Keren Hayesod

Die Rothschilds

Beschäftigte sich schon in seiner Kindheit mit der Frankfurter Bankiersfamilie: Rabbiner Shlomo Raskin Foto: screenshot

Wenn Rabbiner Shlomo Raskin einen Vortrag hält, weiß man: Es wird nicht langweilig. So ging es auch am vergangenen Sonntagabend interessant und unterhaltsam zu, als der Rabbiner der Atereth-Zwi-Synagoge im Altenzentrum der Jüdischen Gemeinde an der Bornheimer Landwehr in Frankfurt über die Anfänge der Familie Rothschild sprach.

Zu der Online-Veranstaltung hatte der Keren Hayesod Deutschland eingeladen. Rund 100 Zuhörer hatten sich auf der Konferenzplattform »Zoom« dazugeschaltet. Die Veranstaltung markierte den Auftakt einer Reihe von kostenfreien Online-Vorträgen in diesem Jahr, mit denen die Spendenorganisation Keren Hayesod Interessierte für Themen rund um Israel und die jüdische Geschichte begeistern möchte.

Kindheit Bereits in seiner Kindheit habe er viele Geschichten über die legendäre deutsch-jüdische Familie Rothschild gehört, sagte Raskin. »Die Rothschilds sind bis heute sowohl in Frankfurt als auch in Israel sehr präsent«, sagte der in Kiryat Mal’achi geborene Chabad-Rabbiner. In Israel erinnerten Straßen, Krankenhäuser und Plaketten an öffentlichen Gebäuden an die Unterstützung, die Mitglieder der weit verzweigten Familie dem jüdischen Staat zukommen ließen.

Doch wie konnten die Rothschilds zu einer der bekanntesten und wohlhabendsten Familiendynastien der Welt werden? »Mayer Amschel Rothschild (1744–1812) war ein Kind der Stadt Frankfurt am Main«, begann Raskin die Familiengeschichte. »Er war ein fleißiger, tüchtiger und gottesfürchtiger Mann, der ein Genie war, wenn es um das Machen von Geschäften ging.« Dabei wuchs Mayer Amschel Rothschild in eher bescheidenen Verhältnissen in der Frankfurter Judengasse auf.

Familienname Auf den Wohnort lässt sich auch der Familienname zurückführen: Er leitet sich vom Wohnsitz der Familie »zum Roten Schild« ab. Zunächst wurde Mayer Amschel Rothschild auf eine Talmudschule in Fürth geschickt.

Als Mayer Amschel Rotschild zwölf Jahre alt war, starben seine Eltern und Geschwister.

Im Alter von nur zwölf Jahren starben seine Eltern und seine Geschwister, sodass er früh auf eigenen Beinen stehen musste. So zog es den jungen Mann nach Hannover, wo er im Bankhaus Oppenheimer in die Lehre ging. Nach seiner Rückkehr nach Frankfurt 1764 zog er ein Wechselgeschäft auf, verbunden mit einem Antiquitäten- und Medaillenhandel.

Verhandlungsgeschick Dank seines besonderen Verhandlungsgeschicks und seiner guten Beziehungen konnte Rothschild schon bald wichtige Kontakte knüpfen, etwa zum späteren Kurfürsten Wilhelm von Hessen, mit dem er Münzgeschäfte abwickelte. Schon bald erlangte er den Titel eines Hoffaktors – damit war der Grundstein für das traditionsreiche Bankhaus gelegt.

»Viele fragen mich: ›Wie konnte Mayer Amschel Rothschild so reich werden?‹«, erzählte Raskin. Ein Grund war: »Mayer Amschel Rothschild hatte nie Angst«, sagte der Rabbiner und erzählte dann folgende Anekdote: »Immer, wenn Mayer Amschel Rothschild am Vorabend eines entscheidenden Geschäftes nicht ruhig schlafen konnte, ging er in den Keller seines Hauses. Dort stand ein Sarg, in den sich der Geschäftsmann für mindestens 30 Minuten legte, um zu meditieren. »Dieses Ritual und die Konfrontation mit dem Tod muss ihm jegliche Angst genommen haben.«

Den zweiten Grund, den Rabbiner Raskin als entscheidend für den Erfolg Mayer Amschel Rothschilds sieht, ist seine Frömmigkeit. »Der Dynastiegründer der Rothschilds war zeitlebens ein frommer Mann, der sich an die Traditionen und religiösen Gebote des Judentums gehalten hat.« So habe er auch stets den Wert der Familie geschätzt. »Er wusste, dass die Familie nur stark ist, wenn man zusammenhält.« Tatsächlich hatte Mayer Amschel Rothschild in seinem Testament verfügt, dass nur Familienmitglieder wichtige Positionen in der Firma besetzen dürfen.

»Bracha – Segen, Mischpacha – Familie und Zedaka – Wohltätigkeit, diese drei Werte hat Mayer Amschel Rothschild gelebt und zum Fundament seines Familienunternehmens gemacht«, sagte Raskin. Ein Erfolgsmodell bis heute.

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  15.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025

Hamburg

»An einem Ort getrennt vereint«

In der Hansestadt soll die Bornplatzsynagoge, die in der Pogromnacht von den Nazis verwüstet wurde, wiederaufgebaut werden. Ein Gespräch mit dem Stiftungsvorsitzenden Daniel Sheffer über Architektur, Bürokratie und Räume für traditionelles und liberales Judentum

von Edgar S. Hasse  13.09.2025

Meinung

»Als Jude bin ich lieber im Krieg in der Ukraine als im Frieden in Berlin«

Andreas Tölke verbringt viel Zeit in Kyjiw und Odessa – wo man den Davidstern offen tragen kann und jüdisches Leben zum Alltag gehört. Hier schreibt er, warum Deutschland ihm fremd geworden ist

von Andreas Tölke  13.09.2025

Porträt der Woche

Das Geheimnis

Susanne Hanshold war Werbetexterin, Flugbegleiterin und denkt über Alija nach

von Gerhard Haase-Hindenberg  13.09.2025