B’nai B’rith Schönstädt Loge

Ehrenmedaille an Charlotte Knobloch

IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und Ralph Hofmann, Präsident der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge Foto: Rafael Herlich

Mehr als 200 Gäste versammelten sich am Montagabend im Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch, um Charlotte Knobloch zu würdigen. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland erhielt von der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge die Ehrenmedaille in Gold.

Unter den zahlreichen prominenten Gästen waren der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, der Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, Frankfurts ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth, der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman sowie Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE.

Engagement Ausgezeichnet wurde Knobloch für ihr langjähriges Engagement für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und den Staat Israel sowie für ihre unermüdliche Arbeit gegen Rechtsextremismus und für eine jüdische Zukunft. Die Ehrenmedaille wurde im Rahmen eines Galadinners überreicht. Mehrere Redner drückten zuvor ihre persönliche Anerkennung für die Preisträgerin aus. »Du hast dich um Wohltätigkeit, Bruder- und Schwesterliebe und um Eintracht in der jüdischen Gemeinde verdient gemacht«, sagte Ralph Hofmann, Präsident der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge. Auf diesen drei Säulen beruhe auch die Arbeit der Loge. Charlotte Knobloch habe immer klare Worte zu den Themen gefunden, die die jüdische Gemeinde in Deutschland bewegen, sagte Hofmann weiter.

Botschafter Yakov Hadas-Handelsman würdigte Knoblochs Solidarität mit dem Staat Israel und erinnerte an ihre Kindheit während des Holocaust. »Wir in Israel sind jedenfalls sehr stolz und glücklich, dass sie unsere Freundin und Verbündete ist«, sagte Hadas-Handelsman.

Thomas Bach betonte Charlotte Knoblochs Einsatz für Völkerverständigung und Versöhnung. »Sie hat gezeigt, wie man mit Toleranz und Respekt tiefste Abgründe überwinden kann«, sagte Bach.

anerkennung In seiner Laudatio skizzierte Mathias Döpfner drei wesentliche Werte, die Charlotte Knobloch verkörpere: »Menschlichkeit, Freiheit und Optimismus«. Knoblochs Entscheidung, trotz des Holocaust in Deutschland zu bleiben, würdigte Döpfner als »eine unglaubliche Geste der Stärke«. Döpfner setzte in seiner Rede auch klare politische Akzente. Für das Unfreiheitliche und die Intoleranz dürfe es kein Verständnis geben. Angesichts der islamistischen Terrorbedrohung sagte Döpfner: »Europa ist Israel geworden.« Europa solle fester an der Seite des jüdischen Staates stehen. Döpfners große Anerkennung für Knobloch sprach aus den Worten: »Sie sind ein Kraftfeld der Hoffnung.«

Nach der feierlichen Übergabe der Ehrenmedaille durch Ralph Hofmann trat Charlotte Knobloch an das Rednerpult. Ihre Danksagung wirkte zuweilen nachdenklich und sorgenvoll. »Die Welt ist aus den Fugen«, sagte Knobloch. Antisemitismus und Rechtsextremismus erlebten in Europa »eine ungeheuerliche Renaissance«. Antisemitismus und Israelhass sieht Knobloch als »Seismograf für den Zustand einer Gesellschaft«. Es klaffe »eine rasant wachsende Lücke« zwischen der politischen Räson und der Stimmung in der Bevölkerung. Der Mainstream der Gesellschaft sei auch nach 50 Jahren Freundschaft israelskeptisch. »Die meisten Kritiker Israels interessieren sich nicht für Menschenrechte andernorts«, sagte Charlotte Knobloch. Sie kritisierte die jüngste Resolution der UNESCO, die die Verbindung zwischen dem Judentum und dem Tempelberg in Jerusalem negiert, sowie die Annäherung an den Iran.

Mut Die Münchener IKG-Präsidentin machte aber auch Mut. »Wir wehren uns und kämpfen«, betonte sie. »Das Judentum bleibt die Religion der Hoffnung.« Knobloch rief dazu auf, »für Deutschland, für Israel – für eine freie Welt« einzustehen. Sie erinnerte an die Bedeutung Deutschlands: »Das ist unser Land.« Die Zuhörer dankten Charlotte Knobloch mit Ovationen.

Das anschließende musikalische Programm bestritten die Pianistin Alexandra Troussova sowie die Sänger Miriam Sharoni und Christian Brüggemann. Von »Dein ist mein ganzes Herz« über »Summertime« bis hin zu »Yerushalayim Shel Sahav« reichte das Spektrum der mittlerweile zu Ohrwürmern avancierten Lieder. Zum Abschluss der stimmungsvollen Feier erklang die israelische Nationalhymne »Hatikva«.

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025