Sachsen

Diaspora in Mittweida

Performance von Shai Ottolenghi und Adi Liraz Foto: Daniel Dost

Sachsen

Diaspora in Mittweida

Jüdische Perspektiven in der Hochschulstadt

von Thyra Veyder-Malberg  06.10.2022 12:05 Uhr

Mittweida in Sachsen, rund 20 Kilometer nördlich von Chemnitz gelegen, ist normalerweise kein Hotspot jüdischer Kunst. Doch das soll sich bald ändern: 2025, wenn Chemnitz europäische Kulturhauptstadt ist, soll sich auch im Umland etwas tun. Dafür sorgt der »Purple Path«, der 38 Gemeinden aus der Region verbindet und mit Kunstaktionen und -interventionen auf das Kulturhauptstadtjahr hinführt.

In diesem Rahmen wird in der Hochschule Mittweida nun jüdische Kunst in den Blick genommen. »Wir werden hier 2025 eine große Ausstellung haben, im Freien, mit 21 Containern, in denen unterschiedliche jüdische Künstler und Künstlerinnen Arbeiten zeigen werden«, sagt Purple-Path-Kurator Alexander Ochs. Arbeitstitel der Ausstellung: »Die dritte Generation. Diesmal bleibt der Koffer hier«.

ausstellung Und so haben sich vor Kurzem jüdische Kulturschaffende – unter ihnen der Fotograf Benyamin Reich, die Künstlerin Roey Victoria Heifetz, die Musikerin Noga Bruckstein und die Schriftsteller Dory Manor und Moshe Sakal – in Mittweida getroffen. Sie wollten die Ausstellung vorbereiten und unter anderem die Frage diskutieren, ob Deutschland für die dritte Generation eine Heimat sein oder werden kann.

Die Veranstaltung in Mittweida war in mancherlei Hinsicht eine doppelte Diaspora.

Fragt man Benyamin Reich, der in Israel geboren wurde und derzeit in Berlin lebt, was Heimat ist, zuckt er mit den Schultern: »Ich weiß nicht. Heimat ist ein Fragezeichen.« Nach kurzem Nachdenken fügt er hinzu: »Vielleicht ist das die jüdische Idee: immer mit dem Wanderstock in der Hand von einem Ort zum anderen zu gehen und immer die Gesellschaft ein bisschen von außen zu betrachten. Meiner Meinung nach ist das der stärkste Aspekt der jüdischen Identität: Die Diaspora ist die Heimat.«

Die Veranstaltung in Mittweida war in mancherlei Hinsicht eine doppelte Diaspora: Jüdische Kulturschaffende, die größtenteils aus Israel stammen und in Berlin leben, treffen sich in Mittweida, um dort weitgehend unter sich über Kunst, Heimat und Diaspora zu sprechen. Das Meeting war zwar öffentlich, lokales Publikum war aber kaum zu sehen.

kabbalat schabbat Am Freitagabend wurde dann – in Mittweida zum ersten Mal seit der Nazizeit, wie Kurator Alexander Ochs betonte – Kabbalat Schabbat im Städtischen Freizeitzentrum gefeiert. Mit dabei war Rabbiner Netanel Olhoeft.

Am Samstag gab es Performances von Shai Ottolenghi und Adi Liraz, außerdem wurde im Museum »Alte Pfarrhäuser« eine Ausstellung mit Fotografien von Benyamin Reich eröffnet, die dort noch bis Ende Oktober zu sehen sein wird – und hoffentlich auch von Menschen aus Mittweida besucht wird.

Thüringen

Jüdisches Kulturfest will Haifa stärker einbeziehen

Beide Städte pflegen seit dem Jahr 2005 eine offizielle Städtepartnerschaft

 17.07.2025

75 Jahre Zentralrat

Zentralratspräsident: Zusammenlegung von jüdischen Gemeinden »schmerzlich«, aber denkbar

Zu wenig engagierter Nachwuchs und mögliche Zusammenschlüsse von jüdischen Gemeinden - so sieht die Lage laut Zentralrat der Juden derzeit aus. Präsident Schuster äußert sich auch zur Rabbinerausbildung in Potsdam

von Leticia Witte  17.07.2025

Stuttgart

Geige, Cello, Kickboxen

Die Musikerinnen Taisia und Elina über den Karl-Adler-Wettbewerb, Spaß und eigene Stücke

von Christine Schmitt  16.07.2025

Jiddisch

Der unerfüllte Traum

Im Rahmen der Scholem-Alejchem-Vortragsreihe sprach der Judaist Gennady Estraikh über die Geschichte von Birobidschan

von Nora Niemann  16.07.2025

München

»Unsere jüdische Bavaria«

80 Jahre Israelitische Kultusgemeinde München und 40 Jahre Präsidentschaft von Charlotte Knobloch: Am Dienstagabend wurde das Doppeljubiläum mit einem Festakt gefeiert. Für einen scharfzüngigen Höhepunkt sorgte der Publizist Michel Friedman

von Christiane Ried  16.07.2025

München

»Ich habe größten Respekt vor dieser Leistung«

Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Charlotte Knobloch wird sie von Zentralratspräsident Josef Schuster geehrt

 16.07.2025

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025