Zentralrat

»Bewusst der Geschichte stellen«

Unter dem Titel »Die langen Schatten der Vergangenheit. Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Zeit« hat am Mittwoch im Ludwig-Erhard-Haus in Berlin eine Bildungskonferenz des Zentralrats der Juden in Deutschland begonnen.

Bis Freitag werden sich die Teilnehmer der Veranstaltung mit institutionellen und personellen Kontinuitäten von Mitarbeitern im Justizministerium der jungen Bundesrepublik und ihrer Karrieren vor und nach 1945 beschäftigen. Organisiert wird die mehrtägige Konferenz von der Bildungsabteilung im Zentralrat.

BRUCH Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) sagte zum Auftakt der Tagung mit rund 150 Teilnehmern: »Es ist erschreckend, dass es nach dem Zivilisationsbruch der Schoa keinen Bruch mit dieser schrecklichen Vergangenheit im Bundesministerium der Justiz gegeben hat.«

Viele Juristen, die für die Justiz der NS-Diktatur gearbeitet hatten und dadurch tief in das Unrechtssystem des Regimes verstrickt gewesen waren, hätten ihre Karrieren in der neuen Behörde nahtlos fortführen können, so Barley weiter. »Umso wichtiger ist es, dass sich Juristinnen und Juristen heute bewusst der Geschichte stellen«, betonte die Bundesjustizministerin.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, dass der Umgang des Bundesjustizministeriums mit seiner Vergangenheit als für die frühe Bundesrepublik exemplarisch gesehen werden könne. »Über NS-Kontinuitäten hat man lange Zeit vielerorts geschwiegen.«

WERTE Der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden, Daniel Botmann, sagte, dass der Blick auf die dunklen Kapitel der Geschichte heute wieder zur Verteidigung demokratischer Werte mahne. »Der Rechtsstaat muss sich gegen seine Feinde wehrhaft zeigen.« Dass sich das Bundesjustizministerium seit einigen Jahren intensiv mit der Aufarbeitung seiner Geschichte befasst, bezeichnete Botmann als wichtigen Schritt.

Seit Herbst 2016 liegt mit der Studie Die Akte Rosenburg eine ausführliche Darstellung über den Umgang des Bundesjustizministeriums mit der NS-Vergangenheit in den Anfangsjahren der Bundesrepublik vor.

Daraus geht hervor, dass mehr als die Hälfte aller Führungskräfte der Behörde von 1950 bis 1973 ehemalige NSDAP-Mitarbeiter waren, jeder fünfte war Mitglied der SA. Diese personelle Kontinuität hatte zur Folge, dass viele Gesetze nur langsam entnazifiziert wurden und ehemalige NS-Verbrecher häufig straffrei blieben.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht in der kommenden Ausgabe.

Sachsen

Landesbeauftragter: Jüdisches Leben auch in Sachsen gefährdet

Die Hemmschwelle, in eine Synagoge zu gehen, sei größer geworden, sagt Thomas Feist (CDU)

 25.04.2024

Pessach

Vertrauen bewahren

Das Fest des Auszugs aus Ägypten erinnert uns daran, ein Leben in Freiheit zu führen. Dies muss auch politisch unverhandelbare Realität sein

von Charlotte Knobloch  22.04.2024

Pessach

Das ist Juden in Deutschland dieses Jahr am wichtigsten

Wir haben uns in den Gemeinden umgehört

von Christine Schmitt, Katrin Richter  22.04.2024

Bayern

Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Flossenbürg vor 79 Jahren

Vier Schoa-Überlebende nahmen teil – zum ersten Mal war auch der Steinbruch für die Öffentlichkeit begehbar

 21.04.2024

DIG

Interesse an Israel

Lasse Schauder über gesellschaftliches Engagement, neue Mitglieder und die documenta 15

von Ralf Balke  21.04.2024

Friedrichshain-Kreuzberg

Antisemitische Slogans in israelischem Restaurant

In einen Tisch im »DoDa«-Deli wurde »Fuck Israel« und »Free Gaza« eingeritzt

 19.04.2024

Pessach

Auf die Freiheit!

Wir werden uns nicht verkriechen. Wir wollen uns nicht verstecken. Wir sind stolze Juden. Ein Leitartikel zu Pessach von Zentralratspräsident Josef Schuster

von Josef Schuster  19.04.2024

Sportcamp

Tage ohne Sorge

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin und Makkabi luden traumatisierte Kinder aus Israel ein

von Christine Schmitt  18.04.2024

Thüringen

»Wie ein Fadenkreuz im Rücken«

Die Beratungsstelle Ezra stellt ihre bedrückende Jahresstatistik zu rechter Gewalt vor

von Pascal Beck  18.04.2024