»Schalom Aleikum«

»Der jüdisch-muslimische Dialog ist unglaublich wichtig«

Annette Widmann-Mauz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (CDU) Foto: Gregor Zielke

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, hat für einen langen Atem und Hartnäckigkeit im Einsatz für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft geworben. Dieses sei herausgefordert wie selten zuvor, sagte Widmann-Mauz am Mittwoch. Sie äußerte sich auf der Online-Jahreskonferenz des jüdisch-muslimischen Dialogprojekts »Schalom Aleikum« des Zentralrats der Juden in Deutschland, das sie fördert.

Angesichts der Vorfälle in Deutschland etwa im Zusammenhang mit dem jüngsten Nahostkonflikt sagte Widmann-Mauz, sie könne verstehen, wenn sich Juden fragten, ob Deutschland noch ihr Land und ihre Heimat sei; ob sie sich weiter für ein friedliches Miteinander stark machen sollten, und wer am Ende eigentlich an ihrer Seite stehe.

»Es braucht konkrete Taten, es braucht entschlossenes Handeln«, erklärte die Beauftragte und verwies auch auf Maßnahmen der Bundesregierung. Sie betonte: »Jüdisches Leben ist in Deutschland zu Hause. Der Hass ist es jedenfalls nicht.«

Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrates der Juden, sagte: »Selten ist eine Frage so dauerhaft aktuell wie die immer wieder gestellte Frage nach dem Stand des jüdisch-muslimischen Dialogs.« Das Gespräch sei insgesamt ein »wichtiger, richtiger und nicht zu unterschätzender Schritt«. Auch sei die Wirkung von Sprache »unglaublich wichtig«. Dainow erinnerte ebenfalls an das Überschwappen des Nahostkonflikts auf Deutschland und gab zu bedenken, dass man mit Dialog alleine nicht gegen Gewaltauswüchse vorgehen könne.

Das Projekt »Schalom Aleikum« zeige, dass es gelinge, »die Welt ein Stück besser zu machen, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch kommen«, so Dainow. Dialog schaffe Annäherung und Vertrauen, so dass Vorurteile nicht so lange überdauerten. Abschottung dagegen öffne Extremisten Tür und Tor. »Präventionsarbeit gegen Antisemitismus im Bildungsbereich durch Dialog - das kann gelingen.«

Ziel des bundesweiten Projekts »Schalom Aleikum. Jüdisch-muslimischer Dialog« ist ein Austausch zwischen Juden und Muslimen jenseits der Funktionärsebene. So gab es in der Vergangenheit beispielsweise Veranstaltungen mit Ärzten, Sportlern und Unternehmern.

»Das Dialogprojekt hat das konkrete Ziel, Antisemitismus gar nicht erst entstehen zu lassen. Denn wer aus seiner Lebensrealität heraus miteinander spricht, geht ohne Vorbehalte aufeinander zu«, heißt es dazu beim Zentralrat der Juden. kna/ja

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025