Geburtstag

Durch Begegnungen Antisemitismus überwinden

Seit 1948 Seite an Seite an Seite: Katholiken, Protestanten und Juden (im Bild: das Plakat der »Woche der Bruederlichkeit« 2015) Foto: dpa

Mit einer Festveranstaltung hat die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) am Montagabend in München an ihre Gründung vor 70 Jahren erinnert. »Ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft war die Gründungsidee«, sagte der evangelische Vorsitzende Reiner Schübel bei der Jubiläumsveranstaltung. »Doch leider ist der Antisemitismus, auch 70 Jahre später noch, immer noch ein Thema.«

Dem versuche die Gesellschaft durch ihre engagierte Arbeit und mit zahlreichen Formaten wie Demonstrationen oder Schulkooperationen zu begegnen, so Schübel weiter. Damit dies dem 450 Mitglieder zählenden Münchner Verein gelingen könne, sei die GCJZ darauf angewiesen, künftig attraktiver für junge Menschen zu werden.

Nachtcafé Gemeinsam mit seinem jüdischen Vorsitzenden Abi Pitum von der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie der katholischen Co-Vorsitzenden Gabriele Rüttiger hat Schübel deshalb jüngst neue Formate entwickelt. Zu diesen Projekten gehört unter anderem das »interreligiöse Nachtcafé«, das Studenten und andere junge Erwachsene in Bars und Cafés zusammenbringen soll.

»Wir wollen mit jungen Künstlern, Schriftstellern, Sportlern über die Symbolwelten und religiösen Szenen unseres modernen Lebens ins Gespräch kommen«, betonte der Theologe. Auch Muslime seien dazu eingeladen. »Unser Ziel ist es, auch eine Brücke zum Islam zu schlagen.«

Im Hauptreferat der Festveranstaltung ging der Potsdamer Rabbiner Walter Homolka auf die wechselvolle Geschichte der Gesellschaft ein. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vernichtung der Juden in Deutschland in der Schoa sei »so etwas wie ein Gespräch von Christen und Juden im Land der Täter ein Ding der Unmöglichkeit« gewesen. Damals hätten sich die Eliten schwer damit getan, ihre Verantwortung zu reflektieren, und nur wenige Christen hätten sich das Versagen der Kirchen im Nationalsozialismus eingestanden, sagte Homolka.

Flüchtlinge Auch heute gehörten zum Alltag der Juden in Deutschland Antisemitismus und der Kampf dagegen, betonte Homolka. Wie die Erfahrungen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gezeigt hätten, brauche jede Begegnung persönliche Beziehung.

Von dieser Begegnung sei zudem auch mehr Einsicht zu erhoffen, wie das Miteinander mit Flüchtlingen gelingen könne, »die ein Zerrbild des Judentums in sich tragen. Die Arbeit mit diesen Menschen und das Auf-sie-Zugehen ist heute eine wichtige Herausforderung für uns Juden«, sagte Homolka, Rektor des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam.

1948 war der Verein auf Initiative der US-Militärverwaltung als deutschlandweit erste GCJZ gegründet worden. Neben der Münchner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gibt es deutschlandweit über 80 GCJZs. Sie versammeln sich unter dem Dach des 1949 gegründeten »Deutschen Koordinierungsrats«, dessen Schirmherr traditionell der amtierende Bundespräsident ist.

Die bekannteste Veranstaltung der GCJZ ist die »Woche der Brüderlichkeit«, die jedes Jahr Anfang März stattfindet. Zu den Partnern der GCJZ zählen die Israelitische Kultusgemeinde, die liberale Gemeinde Beth Schalom, das Jüdische Museum und das NS-Dokumentationszentrum, die Evangelische Stadtakademie, das Münchner Bildungswerk und viele mehr. ja/epd

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Frankfurt am Main

Rabbinerin: Zentralrat hat Öffnung des Judentums begleitet

Elisa Klapheck spricht in Zusammenhang mit der jüdischen Dachorganisation von einer »Stimme, die auf höchster politischer Ebene ernst genommen wird«

 11.07.2025

Maccabiah

Zusammen sportlich

Trotz der Verschiebung der Spiele auf 2026 überwog auf dem Pre-Camp in Berlin Optimismus

von Frank Toebs  10.07.2025

Street Food Festival

Sich einmal um die Welt essen

Tausende besuchten das Fest im Hof der Synagoge Oranienburger Straße in Berlin

von Helmut Kuhn  10.07.2025

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Engagement

Verantwortung übernehmen

Erstmals wurde der Fritz-Neuland-Gedächtnispreis verliehen. Die Auszeichnung erhielten der Jurist Andreas Franck und die AG PRIOX der bayerischen Polizei

von Luis Gruhler  09.07.2025

Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst

»Wir müssen gewachsene Strukturen erhalten«

ZWST-Projektleiter Erik Erenbourg über ein besonderes Jubiläum, fehlende Freiwillige aus Deutschland und einen neuen Jahrgang

von Christine Schmitt  09.07.2025

Essen

Vier Tage durch die Stadt

Der Verein Kibbuz Zentrum für Kunst, Kultur und Bildung führte 20 Jugendliche einer Gesamtschule an jüdische Orte. Die Reaktionen überraschten den Projektleiter

von Stefan Laurin  09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025