«

Zum 75. Jahrestag der sogenannten Fabrikaktion hat die Jüdische Gemeinde zu Berlin zusammen mit der Ständigen Konferenz der Leiter der NS-Gedenkorte am Dienstagnachmittag an die Verhaftung Tausender jüdischer Zwangsarbeiter und die anschließenden Proteste ihrer Ehefrauen im Februar 1943 in Berlin erinnert.

Bei dem traditionellen stillen Gedenken am Mahnmal für die Deportierten in der Großen Hamburger Straße sang Kantor Simon Zkorenblut von der Berliner Jüdischen Gemeinde das El Male Rachamin. Das Kaddisch sprach Rabbiner Jonah Sievers. Danach führte ein Schweigemarsch zur Gedenkskulptur von Ingeborg Hunzinger in der Rosenstraße in Berlin-Mitte. Rund 200 Menschen beteiligten sich.

ns-verbrechen Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Petra Pau (Linke), forderte bei der Gedenkfeier vor der Skulptur »Block der Frauen« dazu auf, antidemokratischen Tendenzen offen zu widersprechen. Inzwischen werde die Erinnerung an die NS-Verbrechen aus der Mitte der Gesellschaft attackiert.

Es dürfe nicht gewartet werden, bis aus dem Schneeball eine Lawine werde, betonte die Linken-Politikerin in Anlehnung an ein Zitat von Erich Kästner. Die Alarmglocken müssten schrillen angesichts von offenem Antisemitismus und Gewalt gegenüber Minderheiten. »Wenn es nicht gelingt, diesen Trend umzukehren, droht die Demokratie zu kippen«, warnte Pau.

rosenstrasse In der Rosenstraße hatten die Nationalsozialisten am 27. Februar 1943 ein Sammellager für die verhafteten Zwangsarbeiter eingerichtet, um sie in das Vernichtungslager Auschwitz zu deportieren. Tagelang protestierten die Ehefrauen der Verhafteten in der Rosenstraße für die Freilassung ihrer jüdischen Männer.

In seiner Rede bezeichnete Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, den Protest in der Rosenstraße als einen »Akt des Mutes«: »Die hier vor 75 Jahren gezeigte Zivilcourage soll uns darin bestärken, unsere Demokratie gegen jedwede Ausgrenzung von Minderheiten zu verteidigen«, sagte Neumärker. (mit epd)

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Magdeburg

Staatsvertrag zur Sicherheit jüdischer Gemeinden geändert

Die Änderung sei durch den Neubau der Synagogen in Magdeburg und Dessau-Roßlau vor rund zwei Jahren sowie durch zu erwartende Kostensteigerungen notwendig geworden

 09.07.2025

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Mittelfranken

Archäologen entdecken erste Synagoge Rothenburgs wieder

Erst zerstört, dann vergessen, jetzt zurück im Stadtbild: Die erste Synagoge von Rothenburg ob der Tauber ist durch einen Zufall wiederentdeckt worden. Ihre Überreste liegen aber an anderer Stelle als vermutet

von Hannah Krewer  08.07.2025

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025