Berlin

Diskussion mit drei Akkorden

Anna Hilgers, Maria Kanitz, Kai Schubert, Anastasia Tikhomirova und Elisa Aseva (v.l.) Foto: Oz Ozon

Seit dem brutalen Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) einen enormen Anstieg an judenfeindlichen Vorfällen in Berlin festgestellt. RIAS klassifizierte darunter auch mehrere politisch-weltanschauliche Hintergründe dieser Vorfälle, wie einen linken anti-imperialistischen. Genau dies hat auch die Berliner Gruppe Punks Against Antisemitism (PAA) beobachtet. Für Teile der Berliner Punkszene sei Antisemitismus ein blinder Fleck, in manchen Fällen würde er gar unterstützt und angefacht.

Deshalb wollten die antisemitismuskritischen Punks mit ihrer selbstbetitelten Veranstaltung am 29. Dezember 2023 im Club KvU im Prenzlauer Berg ein Zeichen gegen die Normalisierung des Antisemitismus in der eigenen Subkultur setzen. Gestaltet wurde der Abend zweiteilig. Zu Beginn fand die Podiumsdiskussion »Antisemitismus und ausbleibende Solidarität – Reaktionen auf den 7. Oktober in (Sub-)Kultur und der Linken« statt, an der mit Maria Kanitz, Kai Schubert, Anastasia Ti­khomirova und Elisa Aseva eine umfangreiche Runde mit Expertinnen und Experten teilnahm. Ausklingen ließen die Punks den Abend mit den Bands EgonX, Moloch, I Feel Violent und Ex White.

Die Szene und das Thema Judenhass

Dass das Thema Judenhass nicht an der Szene vorbeigeht, wurde bereits durch die lange Warteschlange vor dem bunt verzierten Eingang auf dem sonst verschlafenen Industriegelände deutlich. Im KvU waren beinahe alle Stühle bereits besetzt, neue mussten hinzugestellt werden, und dennoch war am Ende nicht genügend Platz für alle Interessierten.

Moderiert von Anna Hilgers thematisierte das Podium einerseits die ausbleibenden Reaktionen linker Gruppierungen nach dem 7. Oktober, andererseits Mobilisierungen, auf denen es zu antisemitischen Vorfällen kam, sowie das Zusammengehen zwischen linken und islamistischen Gruppen. Darüber hinaus wurden die Organisation, die Vorgehensweisen sowie die Hauptanliegen der BDS-Bewegung kritisch zusammengefasst. Ein Exkurs bildete die ideologischen Grundlagen der aktuell am häufigsten anzutreffenden Erscheinungsform des israelbezogenen Antisemitismus sowie die damit verbundene linke Schuldabwehr ab.

Wie sollte man nun künftig darauf reagieren? Diese Frage durfte bei der Dringlichkeit des Veranstaltungsgrundes nicht unbeantwortet bleiben, auch wenn sie schwerfällt. Im Mittelpunkt stehe dabei die politische Bildungsarbeit und somit auch die Stärkung der politischen Urteilsfähigkeit sowie die Festigung der Medienkompetenz bei der jüngeren Generation.

Lücke zur Indoktrination

Allerdings wurde selbstkritisch angemerkt, dass Teile der aufklärerischen Linken es offenbar verschlafen hätten, sich der Jugend zuzuwenden, wodurch nicht-emanzipatorische Gruppen diese Lücke zur Indoktrination nutzen konnten.

Auch die Notwendigkeit zu Austausch und Vernetzung innerhalb der Linken sowie die Beteiligung innerhalb unabhängiger Projekte war ein Anliegen des Abends. Dem Publikum gefiel diese erste Veranstaltung: Sie habe gezeigt, sagte ein Teilnehmer, welche bestehenden antisemitismuskritischen Ambitionen sowie Vernetzungsmöglichkeiten es innerhalb der Linken gäbe. Dies biete Orientierung, worauf man aufbauen könne.

Die »Punks Against Antisemitism« stellen am 26. Januar im »Bajszel« (Emser Straße 8) das Zine »Punks & Jewishness« vor.

Sport

Nach den Emotionen

Der Wechsel des deutsch-israelischen Fußballers Shon Weissman zu Fortuna Düsseldorf ist gescheitert. Er stolperte über seine Hasskommentare bei Social Media

von Ruben Gerczikow  14.08.2025

Nürnberg

Mit wem spiele ich heute?

Vor wenigen Wochen eröffnete die neue Kita »Gan Schalom« der Israelitischen Kultusgemeinde. Ein Besuch zwischen Klanghölzern, Turnmatten und der wichtigsten Frage des Tages

von Stefan W. Römmelt  14.08.2025

Berlin

Mann reißt israelische Flagge vor Synagoge ab

Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen Hausfriedensbruch

 13.08.2025

Tu beAw

»Es war Liebe auf den ersten Blick«

Barbara und Reinhard Schramm sind seit fast 60 Jahren verheiratet. Ein Gespräch über lange Ehen, Glück und Engagement

von Blanka Weber  12.08.2025

Porträt

Tragischer Macher

Heute vor 100 Jahren wurde Werner Nachmann geboren. Viele Jahre lang prägte er das deutsche Nachkriegsjudentum. In Erinnerung bleibt er allerdings für etwas anderes

von Michael Brenner  12.08.2025

Berlin

Amnon Barzel im Alter von 90 Jahren verstorben

Von 1994 bis 1997 leitete Barzel die Abteilung Jüdisches Museum im damaligen Berlin Museum. Er setzte sich für dessen rechtliche Eigenständigkeit ein.

 12.08.2025

Erinnerungszeichen

Schicksal und Gedenken

Auszubildende von »Münchner Wohnen« recherchieren in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Biografien

von Luis Gruhler  11.08.2025

Mannheim

»Ich wurde behandelt wie ein Täter«

Ein Palästina-Aktivist attackierte Benny Salz, den früheren Gemeindevorsitzenden, vor den Augen der Polizei

von Ralf Balke  11.08.2025

Berlin

Wegen israelischer Zeitung beleidigt

In einem Bus auf der Linie M19 wurde am Freitag ein Passagier angriffen, weil er eine israelische Zeitung auf dem Handy las

 11.08.2025 Aktualisiert