Literatur

Der Zuhörer

Vor der Lesung: Steven Bloom (r.) Foto: Miryam Gümbel

Ein eigener Kosmos ist im Kleinen Konzertsaal im Münchner Gasteig lebendig geworden, als Steven Bloom dort aus seinem neuen Roman Stellt mir eine Frage las. Eingeladen hatten den in Brooklyn geborenen Autor das Kulturzentrum der IKG und die Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition. Die Leiterin des IKG-Kulturzentrums Ellen Presser führte den Gast ein, der für seine Kurzgeschichten, Novellen und Romane bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist.

1942 als Sohn polnischer Juden in New York geboren, lebt Bloom seit über 20 Jahren in Deutschland. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit lehrt er als Dozent an der Universität in Heidelberg. Das Brooklyn seiner Kindertage und Jugendzeit hat er dabei nicht vergessen. Ganz im Gegenteil: In seinem 2009 im Wallstein-Verlag erschienenen Roman wird es wieder lebendige Gegenwart. Bloom selbst las auf Englisch, der Schauspieler Stefan Merki von den Münchner Kammerspielen trug aus der deutschen Fassung vor. Die Übersetzung stammt von Silvia Morawetz, was Bloom bei dieser Gelegenheit besonders betonte. Denn die Kunst der Sprache, mit der Bloom eine Welt lebendig werden lässt, die jüdisches Leben in New York vor einem vor einem halben Jahrhundert zeigt, ist ein ganz wesentliches Element dieses Romans. Sprachwitz, Situationskomik und das Mit- und zugleich Nebeneinander der drei Protagonisten Meyer Woolf, Archie Feinstein und Izzy lassen deren Stammlokal, eine Cafeteria im Brooklyner Viertel Brownville, zur Bühne nicht nur für Lebensgeschichten werden. Eine ganze Epoche wird hier lebendig, Lebensgefühle, Erinnerungen, Weltpolitik, Trauer über die verlorene Vergangenheit ebenso wie Alltagssorgen und Zukunftsängste. Die gewählte Gesprächsform spiegelt in ihrer Selbstironie und ihrem Witz den Überlebenswillen und den Mut zu einem ständigen Neuanfang der Generation derer, die der Schoa in Europa entkommen waren. Wie konnte der Jugendliche von damals die Welt seiner Väter so punktgenau beschreiben? Denn dass dies gelungen ist, bestätigen auch die Erlebnisse derer, die zu dieser Zeit selbst dort gelebt und gearbeitet haben.

Im Gespräch mit Ellen Presser gab Steven Bloom darauf eine verblüffend einfache Antwort: Er habe immer genau hingehört, wenn sich sein Vater und dessen Freunde unterhalten haben.

Porträt der Woche

»Musik war meine Therapie«

Hagar Sharvit konnte durch Singen ihre Schüchternheit überwinden

von Alicia Rust  15.07.2025

Berlin

Gericht vertagt Verhandlung über Lahav Shapiras Klage gegen Freie Universität

Warum die Anwältin des jüdischen Studenten die Entscheidung der Richter trotzdem als großen Erfolg wertet. Die Hintergründe

 15.07.2025 Aktualisiert

Andenken

Berliner SPD: Straße oder Platz nach Margot Friedländer benennen

Margot Friedländer gehörte zu den bekanntesten Zeitzeugen der Verbrechen der Nationalsozialisten. Für ihr unermüdliches Wirken will die Berliner SPD die im Mai gestorbene Holocaust-Überlebende nun sichtbar ehren

 15.07.2025

Bonn

Schoa-Überlebende und Cellistin Anita Lasker-Wallfisch wird 100

Sie war die »Cellistin von Auschwitz« - und später eine engagierte Zeitzeugin, die etwa vor Schülern über ihre Erlebnisse unter dem NS-Regime sprach. Jetzt feiert sie einen besonderen Geburtstag

von Leticia Witte  15.07.2025

Würdigung

Er legte den Grundstein

Vor 100 Jahren wurde Simon Snopkowski geboren. Zeitlebens engagierte sich der der Schoa-Überlebende für einen Neubeginn jüdischen Lebens in Bayern

von Ellen Presser  14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Berliner Ensemble

Hommage an Margot Friedländer

Mit einem besonderen Abend erinnerte das Berliner Ensemble an die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende. Pianist Igor Levit trat mit hochkarätigen Gästen auf

 14.07.2025

Reisen

Die schönste Zeit

Rom, Balkonien, Tel Aviv: Hier erzählen Gemeindemitglieder, an welche Urlaube sie sich besonders gern erinnern

von Christine Schmitt, Katrin Richter  13.07.2025